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Das Fest des Ziegenbocks

Das Fest des Ziegenbocks

Titel: Das Fest des Ziegenbocks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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verdammtnochmal sie tun sollten.
    »Soll ich dir mal was sagen, Juan Tomás?« »Was, Antonio?«
    »Ich freue mich, daß ich aus diesem Mauseloch raus bin. Aus dieser Hitze, diesem Staub, der einem in die Nase drang und die Luft nahm. Aus dieser unbequemen Enge. Wie gut das tut, an der frischen Luft zu sein, zu spüren, wie die Lungen sauber werden.«
    »Fehlt nur noch, daß du mir sagst: ›Auf, laß uns ein kühles Bierchen trinken, um zu feiern, daß das Leben schön ist.‹ Was zum Teufel ist in Sie gefahren, mein Bester!« Beide brachen in Lachen aus, in ein heftiges, kurzes Lachen. Auf der Avenida Pasteur versuchten sie eine ganze Weile, ein Taxi anzuhalten. Die vorbeifuhren, waren besetzt.
    »Ich bedaure, daß ich nicht zusammen mit euch an der Straße war«, sagte General Díaz plötzlich, als erinnerte er sich an etwas Wichtiges. »Daß ich nicht auch auf den Ziegenbock geschossen habe. Scheiße und noch mal Scheiße.«
    »Es ist, als wärst du dabeigewesen, Juan Tomás. Frag Johnny Abbes, Negro, Petán, Ramfis, und du wirst sehen. Für sie warst du auch bei uns an der Straße und hast den Chef mit Blei vollgepumpt. Mach dir keine Sorgen. Einen Schuß hab ich ihm für dich verpaßt.«
    Endlich hielt ein Taxi. Sie stiegen ein, und als der Fahrer, ein kräftiger, grauhaariger Mulatte in Hemdsärmeln, sah, daß sie zögerten, ihm ihr Fahrziel zu nennen, wandte er sich zu ihnen um. In seinen Augen sah Antonio de la Maza, daß er sie erkannt hatte. »Zur San Martin«, befahl er ihm.
    Der Mulatte nickte, ohne den Mund aufzumachen. Wenig später murmelte er, ihm gehe das Benzin aus; er müsse den Tank füllen. Er überquerte die 30 de Mayo, wo der Verkehr dichter war, und hielt in der San Martin Ecke Tiradentes bei einer Texaco-Tankstelle. Er stieg aus dem Wagen, um den Tank zu öffnen. Antonio und Juan Tomás hielten jetzt die Revolver in den Händen. De la Maza zog sich den rechten Schuh aus, drehte am Absatz und entnahm ihm eine kleine Cellophantüte, die er in seine Jackentasche steckte. Da Juan Tomás ihn verdutzt anschaute, erklärte er ihm:
    »Es ist Strychnin. Ich hab es mir in Moca verschafft, unter dem Vorwand, es sei für einen tollwütigen Hund.« Der dicke General zuckte verächtlich die Schultern und zeigte auf seinen Revolver:
    »Es gibt kein besseres Strychnin als das da, Bruderherz. Gift ist was für Hunde und Frauen, komm mir nicht mit solchem Firlefanz. Außerdem bringt man sich mit Zyankali um, nicht mit Strychnin, du Idiot.«
    Sie brachen wieder in Lachen aus, in das gleiche unbändige und traurige Lachen.
    »Hast du den Typ an der Kasse gesehen?« Antonio de la Maza zeigte auf das Fenster. »Mit wem, glaubst du, telefoniert er gerade?«
    »Vielleicht mit seiner Frau, um sie zu fragen, was ihre Möse macht.«
    Antonio de la Maza lachte abermals, dieses Mal wirklich, ein langes, offenes Lachen.
    »Worüber lachst du denn so, du Idiot.« »Findest du das nicht komisch?« sagte Antonio, wieder ernst. »Wir beide in diesem Taxi. Was zum Teufel machen wir hier? Wir wissen ja nicht einmal, wohin wir wollen.« Sie wiesen den Fahrer an, zurück zum Kolonialviertel zu fahren. Antonio hatte eine Idee, und als sie im alten Zentrum waren, sagten sie dem Fahrer, er solle von der Galle Billini aus in die Espaillat einbiegen. Dort wohnte der Anwalt Generoso Fernández, den beide kannten. Antonio erinnerte sich, gehört zu haben, wie er über Trujillo fluchte; vielleicht konnte er ihnen ein Fahrzeug besorgen. Der Anwalt kam an die Tür, aber er ließ sie nicht herein. Als er sich von der Überraschung erholt hatte – er schaute sie vor Entsetzen blinzelnd an – , fand er nur Worte der Empörung: »Seid ihr verrückt? Wie kommt ihr dazu, mich so zu gefährden! Wißt ihr nicht, wer vor einer Minute hier gegenüber reingegangen ist? Der Flüssige Verfassungsrechtier! Konntet ihr nicht nachdenken, bevor ihr mir so was antut? Los, haut ab, ich habe Familie. Bei allem, was euch lieb ist, haut ab! Ich bin niemand, niemand.«
    Er schlug ihnen die Tür vor der Nase zu. Sie kehrten zum Taxi zurück. Der alte Mulatte saß noch immer gehorsam am Steuer, ohne sie anzusehen. Nach einer Weile murmelte er: »Wohin jetzt?«
    »Zum Independencia-Park«, wies Antonio ihn an, um etwas zu sagen.
    Wenige Sekunden nachdem sie losgefahren waren – die Straßenlampen an den Ecken brannten schon, und die Leute strömten allmählich auf die Bürgersteige, um frische Luft zu schöpfen –, sagte der Fahrer:
    »Da sind Wannen hinter

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