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Das Feuer das am Nächsten liegt

Das Feuer das am Nächsten liegt

Titel: Das Feuer das am Nächsten liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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Stimme.
    „Wer spricht da? Was für ein Teufelswerk ist das schon wieder?“
    „Ihr schuldet mir mein Leben“, sagte die Stimme. „Ihr schuldet mir sogar mein linkes Bein.“
    „Tsorl …“ sagte der Große Älteste, und das Mikrophon verbreitete den Namen in weitem Umkreis.
    „Wir steigen aus“, sagte Scott Gale. „Haltet Eure Wache zurück. Ich möchte nicht, daß ihr etwas geschieht.“
    Die Türen öffneten sich, und der Laufsteg senkte sich ächzend. Scott Gale kam als erster in einem Weltraumanzug heraus, ein Mann, ein aus dem Weltraum hergeflogener Fremder, genauso wie die Fünf von Brin ihn auf dem Hingstull gefunden hatten. Er hatte seinen Helm abgesetzt und seinen dichten schwarzen Bart zurückgestrichen. Hinter ihm erschien eine kaum weniger verwunderliche Gestalt ebenfalls in einem Weltraumanzug und auf zwei Beinen. Aber es war Tsorl-U-Tsorl, der ehemalige Abgesandte von Tsagul, und er humpelte immer noch auf seinem Ringgeher.
    „Bringt meine Freunde her!“ sagte Scott Gale. „Wo sind sie?“
    Tiath wiegte sich hin und her, als wäre er unschlüssig, was er tun sollte; als die Vasallen sich aufrafften, gebot er ihnen, sich zurückzuhalten.
    „Ihr seht mich vor Euch, Gargan“, rief Tsorl-U-Tsorl. „Ich bin noch am Leben … ich bin noch nicht dahingewelkt.“
    „Ich sehe Euch, Abgesandter“, sagte der Große Älteste schrill und nervös. „Was wollt Ihr von mir? Soll ich zugeben, daß ich Euren Tod nicht gewünscht habe?“
    „Soll ich das glauben?“ rief Tsorl. „Beweist es, indem Ihr all diese Leute, die Fremden, wie auch die Moruianer, an eine Rundmatte bringt. Heute ist Mittjahr: wir haben genug Wind und Feuer gehabt. Laßt uns eine Aussprachekette veranstalten wie die alten Clans.“
    „Immer noch der Politiker“, sagte Tiath. „Ich werde mir Euren Vorschlag überlegen, Abgesandter. Bleibt in der Nähe Eures Luftschiffs. Ihr habt schon genügend Schaden angerichtet.“
    Dann machte er kehrt und schritt mit vor Anspannung zuckendem Gesicht schnell zu seinem Reisepalast zurück. Er schubste sich die Vasallen aus dem Weg.
    „Jetzt!“ sagte ich zu Karin.
    Wir sprangen aus dem hohen Gras auf, Karin stieß einen Schrei aus und rannte schneller als der Wind, schneller als die verdutzten Vasallen am Rande des Landungsplatzes, die die Hände ausstreckten, um die weiße Gestalt aufzuhalten, schnurstracks in Scott Gales Arme, der sie nach Menschenart fest an sich drückte.
    Tiath wandte sich um und schnauzte die Vasallen an; da erhob ich meine Stimme.
    „Hoheit!“
    Ich trat zwischen die Vasallen, die mich von allen Seiten bedrängten, aber ich erhob nochmals die Stimme. Sie sahen, daß ich in meinen Armen den bleichen schlaffen Körper von Urnat Avran, dem Glück der Familie Tiaths, hielt, und wichen zurück. Ich gelangte zu dem Großen Ältesten, und sein Blick streifte mich wie ein Feuer.
    „Urnat?“ sagte er.
    „Er lebt“, sagte ich. „Ich raffte ihn auf, nachdem der Turm fürs Drachensteigenlassen eingestürzt war. Aber die Wunde an seinem Arm muß sofort genäht werden.“
    Die Miene des Großen Ältesten milderte sich nicht, als er den Körper des Zwerges in Empfang nahm, aber seine langen, seine Grande-Hände krümmten sich liebevoll um das kleine Geschöpf und glätteten dessen staubiges Haar. Er sprach schroff einen Offizier an, der Urnat übernahm und in das Zelt eilte, wobei er nach den Heilern rief, die mit seinem Gefolge reisten.
    „Du hast mein Glück gerettet“, sagte Tiath mit trockener ärgerlicher Stimme. „Was verlangst du dafür als Gegenleistung?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Nein …“ sagte ich. „Daran habe ich nicht gedacht.“
    Ich hätte um Sam und Lisa bitten können, aber irgend etwas hielt mich davon zurück. Ich hatte Urnat gerettet, weil er der Rettung bedurfte; ich hatte den armen Zwerg schon ein wenig dazu benutzt, um sicherzustellen, daß Karin freigelassen wurde. Ich konnte nicht ein Leben für ein anderes eintauschen. Tiath starrte mich an; seine Hände machten die Dankesgebärde. Er ging die Stufen hinauf in seinem Galagewand, das hinter ihm herschleifte, in das Zelt. Ich schlüpfte behutsam zwischen den Vasallen hindurch, von denen einige mich grüßten, und gelangte endlich zu dem Platz, wo sich das Luftschiff befand.
    Ich ging auf sie zu – auf Tsorl, Karin, Scott Gale –, aber ich fühlte mich verlegen und ungepflegt. Aber als ich ankam, torkelten noch zwei seltsame Gestalten aus dem Luftschiff den Laufsteg hinunter. Eine davon

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