Das Fest des Ziegenbocks
überzeugte und bekennende Trujillo-Anhänger, entwaffnen, rekrutieren oder töten und vor dem Eintreffen Espaillats und weiterer Militärs in die Festung 18 de Diciembre eilen, wo er sicher wäre. Aber auch das tat er nicht, sondern zeigte die gleiche Empörung wie Moreno und Pou, während er mit ihnen die nähere Umgebung durchsuchte, und reagierte erfreut, als der Oberst einen Revolver im Gebüsch fand. Augenblicke später war Navajita da und trafen Patrouillen und Soldaten ein, denen er befahl, die Suche fortzusetzen. Er würde im Generalstab sein. Während er, nun in seinem Dienstwagen, von seinem Fahrer, dem Feldwebel Morones, in die Festung 18 de Diciembre gefahren wurde, rauchte er mehrere Lucky Strike. Luis Amiama und Juan Tomás waren bestimmt dabei, ihn überall zu suchen,
mit dem Leichnam des Chefs im Schlepptau. Es war seine Pflicht, ihnen irgendein Zeichen zu senden. Aber statt dessen gab er bei seiner Ankunft im Generalstab der Wache Instruktionen, keine Zivilperson hereinzulassen, wer es auch sei und unter welchem Vorwand auch immer. Er fand die Festung in Aufruhr vor; es herrschte ein Kommen und Gehen, das sonst um diese Uhrzeit unvorstellbar war. Während er mit großen Sätzen dieTreppe hinaufeilte, auf seinen Kommandoposten zu, und mit einem leichten Neigen des Oberkörpers den Gruß der salutierenden Offiziere erwiderte, hörte er Fragen – »Ein Landungsversuch gegenüber dem Gelände des Viehmarktes, Herr General?« – , mit deren Beantwortung er sich nicht aufhielt.
Er trat ein, erregt, sein Herz spürend, und ein einziger Blick auf die etwa zwanzig hochrangigen Offiziere, die in seinem Büro versammelt waren, genügte ihm, um zu wissen, daß sich ihm trotz der verpaßten Gelegenheiten noch eine Möglichkeit bot, den Plan in Gang zu setzen. Diese Offiziere, die bei seinem Anblick die Hacken zusammenschlugen und salutierten, waren die Elite des Oberkommandos, in ihrer Mehrheit Freunde, und warteten auf seine Befehle. Sie wußten oder ahnten, daß eine schreckliche Leere entstanden war; erzogen in der Tradition der Disziplin und völliger Abhängigkeit vom Chef, erwarteten sie, daß er den Befehl übernähme und eindeutige Absichten erkennen ließe. In den Gesichtern von General Fernando A. Sán-chez, von General Radhamés Hungría, der Generäle Fausto Caamano und Felix Hermida, der Obersten Rivera Cuesta und Cruzado Pina und der Majore Wessin y Wessin, Pagán Montás, Saldafia, Sánchez Pérez, Fernández Domínguez und Hernando Ramírez lag Angst und Hoffnung. Sie erwarteten, daß er ihnen die Unsicherheit nahm, gegen die sie nichts vermochten. Eine Ansprache mit der Stimme eines Befehlshabers, der Saft in den Eiern hat und weiß, was er tut, der ihnen erklärt, daß in dieser äußerst ernsten Situation das Verschwinden oder der Tod Tru-jillos – ein Ereignis, zu dem es aus Gründen gekommen ist, über die man würde urteilen müssen – der Republik eine von der Vorsehung gesandte Möglichkeit für den Wechsel eröffne. Es gelte vor allem, das Chaos, die Anarchie, eine kommunistische Revolution und die daraus folgende nordamerikanische Besetzung zu verhindern. Das Land war dem Ruin nahe, in die Isolation getrieben durch die Freveltaten eines Regimes, das in der Vergangenheit zwar unbezahlbare Dienste geleistet hatte, aber in eine Tyrannei ausgeartet war, die weltweit Abscheu erregte. Es war notwendig, den Ereignissen mit einer Zukunftsvision zuvorzukommen. Er fordere sie auf, ihm zu folgen, gemeinsam den Abgrund zu überbrücken, der sich vor ihnen öffnete. Als Kommandeur der Streitkräfte werde er einer militärisch-zivilen Junta aus angesehenen Persönlichkeiten vorstehen, deren Aufgabe es sein wird, den Übergang zur Demo kratie so zu gestalten, daß die von den Vereinigten Staaten verhängten Sanktionen aufgehoben und Wahlen unter der Kontrolle der OAS ausgeschrieben werden können. Die Junta besitze das Plazet Washingtons, und er erwarte von ihnen, den Befehlshabern der angesehensten Institution des Landes, ihre Mitarbeit. Er wußte, daß seine Worte mit Beifall aufgenommen und Unentschlossene am Ende von der Überzeugung der anderen mitgerissen worden wären. Dann wäre es leicht, leitenden Offizieren wie Fausto Caamafio und Felix Hermida den Befehl zu geben, die Brüder Trujillos zu verhaften und Abbes García, Oberst Figueroa Carrión, Hauptmann Candito Torres, Clodoveo Ortiz, Américo Dante Minervino, César Rodríguez Villeta und Alicinio Pena Rivera in die Enge zu treiben,
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