Das Feuer des Daemons
diesem Augenblick kam er wie ein wild aufloderndes, strahlendes Feuer in ihr zum Höhepunkt, und sie wusste, dass dies sein wahrer Orgasmus war.
Ihre beiden Kräfte, die angeborene und die ererbte, erhoben sich, um ihn in Besitz zu nehmen, und zugleich hüllte er sie in seine eigene strahlende, unsterbliche magische Energie ein. Sie waren ineinander verschlungen, inniger als Liebende, und sie spürte, wie ihr leiblicher Körper zum Höhepunkt kam. In herrlichster Vollendung wurde sie von Wogen der Lust überrollt. Sie konnte fühlen, wie seine Gegenwart unter diesem Gefühl erschauerte.
Seine heißhungrige Aggression verwandelte sich in Ehrfurcht, Grace konnte jede Facette seiner Gefühle spüren, von der tiefen männlichen Befriedigung, ihr solche Lust bereitet zu haben, bis zu seinem eigenen erschrockenen Staunen über ihre Vereinigung und einer tiefen Zuneigung.
Sie konnten nichts vor dem anderen verbergen. Grace war so vollkommen nackt, dass sie sich hilflos und wie neugeboren fühlte. Erst als sie in ihren Körper zurücksank, merkte sie, dass sie von Zitterkrämpfen geschüttelt wurde. Während sie wieder zu sich kam, nahm er wieder einen Körper an. Er kniete nackt vor ihr, und sein Glied war noch immer tief in ihr. Sie saß auf seinem Schoß, die Beine weit gespreizt. Kraftlos hatte sie die Arme um seinen Hals gelegt, und er hielt sie fest umschlungen.
»Du hast mich vernichtet«, flüsterte sie zitternd. Die Worte trafen es so genau, dass sie ihr nicht einmal theatralisch vorkamen. Sie war wieder in ihrem Körper, hatte ihn aber noch nicht wieder ganz unter Kontrolle. Sie war nicht einmal die gleiche Person.
»Ich halte dich«, flüsterte er in ihr Haar und wiegte sie hin und her. »Ich halte dich.«
Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und spürte die Bewegungen, als er sie die Treppe hinauftrug. Sie war ziemlich sicher, dass er nicht zu Fuß ging. Dann waren sie oben in ihrem Schlafzimmer. Ihr lange unbenutztes Bett war schlicht mit einem Betttuch und einem Laken bezogen. Als er sie auf dem Bett ablegte, drehte sie sich auf ihre gesunde Seite und rollte sich zusammen.
Er legte sich in der Löffelchenstellung hinter sie und nahm sie in den Arm.
Das hätte er nicht zu tun brauchen. Auch ohne seine körperliche Gestalt füllte seine Gegenwart ihr Schlafzimmer voll und ganz aus. Er musste es gewollt haben, musste gewusst haben, dass sie es brauchte. Sie spürte seine Lippen auf ihrer Schulter. Dann barg er das Gesicht in ihren Haaren.
Zärtlich streichelte er ihr Bein, bis sie endlich aufhörte zu zittern.
Sie sprachen nicht miteinander. Sie zumindest hatte nichts zu sagen.
Wieder hatte sie etwas erkannt, das sie im Nachhinein nicht mehr leugnen konnte. Auf dem gefährlich abschüssigen Gelände war sie nicht etwa einen Abhang hinuntergestürzt, sondern in einer völlig anderen Dimension gelandet. Sie hatte sich immer über Leute lustig gemacht, die sich beim Sex verliebten. Es war ihre feste Überzeugung, dass diese Leute die Intensität des Erlebten mit echten Gefühlen verwechselten.
Aber Khalil hatte ihre Begriffe davon, was ein Liebesspiel war, erschüttert. Aus ihr war eine andere Person geworden, eine demütige Fremde.
Diese Fremde wusste ohne den geringsten Zweifel, dass sie vorübergehend in ihn verliebt gewesen war. Und sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie jemals wieder mit einem anderen schlafen wollen würde. Er hatte ihre Lust mit einer so absoluten Leichtigkeit aufgenommen, dass ihr gar nicht bewusst gewesen war, wie vollkommen sie sich ihm hingegeben hatte.
Sie schloss die Augen und schlief ein.
Selbst im Schlaf spürte sie die letzte winzige Verschiebung im Mondzyklus, die den Orakelmond mit sich brachte.
16
Grace träumte. Es war Nacht, und sie lief über das Grundstück. Es war so dunkel, dass sie nicht sehen konnte, wohin sie ging. Ihre Taschenlampe hatte sie verloren. Die Sterne fielen vom Himmel und umfingen sie mit ihrem Licht. Dann schwamm sie in einem dunklen Meer, und die Sterne, die sie umgaben, waren die leuchtenden Funken unzähliger Seelen.
Schneller und kraftvoller, als sie erwartet hatte, trug das Wasser sie vorwärts. Sie war in eine starke Strömung geraten. Als sie den Blick zur Seite wandte, sah sie neben sich Petra und ihre Großmutter schwimmen.
Du gehst in die falsche Richtung,
sagte Petra. Ihre Schwester klang genau wie immer, aufgebracht und voller Zuneigung.
Du musst umkehren.
Ich weiß nicht, wie,
sagte Grace.
Ich weiß nicht, wohin ich gehe.
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