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Das Feuer das am Nächsten liegt

Das Feuer das am Nächsten liegt

Titel: Das Feuer das am Nächsten liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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dieser alte Teufelstrott ging weiter, und eines Morgens trat ich unverblümt auf die Aufforderung von Tsorl und Lisa hin in das große Zelt.
    „Sei tapfer“, sagte Tsorl, „und wir werden das Problem der Kommunikation lösen.“
    „Was für ein Netz habt Ihr für mich geknüpft?“ fragte ich argwöhnisch.
    Lisa hatte dem Schirm etwas hinzugefügt, und Teil davon war irgendeine Drahtkappe mit zwei weichen Enden, die auf Menschenohren paßten. Nach einiger Überredung und Anpassung erlaubte ich ihnen, sie mir aufzusetzen, und eine fremde Stimme, wie Stimmen des Films, sagte freundlich zu mir: „Steig auf.“ Auf dem Schirm erschien ein merkwürdiges sich bewegendes Symbol, das ich als Strichmann erkannte; der Strichmann stieg eine treppenförmige Linie hinauf, und ich erkannte, daß er tatsächlich hinaufstieg. „Steig auf“, murmelte die Stimme in meinem Ohr, und dann nach einem Augenblick „Steig ab“, und der Strichmann stieg ab.
    Ich schaute Tsorl und Lisa an, und sie bewegten mich dazu, die Menschenwörter zu sagen. Das gelang mir ohne Schwierigkeiten, und ich sah, daß Lisa noch einen Schalter betätigte; ein kleiner Dämon aus rotem Licht tanzte auf dem Schirm, und ich spürte, daß er sich in meinen Verstand bohrte. Ich riß die Drahtkappe herunter und schüttelte den Kopf, um die Stimme loszuwerden.
    „Bitte …“ sagte der Abgesandte.
    „Es ist fürchterlich“, schrie ich. „Es ist hassenswert und wird mich für immer gegen Metall wenden. Abgesandter, wie habt Ihr es nur zulassen können?“
    „Yolo Horn“, sagte er, „es ist eine Lehrmaschine, die, wie Lisa Kind es nennt, ‚Sprachbänder’ enthält. Du könntest in kurzer Zeit ihre Ausdrucksweise lernen.“
    Lisa redete auch auf mich ein, ohne daß ich es verstehen konnte.
    „Glaub mir“, sagte Tsorl. „Ich würde es als erster tun, wenn ich es könnte. In der Tat werde ich es tun … Ich lasse mich von dieser Maschine belehren, allerdings langsamer.“
    „Warum denn?“
    „Es ist eine Art Schlafbelehrung“, erklärte Tsorl. „Wenn ich sie richtig verstanden habe, müssen Menschen Schlafmittel nehmen, wie auch Licht, um diese Sache überhaupt benutzen zu können.“
    „Ich weiß, daß es mich schläfrig macht, und ich habe Angst, Abgesandter.“
    „Du brauchst keine Angst zu haben. Mir gelingt es nicht richtig … Ich glaube, es liegt daran, daß ich zu alt und störrisch bin. Mein Verstand wehrt sich gegen das Schlafen; ich muß den gewöhnlichen Lernrhythmus einhalten.“
    „Großes Feuer von Ullo!“ rief ich aus. „Wie schnell komme ich denn voran? Ihre Sprache ist so vielfältig wie die unsere … es würde immer noch eine Ewigkeit dauern, sie zu erlernen.“
    „So lange doch nicht“, erwiderte er. „Es ist eine Kurzfassung ihrer Sprache für Ausländer.“
    Ich saß mürrisch da, die Drahtkappe immer noch in meinen Händen. Lisa fing meinen Blick auf; sie ging zu einem ihrer Vorratssäcke in dem Zelt und holte ein braunes Päckchen heraus – wieder so ein Wunder von ihnen. Sie bedeutete mir, daß das Päckchen für mich sei, und sagte dabei eine Zauberformel für mich.
    „Boot …“
    Ich wurde bestochen, ich wußte es, aber es war eine nette Bestechung. Das braune Päckchen war ein kleines Boot, das sich, wenn man an einem Ring zog, von selbst aufblies und seinen eigenen „Antrieb“ hatte. Ich war schon mit einem dieser wunderbaren Boote im Hafen herumgegondelt und wäre um die Insel herumgefahren, wenn Sam es erlaubt hätte.
    „Guck nur“, sagte Tsorl etwas mißbilligend, „du bekommst Spielzeug, wie ein Kind …“
    Ich antwortete auch wie ein Kind; vielleicht habe ich zu lange wie eine Erwachsene getan.
    „Darf ich das Boot behalten?“
    Ich mimte das Lisa vor, indem ich das Bootpäckchen an meine Brust drückte, und sie nickte ganz entschlossen „Jaaa“. Ich seufzte tief und sandte ein Gebet an die Feuergeister und machte ein Abwehrzeichen gegen das Böse. Dann setzte ich mir wieder die Drahtkappe auf und starrte in den Schirm.
    Das rote Licht flackerte auf, und der Strichmann begann hin und her zu gehen, während eine leise Stimme … ich glaube, es war eine weibliche … in meinen Ohren ertönte. Im Nu war ich weg; ich schwebte, ich schwamm, ich war ein körperloser Geist. Ich erkannte nichts mehr außer dem Licht und den Bildern auf dem Schirm. Die leise Stimme umgab mich ringsum, und meine eigene Stimme wiederholte die merkwürdigen Wörter: „Steig auf … steig ab … steig zurück …“
    Sogar

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