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Das Feuer das am Nächsten liegt

Das Feuer das am Nächsten liegt

Titel: Das Feuer das am Nächsten liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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versuchte, aus dem Gras aufzuspringen und vorzustürzen, aber ich riß sie zurück. Wir blieben weiter gekauert. Die Seidenvorhänge des Zelteingangs wurden zur Seite gezogen, und Tiath trat in seinem Galagewand heraus. Er raffte es über seine Arme hoch und schritt die Stufen hinunter, wobei er das Luftschiff nicht aus den Augen ließ. Hinter ihm folgten die schwarzgekleideten Vasallen in Reih und Glied ihrem Lehnsherrn. Tiath ging bis zu einer Stelle weiter, an der er das Gefühl hatte, daß die Grenze der Sicherheit erreicht sei, und blieb dort stehen. Die vollbewaffneten Vasallen mit ihren Maskenhelmen stellten sich drumherum auf, bis der Boden außerhalb des Zeltes schwarz war. Kein Wort war zu hören, ihre Wörter gingen in dem erdrückenden Dröhnen des sich senkenden Luftschiffs unter.
    „Wo sind Sam und Lisa?“ flüsterte mir Karin ins Ohr.
    „Er hält sie fest“, sagte ich.
    Karin beobachtete das landende Luftschiff; sie hatte die Fäuste fest geballt und murmelte in ihrer eigenen Sprache vor sich hin. Das Luftschiff war so grell, daß es das Auge täuschte: es wurde größer, schrumpfte dann wieder zusammen, als Staubwolken es einhüllten. Es bewegte sich, es glitt dahin, es schien in der trockenen Luft zu singen und zu schwirren. Mit fürchterlichem Dröhnen bäumte es sich halb auf, und Feuer stob aus seinen Düsen. Die Vasallen schrien auf und warfen sich flach zu Boden. Die Flammen wurden zu zwei, drei scharfen Feuerstrahlen, die den Boden säuberten, wie sie es auf Tsabeggan getan hatten. Es kam noch immer herab; das Geräusch glich dem Ausbruch der Feuerberge, die die Welt gespalten hatten. Es kam tiefer und tiefer und fuhr Landevorrichtungen aus, und ich hob den Kopf ein wenig, um mir den Platz zu merken, wo es zum Stillstand kam. Das Luftschiff landete in einer Staubwolke und verlöschenden Flammen genau jenseits der Straße zwischen Rintoul und Tsagul.
    Und von der ganzen Gruppe der Pentroys war nur einer dageblieben, um aufrecht das Luftschiff zu begrüßen, und das war der Große Älteste höchstpersönlich. Er stand so nahe wie möglich. Hinter ihm duckten sich zitternd die Vasallen und vergruben ihre Gesichter im Boden. Eine kleine Feuerschnur kam durch das trockene Gras auf ihn zu: Ungehalten hob er seinen Stiefel und stapfte sie aus.
    Eine dichte wollene Stille kehrte zurück; wir waren alle halb taub. Etwas bewegte sich auf dem Luftschiff: der Silberstab mit den Mikrophonen erschien und schwenkte auf den Großen Ältesten zu. Ein oder zwei Vasallen, die tapferer waren als die anderen, sprangen auf und rückten mit ihren Speeren auf das Ding zu. Aber Tiath winkte ab, als wüßte er über dessen Zweck Bescheid.
    Eine Stimme erklang aus dem langen Silberstab, und ich schaute Karin an, aber sie gab kein Anzeichen des Wiedererkennens von sich. Die Stimme sprach moruianisch.
    „Tiath Pentroy“, sagte Scott Gale, „wo ist meine Mannschaft. Ich bin gekommen, um sie abzuholen.“
    „Heute habt Ihr hier gewiß den Geisteshelden gespielt, Escott Garl“, sagte Tiath mit bitterem Spott. Er sprach in das Mikrophon, und seine Stimme klang fern und weit.
    „Ihr habt eine Menge von Gefangenen um ihren Verstand gebracht“, sagte er. „Ihr habt die Schwäche meiner Wache aufgedeckt. Ihr habt mit Wind und Feuer gespielt.“
    „Wo sind Sam und Lisa und Karin?“ fragt Scott Gale. „Bringt sie her!“
    „Zwei von ihnen halte ich fest und werde sie weiter festhalten“, sagte Tiath. „Die jüngste war an einem Ort am Meer, wo Ihr einen solchen Aufruhr verursacht habt. Ihr wart zu hoch in der Luft, um die Verwüstung zu sehen, aber wir haben den Einsturz und das Geschrei gehört. Mein eigenes Glück befand sich an diesem schlimmen Ort. Vielleicht habt Ihr den Avran Pentroy seines Glückes beraubt. Was habt Ihr jetzt vor? Wollt Ihr uns alle mit einem Feuersturm töten und das beweisen, was ich von Anfang an behauptet habe?“
    „Verdammt noch mal!“ sagte Scott Gale. „Wie steht es denn mit Mital Gullan, dieser Barbarin aus dem Gulgavor, den Ihr mir auf den Hals gehetzt habt?“
    „Sie ist meine Kreatur“, sagte Tiath, „und führt meinen Willen aus, was Ihr auch tun müßt, wenn Ihr Eure Freunde wiedersehen möchtet. Hier ist das Land der Torin, Ihr seid ungebeten gekommen, ich schulde Euch nichts.“
    „Ihr schuldet mir etwas, Gargan!“ sagte eine neue Stimme.
    Zum erstenmal zeigte Tiath Angst; er wich von dem Stab zurück. Dann beugte er sich wieder vor und sprach mit bebender

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