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Das Fest des Ziegenbocks

Das Fest des Ziegenbocks

Titel: Das Fest des Ziegenbocks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Fuchses.‹
    Er hörte mit dem Rudern auf, als er einen Krampf im linken Arm spürte. Nachdem er sein Gesicht abgewischt hatte, sah er auf seine Hose, in Höhe des Hosenschlitzes. Nichts. Es war noch immer dunkel. Die Bäume und Büsche der Villa Radhamés waren dunkle Flecken unter einem reinen Himmel voller flimmernder kleiner Lichter. Wie lautete der Vers von Neruda, der den schwatzhaften Freundinnen der Moralistin so sehr gefiel? »Und blaugefroren zittern weit entfernte Gestirne.« Diese alten Vetteln träumten zitternd von irgendeinem Dichter, der sie kratzte, wo es sie juckte. Und sie hatten nur diesen Frankenstein Chirinos in greifbarer Nähe. Wieder kicherte er laut vor sich hin, was ihm in diesen Zeiten selten widerfuhr. Er zog sich aus und ging in Hausschuhen und Morgenmantel ins Bad, um sich zu rasieren. Er stellte das Radio an. In der
    Stimme der dominikanischen Republik und in Radio Karibik lief gerade die Presseschau. Bis vor einigen Jahren begannen die Nachrichten um fünf. Aber als sein Bruder Petán, der Besitzer der Stimme, erfuhr, daß er um vier Uhr aufwachte, zog er die Nachrichtensendung vor. Die anderen Sender taten es ihm nach. Sie wußten, daß er Radio hörte, während er sich rasierte, badete und ankleidete, und taten ihr Bestes.
    Nach einem Werbespot des Hotel-Restaurants El Conde, worin ein Tanzabend mit den Giganten des Rhythmus unter der Leitung von Professor Gatón und mit dem Sänger Johnny Ventura angekündigt wurde, berichtete die Stimme über den Julia-Molina-verwitwete-Trujillo-Preis für die Kinderreichste Mutter. Die Gewinnerin, Doña Alejandrina Francisco, Mutter von einundzwanzig lebenden Kindern, hatte beim Erhalt der Medaille mit dem Abbild der Erhabenen Matrone erklärt: »Meine einundzwanzig Kinder werden ihr Leben für den Wohltäter geben, wenn er es von ihnen verlangt.« »Ich glaub dir kein Wort, dumme Ziege.« Er hatte sich die Zähne geputzt, und jetzt rasierte er sich mit der Sorgfalt, mit der er es getan hatte, seit er ein kleiner Hungerleider in San Cristóbal gewesen war. Als er nicht einmal wußte, ob seine arme Mutter, der nun am Muttertag das ganze Land huldigte (»Quelle der Barmherzigkeit und Mutter des hehren Mannes, der uns regiert«, sagte der Sprecher), am Abend Bohnen und Reis für die acht Mäuler der Familie haben würde. Sauberkeit, Körperpflege und äußere Erscheinung waren für ihn die einzige Religion gewesen, die er bewußt praktizierte.
    Nach einer weiteren langen Liste von Besuchern, die zu Mama Julia kamen, um sie zum Muttertag zu beglückwünschen (arme Alte, die unerschütterlich diese Karawane von Schulen, Verbänden, Instituten, Gewerkschaften empfing und sich mit ihrer schwachen kleinen Stimme für die Blumen und Glückwünsche bedankte), begannen die Attacken auf die Bischöfe Reilly und Panal, »die nicht unter unserer Sonne geboren wurden und nicht unter unserem Mond gelitten haben« (›Hübsch‹, dachte er), »sich in unser ziviles und politisches Leben einmischen und dabei den Boden der Strafbarkeit betreten«. Johnny Abbes wollte die Santo-Domingo-Schule stürmen und den Yankee-Bischof aus seiner Zuflucht holen. »Was kann schon passieren, Chef? Die Gringos werden natürlich protestieren. Protestieren sie denn nicht schon ewig wegen allem möglichen? Wegen Galindez, wegen des Piloten Murphy, wegen der Schwestern Mirabal, wegen des Attentats auf Betancourt, wegen tausend anderer Sachen. Was macht es schon, wenn sie in Caracas, Puerto Rico, Washington, New York, Havanna bellen. Wichtig ist, was hier passiert. Nur wenn die Pfaffen einen Schrecken bekommen, werden sie aufhören zu konspirieren.« Nein. Der Augenblick war noch nicht gekommen, mit Reilly abzurechnen oder mit dem anderen Scheißkerl, dem Bischof Panal, diesem Spanierlein. Er würde kommen, sie würden bezahlen. Sein Instinkt trog ihn nicht. Den Bischöfen einstweilen kein Haar krümmen, auch wenn sie weiter nervten, wie sie es seit Sonntag, dem 2 5. Januar 1960, taten – fast eineinhalb Jahre schon! – , als der Hirtenbrief der Bischöfe von allen Kanzeln verlesen wurde und die Kampagne der katholischen Kirche gegen das Regime einleitete. Diese Schandmäuler! Diese Pfaffen! Diese Eunuchen! Das ihm, der im Vatikan von Pius XII. mit dem Großkreuz des päpstlichen Ordens des heiligen Georg ausgezeichnet worden war. In der Stimme erinnerte Paíno Pichardo in einer Rede, die er am Vorabend in seiner Eigenschaft als Innen- und Kultusminister gehalten hatte, daß der

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