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Das Festmahl des John Saturnall

Das Festmahl des John Saturnall

Titel: Das Festmahl des John Saturnall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Norfolk
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erinnerte sich der Worte, die er ihr ins Ohr geflüstert hatte. Der kunstvollen Schilderungen, die er für die gewöhnlichen Speisen ersonnen hatte, die er ihr serviert hatte. Nun war es an ihm, zuzuhören und zu schmecken. Sie löffelte ein dickes Mus aus einem Töpfchen. Zerdrückte Rüben, wie John klar wurde. Er sah auf.
    »Esst«, befahl Lucretia.
    Sie servierte ihm gekochte Zuckerwurzeln, gedämpften Salzfisch, eine Art Porridge und getrocknete Apfelringe, in Verjus eingelegt. Er saß steif auf seinem Stuhl. Er kaute und schluckte, während Lucretia vor ihm stand. Schließlich legte er den Löffel hin.
    »Sind die Gerichte nicht nach Eurem Geschmack, Master Saturnall?«
    John betrachtete die Servierteller und Präsentierteller. Er stellte sich Lucretia vor, wie sie ungeschickt mit Töpfen und Pfannen hantierte. Wie sie kochte und zerstampfte und schrubbte und schälte. Wie mochte
sie sich diese Begegnung vorgestellt haben? Auf einmal konnte er nicht länger schweigen.
    »Du hast mich vertrieben«, sagte er. »Das war deine Absicht.«
    Er blickte auf und sah Verblüffung und Entsetzen auf ihrer Miene.
    »Ich habe es erst lange Zeit später begriffen. Als ich das erste Mal von dem Fest sprach, kanntest du bereits die ganze Geschichte. Du kanntest sie, aber du hast nichts gesagt. Warum? Ich habe dich damals gefragt, aber du hast mir die Antwort verweigert. Aber dein Schweigen war eine Lüge, nicht wahr? Es war ein Täuschungsmanöver. Um mich in Zorn zu versetzen. Denn es gab eine wichtigere Frage, die ich dir an jenem Abend hätte stellen können.«
    Schweigend und mit undurchdringlicher Miene stand sie vor ihm. Nur ihre dunklen Augen, die ihn aufmerksam beobachteten, waren lebendig.
    »Warum hast du es mir gesagt? Das war die Frage, der du ausweichen wolltest. Warum hast du jene Nacht gewählt, um mir zu sagen, was du wusstest? Am Vorabend deiner Hochzeit. Du konntest auf meinen Zorn vertrauen, habe ich recht? Auf die glühende Kohle tief in meinem Inneren. Ich hatte dir schließlich davon erzählt. Und mein Zorn hat mich geblendet, wie zu erwarten. Worauf du gerechnet hattest.« Er sah zu ihr auf. »Aber nach und nach legte sich mein Zorn. Ich dachte über das nach, was du mir gesagt hattest. Er hieß Coldcloak, sagtest du. Er kam, als die Römer sich zurückzogen. Er schwor Gott einen Eid und zerschlug Belliccas Tische. Er stahl die Feuer aus ihren Herden und floh durch das Tal. Er kam hierher. So viel hast du mir gesagt. Aber das war nicht alles, nicht wahr?«
    Lucretia nickte kaum merklich.
    »Er hat geschworen, ihr Werk zu vernichten«, sagte John. »Aber hier hat er ihre Obstgärten neu angelegt. In seinen Herden hielt er Bellicccas Feuer lebendig. Er beging das Fest, so gut er konnte. Und er errichtete einen Turm, damit er das Tal überblicken konnte. Warum?«
    »Um vor ihr auf der Hut zu sein«, sagte Lucretia. »Weil er sich vor ihrem Zauber fürchtete ...«

    »Und warum hat er dann ihre Gärten bewahrt?«, fiel John ihr ins Wort. »Und die Feuer ihrer Herde? Warum sollte er ihr Fest begehen? Oder einen Turm errichten, um nach dem Glosen ihres Herds Ausschau zu halten? Du weißt die Antwort. Du wusstest sie damals. Warum?«
    Lucretia schüttelte langsam den Kopf. Doch ihr Blick wich seinem aus.
    »Er hat sie geliebt«, sagte John. »Seinem Eid zum Trotz. Trotz allem, was er getan hatte. Und das hast du immer gewusst. Weil auch du den geliebt hast, den du nicht haben konntest. Weil du an den gleichen Eid gebunden warst.«
    Lucretia blickte aus dem Fenster. Draußen wirbelten Schneeflocken vom Himmel. »Ich fürchte, Ihr werdet Euch mit Eurem Nachtmahl beeilen müssen, Master Saturnall«, sagte sie mit abgewendetem Gesicht. »Die Straßen sind nicht besser geworden. Noch ein wenig mehr Schnee, und sie sind unpassierbar ...«
    »Du hast mir damals geantwortet, um mich loszuwerden«, unterbrach John sie. »Du hast dich wie eine Hure aufgemacht, um mein Verlangen abzutöten und mich zu verjagen. Du hast mich verleugnet. Und du hast die Gefühle verleugnet, die zu empfinden du behauptet hast. Genau wie dein Vorfahre mit Bellicca. Du hast mich belogen und dich selbst belogen ...«
    Bei diesen Worten drehte sie sich zu ihm um und schlug dabei eine Schüssel von dem Servierbrett.
    »Ich habe nicht gelogen!«, rief sie. »Ich konnte es nicht ertragen! Kannst du das nicht verstehen? Ich konnte es nicht ertragen, dich in meiner Nähe zu wissen und dich nicht berühren zu dürfen. Ich konnte es nicht ertragen,

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