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Das Feuer das am Nächsten liegt

Das Feuer das am Nächsten liegt

Titel: Das Feuer das am Nächsten liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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war Dorn Brinroyan, die andere Ablo Binigan; sie trugen beide Weltraumanzüge – Doms paßte nicht so recht – und sie konnten vor Aufregung über die Fahrt kaum reden. Da standen wir also alle zusammen und lachten und unterhielten uns in der Sprache der Fremden und in unserer eigenen. Ich ging zu dem Luftschiff und legte eine Hand auf seine Haut, ohne jegliche Spur einer Angst davor. Ich liebte es, weil es meine Freunde hierhergebracht hatte.
    Tsorl war guter Gesundheit und Laune.
    „Abgesandter, wieso habt Ihr wieder zwei Beine?“
    „Das ist die Magie eines Druckanzugs, Yolo Horn. Dieses Bein ist ein Ballon, sonst nichts.“
    Nachdem sich die Aufregung der ersten Begrüßung gelegt hatte, standen wir all in unterschiedlicher Stimmung bei dem Luftschiff. Das Wetter hatte sich etwas verschlechtert, als wären die Elemente selbst durch die Landung des Luftschiffs verwirrt worden; die Wolken hatten sich verdichtet, und es war nicht mehr so warm. Die Vasallen hatten gruppenweise einen Halbkreis gebildet; wir standen nur zu sechst in diesem schwarzen Halbkreis, zwei Menschen und vier Moruianer. Wir alle dachten voller Sorge an Sam und Lisa, die in dem geräumigen Reisepalast gefangengehalten wurden. Scott Gale schlug vor, daß wir in das Luftschiff steigen sollten, aber Tsorl beschwor ihn, draußen zu bleiben.
    „Es wird den Vasallen Angst einjagen“, sagte er. „Sie werden glauben, daß wir wieder davonfliegen. Sie haben ihren Mut wiedergewonnen und könnten einen Angriff unternehmen.“
    Also stiegen Scott und Ablo in das Luftschiff und holten ein blaues Zelt heraus, das wir neben dem Silberreiher aufschlugen. Wir machten es uns bequemer und hatten genug zu essen, aber unsere Stimmung war gedrückt, und unsere Spannung nahm zu. Als ich am späten Nachmittag die Wache vor dem Zelt übernahm, riefen mich zwei Gardeoffiziere.
    „Hallo, Sprechender Vogel. Wir möchten Escott Garl Brinroyan eine Frage stellen.“
    „Tretet näher“, sagte ich. „Ich werde ihn holen.“
    Als Scott herauskam, traten die beiden Vasallen etwas näher und stellten ihre Frage.
    „Vielleicht kennt Ihr sie nicht“, sagte der kleinere Offizier, „aber das ist Alloo Gullan. Wir möchten nach Tsabeggan – nach der Wachabteilung fragen, die dort zurückgelassen worden ist …“
    „Escott Garl“, schaltete sich diejenige namens Alloo ein, „was ist aus Mital und den übrigen geworden? Sie haben diesen Faden gezogen, diese Pflicht. Haben die Winde sie davongetragen?“
    „Ich kenne dich, Alloo“, sagte Scott Gale in einem Ton von jemandem, der möglichst leichthin mit einem Feind spricht. „Ich erinnere mich an jede des Gulgavor, der mir auf den Hals gehetzt wurde. Aber du brauchst keine Angst zu haben. Keiner der Vasallen aus Tsabeggan wurde getötet, ja nicht einmal schwerverwundet. Mital hat eine schmerzende Schulter, sonst nichts. Es wurden einige Schläge mit den Maschinenpistolenkolben ausgeteilt.“
    „Gepriesen sei der Nordwind“, sagte Alloo demütig und machte die Dankesgeste.
    „Ich habe ihnen die freie Wahl gelassen“, sagte Scott. „Sie hätten mit diesem Luftschiff, dem Silberreiher, nach Itsik zurückfliegen können. Aber das wollten sie nicht; sie flüchteten in die Wälder.“
    „Beim Feuer, das kann ich ihnen nicht verdenken“, sagte der kleinere Offizier. „Komm, Alloo …“
    Er klopfte seinen größeren Kameraden auf die Schulter, und sie kehrten in ihre Formation zurück. Die Große Sonne ging unter und die „lange Dunkelheit“ brach wieder an, während wir uns ruhig in dem blauen Zelt unterhielten. Scott Gale hatte seine Gitarre wiedergefunden und brachte Dorn Brinroyan bei, wie man die Saiten schlug. Karin saß neben ihnen, und Dorn betrachtete sie oft verwundert. Er war nicht ganz sicher, ob sie ein weibliches Wesen war, bis sie eine bestimmte Bemerkung machte, die ich ihm übersetzte. Sie hatte Scott Gale ausgescholten, daß er Dorn in dem Raumschiff mitgenommen hatte. „Was wird denn seine Mutter dazu sagen?“ hatte sie gefragt.
    Plötzlich stürzte Ablo Bingan, der Wache hielt, herein und meldete uns, daß sich etwas tue. Wir horchten angespannt und hörten eine vertraute Singsangstimme.
    „Ammur …“ sagte Tsorl. „Was geht hier vor?“
    Dann hörten wir eine andere Stimme, laut und klar, und wir stürzten alle in die Dunkelheit hinaus. Ein breiter Pfad war zwischen dem schwarzen Zelt und dem Luftschiff geräumt worden; Ammur Ningan stand auf den Stufen, und Vasallen trugen Fackeln.

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