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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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worden waren.
    Das Fenster an der Fahrerseite des Focus war vollständig geöffnet gewesen. Hartmann war durch einen aufwärts geführten Stich mit einer langen Messerklinge getötet worden. Die Klinge war ins rechte Herzventrikel gedrungen und dann gedreht worden, sodass sie die Pulmonalklappe, den rechten Vorhof und die Aorta durchschnitten hatte. Dasselbe Messer war vermutlich zum Skalpieren benutzt worden. Der Täter hatte die Haut oberhalb von Hartmanns Stirn mit einem waagerechten Schnitt durchtrennt.
    Bei der Spurensicherung im Krankenhaus war die Hälfte der in der Säuglingsstation gefundenen Fingerabdrücke identifiziert worden. Alice Alessios Fingerabdrücke hatte man in ihrer Wohnung sichergestellt, da sie selbst immer noch nicht aufzufinden war. Die Analyse der auf dem Boden gefundenen Schlammspuren wies auf ein Süßwasserfeuchtgelände hin, und die darin enthaltenen organischen Bestandteile – Weiße Scheinzypresse, Tupelobaum und Lorbeer – passten zum Great Swamp.
    Profile waren erstellt worden – von Krankenschwestern, Ärzten, Pflegern, Mitarbeitern, Patienten und Besuchern, die entweder kürzlich im Haus gewesen waren oder deren Arbeit sie auf die Säuglingsstation geführt haben konnte, aber auch von denen, die im Sumpfgebiet arbeiteten oder an der Liberty Lane wohnhaft waren.
    Woody berichtete von seinem Gespräch mit Schwester Asherah MacDonald, und man vereinbarte einen konzertierten Einsatz, bei dem Gespräche mit weiteren Wiccanern und mit dem im You-You beschäftigten Männern und Frauen geführt werden sollten. Woody erläuterte die Unterschiede zwischen Wiccanern, Neopaganisten und Satanisten und fügte hinzu, dies seien nur allgemeine Kategorien. Wiccanische und neopaganistische Webseiten ließen vermuten, dass es im Staat etwa fünfhundert einschlägig organisierte Personen gebe. Die meisten seien offenbar gewaltlose, wohlmeinende Idealisten. Über Satanisten wisse er nichts, ergänzte er. Für die Polizei seien die extremeren Gruppierungen wohl von größerem Interesse. »Tatsächlich«, sagte Woody, »fangen sie ziemlich extrem an und werden dann immer extremer.«
    Captain Brotman wies darauf hin, dass Wicca gerichtlich als Religion anerkannt sei. In den Vereinigten Staaten sei die Bewegung seit mehr als fünfzig Jahre aktiv und umfasse schätzungsweise zweihunderttausend Mitglieder. Wicca stehe unter dem Schutz des Ersten Zusatzartikels zur Verfassung, und beim Militär gebe es wiccanische Feldgeistliche. Infolgedessen müsse man darauf achten, nicht den Eindruck von Diskriminierung oder Verfolgung zu erwecken. Ein paar Anwesende reagierten darauf mit Blicken, die besagten, jetzt hätte man »wirklich alles gesehen«.
    Bobby erzählte von seinem Gespräch mit Peggy Summers und ihrer Mutter. »Wie es aussieht, wurde sie praktisch vergewaltigt, und zwar von einem maskierten Kerl. Sie glaubt, dass zahlreiche Personen dabei anwesend waren, die allesamt Pilze und diverse illegale Substanzen konsumiert hatten. Sie erinnert sich sehr vage an das Ereignis, doch sie glaubt, andere hätten um sie herum getanzt, während sie vergewaltigt wurde. Aber es ist nicht so, dass sie sich gewehrt hätte oder dergleichen. Der Mann hat ausgenutzt, dass sie high war. Sie sagt, sie sei hingegangen, weil es sich angeblich um eine Party handelte. Entweder will sie es nicht sagen, oder sie weiß nicht, wer ihr den Vorschlag gemacht hat. Man habe ihr gesagt, dort seien Leute, die sie kenne, aber sie habe niemanden gesehen. Freies Essen, freie Drogen – das habe sich gut angehört, aber auf dem Weg dorthin wurden ihr die Augen verbunden.«
    Man besprach das Problem der verschwundenen Plazenta. Wer hatte Gelegenheit gehabt, sie zu entwenden? War sie zum selben Zeitpunkt gestohlen worden, als auch das Baby verschwand? Und aus welchem Grund wurde sie gestohlen? Und noch einmal: Wer wusste, dass Hercel eine Kornnatter besaß? Na ja, die ganze Nachbarschaft und viele Kinder in der Schule, denn Hercel hatte sie im September mitgebracht, um sie der Klasse zu zeigen. Woody erklärte, tatsächlich habe die Schlange keinen Namen. Den Namen »Satan« habe eine Lokalreporterin erfunden.
    »Wir haben es mit zwei verschiedenen Fällen zu tun«, sagte Brotman, »und wir sollten da nichts vermischen. Vielleicht gibt es einen Zusammenhang zwischen der Entführung und dem Mord, vielleicht auch nicht. Aber dann – was steckt hinter der Schlange und der Skalpierung? Wir nehmen an, dass sie Teil eines Rituals sind, doch beides

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