Das Fest des Ziegenbocks
Staat insgesamt sechzig Millionen Pesos für diese Kirche ausgegeben habe, deren »Bischöfe und Priester der Schar der dominikanischen Gläubigen jetzt einen so großen Schaden zufügen«. Er wechselte den Sender. In Radio Karibik verlasen sie einen Protestbrief mehrerer hundert Arbeiter: Man habe ihre Unterschriften nicht aufgenommen in das Große Nationale Manifest »gegen die störenden Machenschaften des Bischofs Reilly, Verräter an Gott und Trujillo und seiner Manneswürde, der, statt in seiner Diözese San Juan de la Maguana zu bleiben, wie eine verängstigte Ratte nach Ciudad Trujillo gelaufen war, um sich
unter den Röcken der nordamerikanischen Nonnen der Santo-Domingo-Schule zu verstecken, einer Höhle des Terrorismus und der Konspiration«. Als er gehört hatte, daß das Unterrichtsministerium der Santo-Domingo-Schule wegen »Komplizenschaft der ausländischen Nonnen mit den staatsfeindlichen terroristischen Intrigen der Purpurträger aus San Juan de la Maguana und La Vega« die Staatlichkeit aberkannt hatte, kehrte er zur Stimme zurück, gerade rechtzeitig, um vom Sprecher die Bekanntgabe eines weiteren Sieges der dominikanischen Polomannschaft in Paris zu hören, wo sie »auf dem schönen Spielfeld von Bagatelle das sachverständige Publikum begeisterte und nach einem Fünf-zu-vier-Sieg gegen die Leopards den Aperture-Pokal erhielt«. Ramfis und Radhamés die gefeiertsten Spieler. Eine Lüge, um den Dominikanern zu schmeicheln. Und ihm. Er spürte ein Ziehen am Mageneingang, das ihn jedesmal befiel, wenn er an seine Söhne dachte, diese erfolgreichen Mißerfolge, diese Enttäuschungen. In Paris Polo zu spielen und Französinnen flachzulegen, während ihr Vater die härteste Schlacht seines Lebens schlug.
Er wischte sich das Gesicht ab. Sein Blut wurde sauer,
wenn er an seine Söhne dachte. Mein Gott, er war es nicht, der versagt hatte. Seine Rasse war gesund, ein Zuchthengst mit großem Stockmaß. Da waren zum Beweis die Kinder, die sein Samen in anderen Leibern gezeugt hatte, dem von Lina Lovatón, um ein naheliegendes Beispiel zu nennen, kräftige, energische Burschen, die es tausendmal verdienten, den Platz dieser beiden Schmarotzer einzunehmen, dieser Nieten mit den Namen von Operngestalten. Warum hatte er zugelassen, daß die Vortreffliche Dame seinen Söhnen die Namen aus dieser Oper Aida gab, die sie unglücklicherweise in New York gesehen hatte? Sie hatten ihnen Pech gebracht, Operettenbuffos aus ihnen gemacht, statt Männer mit Haaren auf der Brust. Bohemiens, Müßiggänger ohne Charakter noch Ehrgeiz, die nur zum Amü sement taugten. Sie waren nach seinen Brüdern geraten, nicht nach ihm. Genauso unnütz wie Negro, Petán, Pipí, Aníbal, dieser Haufe von Spitzbuben, Schmarotzern, Taugenichtsen und armen Teufeln. Keiner besaß auch nur ein Millionstel seiner Tatkraft, seines Willens, seiner Vision. Was würde nach seinem Tod aus diesem Land werden? Bestimmt war Ramfis nicht einmal so gut im Bett, wie seine Schmeichler ihm nachsagten. Er hat Kim Novak flachgelegt! Er hat Zsa Zsa Gabor flachgelegt! Er hat Debra Paget und halb Hollywood über die Klinge springen lassen! Was für ein Verdienst. Mit Mercedessen, Cadillacs und Nerzmänteln als Geschenk hätte es sogar der verrückte Valeriano mit Miss Universum und mit Elizabeth Taylor getrieben. Armer Ramfis. Er hatte den Verdacht, daß ihm die Frauen gar nicht so sehr gefielen. Ihm gefiel der äußere Schein, daß man sagte, er sei der beste Bespringer dieses Landes, besser noch als Porfirio Rubirosa, der Dominikaner, der in der ganzen Welt durch die Größe seiner Rute und seine Heldentaten als internationaler Hurenbock bekannt war. Spielte er auch Polo mit seinen Söhnen, drüben in Bagatelle, der Große Schänder? Die Sympathie, die er für Porfirio empfand, seit dieser zum Korps seiner Militäradjutanten gehörte, ein Gefühl, das sich trotz dessen gescheiterter Ehe mit seiner ältesten Tochter Flor de Oro erhalten hatte, verbesserte seine Laune. Porfirio besaß Ehrgeiz und hatte große Frauen flachgelegt, von der Französin Danielle Darrieux bis zur Multimillionärin Barbara Hutton, ohne ihnen einen Blumenstrauß zu schenken, im Gegenteil, ausgepreßt hatte er sie und sich auf ihre Kosten bereichert.
Er füllte die Badewanne mit aufschäumenden Salzen und stieg mit der tiefen Zufriedenheit jedes Morgens hinein. Porfirio hatte immer ein gutes Leben geführt. Seine Ehe mit Barbara Hutton dauerte einen Monat, gerade so lange, um ihr eine
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