Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
Vom Netzwerk:
war ein nervöses Lachen. Tig meinte, Schafscheiße könne es nicht gewesen sein, weil Hercel nicht stank. Barton sagte, Hercel könne sich glücklich schätzen, dass er sich nicht den Hals gebrochen hatte. Bernie sagte gar nichts. Man konnte sich nur schwer vorstellen, wie ein Junge oder sonst jemand mit dem Rad geradewegs gegen die Mauer fuhr.
    »Die Kojoten werden immer frecher, je mehr sie werden«, sagte Barton. »Vor Kurzem wurde ein Mann in Massachusetts angegriffen, und mehrere Kinder wurden hier in Rhode Island angefallen. Und von ihren Haustieren können die Leute sich gleich verabschieden, wenn sie die draußen lassen. Letzten Monat hat eine Meute Kojoten einen Rottweiler erledigt. Die neuenglischen Kojoten sind größer als die im Westen. Sie haben mehr vom Wolf in sich. Du hast Glück, dass du nicht geendet hast wie Wrestling Brewster.«
    »Wieso?«
    »Er wurde in den sechziger Jahren des achtzehnten Jahrhundert auf der Jagd von Wölfen getötet. Damals gab es nicht mehr viele Wölfe, aber sie haben ihn trotzdem erwischt. Du weißt, er hatte seinen Namen bekommen, weil es hieß, er habe mit dem Teufel gerungen, und die Leute sagten, der Teufel habe ihn geschnappt, der Teufel in Gestalt von Wölfen.«
    »Barton, das brauchen sie nicht zu hören«, sagte Bernie.
    »Hast ja recht, hast ja recht. Glaubst du, dass du mit dieser Krücke zurechtkommst, Hercel? Dein Rad muss noch vor der Mauer liegen, wenn die Kojoten es nicht gefressen haben. Ich schätze, es wird ziemlich verbeult sein. Ich werde sehen, ob ich es wieder hinkriege.«
    Zwanzig Polizisten und State Trooper sowie ein FBI -Agent drängten sich am Samstagmorgen um acht Uhr in einen Konferenzraum auf dem Polizeirevier von Brewster zu einer Besprechung unter der Leitung von Captain Tom Brotman, dem Detective Commander der State Police. Phil Hilkavich, der Commander von District B, übernahm den stellvertretenden Vorsitz. Woody, Bobby Anderson, Chief Bonaldo, ein Lieutenant und mehrere Detectives aus South Kingstown, Naturpark-Ranger, ein Stammespolizist und ein paar andere saßen um den rechteckigen Tisch herum. Bonaldo hatte für Kaffee und Donuts gesorgt. Eine Sekretärin führte Protokoll, und die Stimmung war düster.
    Captain Brotman war ein Veteran der State Police mit dreißig Dienstjahren. Er besaß Diplome in Öffentlicher Sicherheit, Kriminologie und Psychologie. Wie vielen Autoritätspersonen war ihm klar, dass er umso genauer beobachtet wurde, je höher er aufstieg – von Presse, Fernsehen, Kollegen, Freunden, Feinden, einfach von allen. Der Trick bestand darin, es zu wissen, ohne sich davon beeindruckt zu zeigen. Natürlich hatte er schon erlebt, wie Leute von ihrer professionellen Paranoia zugrunde gerichtet worden waren, Leute, die sich in eine Position manövriert hatten, in der es unmöglich wurde, noch zu handeln, weil jede denkbare Konsequenz zur Bedrohung wurde. Groß, imposant und mit einer kraftvollen Baritonstimme, sah Brotman eine ganze Reihe von Gefahren, die ihn mit Schlamm bespritzen konnten. Die barbarische Natur der Verbrechen, das in der Öffentlichkeit noch nicht angesprochene Thema von Hexenzirkeln, Menschenopfern und schwarzer Magie – das war ein Rezept für Hysterie, und mit der Hysterie würde die Frage aufkommen: »Warum unternehmen die Behörden und speziell Tom Brotman denn nichts?«
    Captain Brotman ließ sich solche Befürchtungen nicht anmerken. Vielleicht trank er mehr Wasser als üblicherweise, fuhr sich mit der Zunge über die Lippe, trat von einem Fuß auf den anderen und zupfte öfter als sonst am Jackett seines grauen Anzugs, und wer ihn gut kannte, sah es auch.
    Er fing mit einer Schilderung der beiden Verbrechen an und räumte ein, dass es keine klaren Hinweise auf einen Zusammenhang gebe. In den Augen der Öffentlichkeit bestand der Zusammenhang in der Bösartigkeit beider Taten, doch das musste nicht unbedingt etwas bedeuten. Die einzige Verbindung war das bisschen Schlamm, das auf dem Boden im Krankenhaus gefunden worden war und das höchstwahrscheinlich, aber nicht mit Sicherheit, aus dem Great Swamp stammte. Infolgedessen mussten sie noch härter arbeiten – keine freien Tage und keine Ausreden. Er ließ Fotos von der Säuglingsstation verteilen, die jedoch nur mäßig interessant waren. Als Nächstes kamen Fotos von der Schlange, darunter eins von Chucky Stubbs, dem Sergeant im Tierheim, der das Tier hochhielt, um zu zeigen, wie lang es war. Chucky war ungefähr eins siebzig groß. Die

Weitere Kostenlose Bücher