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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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bisschen zynisch, findest du nicht?«
    »So werde ich, wenn man mit Schrotflinten auf mich zielt. Das ist ’ne persönliche Sache. Am Ende denke ich über meine Sterblichkeit nach, und das ist ein Thema, das ich gern vermeide. Ich sollte nach Tahiti ziehen und Brotfruchtbäume züchten.«
    »Tahiti würde dir nicht gefallen«, sagte Woody. »Dort ist es voll von Touristen. Versuch’s mit Pitcairn Island. Da wohnen weniger als fünfzig Leute. Du könntest den Genpool vergrößern.«
    »Mögen sie da Schwarze?«
    »Was bliebe ihnen anderes übrig?«
    Sie gingen hinaus auf den Parkplatz. Es war kurz nach elf an einem strahlenden Herbsttag. Eine steife Brise schüttelte die Bäume, und die Morgensonne ließ die Kirchtürme aus dem neunzehnten Jahrhundert leuchten. Eine Krähe äußerte einsilbig ihre Ansicht; niemand antwortete und bewies ihr das Gegenteil. Laubbläser waren in Betrieb und irgendwo auch eine Motorsäge.
    »Glaubst du, es gibt viele Kojoten hier in der Gegend?«, fragte Bobby.
    »Im Vergleich wozu?«
    »Na, als ich klein war, gab’s hier keine. Dann sagten einige, sie hätten welche gesehen, und andere meinten, sie irrten sich. Dann sagten alle, sie hätten welche gesehen, und jetzt sagen sie, sie hätten viele gesehen.«
    »Du weißt, dass es in Chicago zweitausend Kojoten gibt?«
    »Mann, Chicago interessiert mich nicht. Ich rede von hier. Wir haben einen ganzen Haufen.«
    Beiden glaubten, Angst im Blick des anderen zu erkennen, und jeder hoffte, ihm selbst wäre sie nicht anzusehen.
    Nach der Besprechung ging Chief Bonaldo zu seinem Büro am Ende des Ganges, mit langsamen Schritten, für den Fall, dass jemand mit ihm reden wollte. Er wollte es ihnen leicht machen, ihn einzuholen. Aber niemand wollte mit ihm reden, sondern nur miteinander. Er hörte ihr Lachen und ihre lebhaften Stimmen. Sie gehörten einer auserwählten Bruderschaft an, in der er kein Mitglied war. Er war nur kommissarischer Polizeichef. Und selbst wenn er zum Polizeichef ernannt werden sollte – was immer unwahrscheinlicher zu sein schien –, würden sie ihn vermutlich nicht in ihre Bruderschaft aufnehmen. Er sagte sich, es gebe keinen vernünftigen Grund für diese Annahme. Es sei nur ein ungutes Gefühl.
    Nun war es nicht so, dass Fred keine Freunde hatte, doch die meisten seiner Freunde waren Freimaurer. Er bewunderte sie, er liebte sie sogar, aber sie waren keine Polizisten. Fred war mit seinem Arzt befreundet, mit seinem Zahnarzt, mit seinem Anwalt. Er war gut befreundet mit Tony Caprio, dem Eigentümer von Caprio’s Toyota. Er war gut befreundet mit Father Pete von St. John’s, und es gab nichts, was er ihm nicht erzählen würde. Er war sogar befreundet mit den Ehemännern der Freundinnen seiner Frau, und das war eine ziemlich gemischte Truppe. Doch keiner von denen war Polizist.
    Das war zum Teil der Grund, weshalb er den Polizeichef von Oswego noch nicht angerufen hatte. Selbst wenn Fred sich nicht als kommissarischer Polizeichef vorstellte, würde der Mann oder die Frau es ganz sicher an seiner Stimme erkennen und hören, dass er mehr Immobilienmakler als Polizist war. Fred malte sich aus, wie die Stimme des Chiefs von Oswego kühl werden würde. Das konnte er in diesem Augenblick seines Lebens nicht gebrauchen, wirklich nicht. Leute, die an seine Tür klopften und sich danach drängten, mit ihm zu sprechen, um ihn mehr oder weniger deutlich wissen zu lassen, dass er ein Leichtgewicht war. Nein, das wollte er nicht hören, nicht von einem Cop aus Oswego, der nicht mal aufs Meer hinausschauen konnte, wenn er niedergeschlagen war.
    Andererseits war Fred klar, dass er den Anruf tätigen musste, schon um Baldos willen, seines Lieblingssohns, der aussah wie eine Miniaturversion von ihm, der arme Junge. Baldo war ganz aufgeregt aus der Schule gekommen, und sein rundes Gesicht hatte gestrahlt wie eine Hundert-Watt-Birne. Fred sah es gern, wenn sein Sohn glücklich war. Das versüßte ihm den Tag. Und dann hatte Baldo gesagt: »Ich habe mit Hercel Freundschaft geschlossen. Er ist toll! Er wird mein bester Freund. Er kann coole Zaubertricks.«
    Fred erinnerte sich an Hercel. Er war der Stiefsohn von Carl Krause. Also hatte er gesagt: »Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«
    Baldo war die Zurückhaltung seines Vaters nicht entgangen. »Na klar. Es ist phantastisch. Warum sollte es keine gute Idee sein?« Seine Begeisterung hatte sich in Wachsamkeit verwandelt.
    Was hätte Fred sagen sollen? Dass Carl Krause ein Irrer

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