Das Feuer das am Nächsten liegt
begeistert. Karin-Ru war hocherfreut über die Riesentiere. Als wir zum Frühstück zurückkraxelten, stellten wir fest, daß Tsorl-U-Tsorl von der Kleinen Fischbucht heimgekehrt war. Er saß ganz allein auf der Terrasse und übte mit Sam-Degs Rechenschachtel.
„Seesonner?“ sagte er. „Über die kann Yolo Horn euch alles erzählen. Sie hat mit ihnen herumgespielt.“
Jedem lag viel daran, seine Berichte zu verfassen. Außer den Messungen des Windes, der Gezeiten und des Sonnenscheins wurden auch die Luftfeuchtigkeit und besonders der Luftdruck gemessen. Er sei höher, erklärte Sam, als der Luftdruck auf dem Planeten Erde, und die ganze Atmosphäre von Torin dichter. Das erleichtere es allen fliegenden Dingen, von den Vögeln angefangen bis zu den Flugmaschinen, wie wir sie beschrieben hatten, in Torin vom Boden aufzusteigen. Die Menschen fanden unsere Vögel und Insekten beträchtlich größer und langsamer fliegend.
Außer den Wetterberichten gab es Tabellen über jegliche Art menschlicher Aktivität: über ihre Ernährung, ihren Pulsschlag, ihren Blutdruck; Lisa legte für Tsorl und mich neue Karteikarten an, über die sie sich immer wieder wunderte. Es gab Berichte über die mit irgendeiner besonderen Betätigung verbrachten Stunden: das Lagerlogbuch, das Sam führte, und die persönlichen Tagebücher, die jeder Mensch führte. Tsorl übernahm diese Gewohnheit und fertigte ein langes Runenband über die Tage an.
Nur ich verfaßte keinen Bericht; ich wünschte, daß diese Zeit nie enden möge, daß diese vollkommenen Tage ein einziger langer zeitloser Tag sei, an dem wir uns für immer unterhielten, aßen, badeten und Berichte verfaßten, wie jenes legendäre glückliche Volk, das sich in Car-Der-Vanuyu, dem „Ort jenseits der Vier Winde“, ansiedelte. Aber in den Legenden wird berichtet, daß es dem glücklichen Volk schwer fiel, wieder an sein Leben anzuknüpfen, als es in die Alltagswelt zurückkehrte. Seine Leute waren wie von einem Nebel umhüllt; alles war verschwommen und fern; sie sahen alles etwas kleiner, als es in Wirklichkeit war, wie Gestalten, die man durch das falsche Ende eines Sehglases betrachtet. So erging es uns allen im Lager; die Menschen konnten das Ausmaß und die Art der Aktivität, die in Torin weiterging, eigentlich nicht fassen. Tsorl und ich hielten, wegen unserer Mißgeschicke, ebenfalls Abstand zu der Welt. Ich erinnere mich an die erste Botschaft, die durch den Nebel zu uns drang. Es war eine höchst merkwürdige Botschaft, die Uneinigkeit und Unglauben verursachte.
Ich erwachte im Licht der Fernen Sonne und wußte, daß Tsorl über den Strand ging und daß er mich gerufen hatte, während ich schlief. Ich trat aus unserem Zelt und sah, daß er ins Lager starrte.
„Komm“, sagte er. „Etwas ist im Gange. Wir müssen uns um eine Botschaft bemühen.“
Ich hatte viele Fragen zu stellen, aber er sagte nichts mehr, bis wir bei dem blauen Zelt der Menschen angelangt waren.
„Geh hinein, Yolo Horn“, sagte er. „Weck Sam Fletcher, ohne die anderen zu wecken. Sag ihm, er solle zum Luftschiff kommen und dessen Sesam-Kasten mitbringen.“
Das war leicht; wenn ich wollte, konnte ich mich leiser bewegen als sonst jemand im Lager. Sam ließ sich mühelos wecken, war sofort hellwach; er nahm den Sesam-Kasten – den nach einer irdischen Legende benannten Türöffner. Wir schlüpften durch den hinteren Ausgang des Zeltes und trafen Tsorl an, der vor dem Luftschiff stand. Es sah im Licht von Esder seltsamer aus denn j e; seine Knöpfe und Apparaturen und glänzenden Oberflächen wirkten im schwachen Licht zerbrechlich; die Bäume des Waldes sahen fester aus.
„Was ist denn los?“ fragte Sam und musterte den Abgesandten.
„Yolo Horn muß mir bei den Wörtern helfen“, sagte Tsorl. „Wie lange ist es her, daß Ihr, Sam, oder Karin-Ru Euch um eine drahtlose Verbindung mit dem kleinen Luftschiff bemüht habt?“
„Meint Ihr damit das Beiboot?“
„Das, mit dem Scott Gale fliegt.“
„Karin hat sich lange Zeit täglich darum bemüht, aber ich vermute, daß sie es inzwischen aufgegeben hat.“
„Wir müssen uns nochmal darum bemühen.“
„Das ist Wahnsinn!“ Sam hob wieder einmal die Stimme. „Warum jetzt … mitten in der Nacht? Scotty hat sowieso nicht mehr das Beiboot.“
„Nein“, pflichtete Tsorl ihm bei. „Es befindet sich in Nantgeebs Händen!“
Ich begriff und zitterte vor Aufregung. Diese Persönlichkeit, die Tsorl „der verflixte Magier“ nannte,
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