Das Feuer des Daemons
würde. Ich brauche deine Hilfe, und ich weiß noch nicht genau, in welcher Form. Bist du willens und in der Lage, deine Schuld auf diese Weise zu begleichen?«
Die fröhliche Miene des anderen Mannes verschwand. »Natürlich. Was ist los?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Khalil. »Aber es hat mit Grace und den Kindern zu tun.« Eilig erklärte er Ismat alles. »Ich muss herausfinden, wo Brandon wohnt, und jemand muss etwas mit Therese machen. Was auch immer. Sie befragen und herausfinden, ob sie noch etwas weiß, oder sie auf die Polizeistation der Hexen bringen – allerdings weiß ich gar nicht mit Sicherheit, ob sie wirklich gegen das Gesetz verstoßen hat. Fast hätte ich sie umgebracht, aber Grace hat mich gebeten, keine diplomatischen Krisen auszulösen.«
Ismat drehte sich zum Haus um. »Ich kümmere mich um sie.«
Khalil fing an, sich zu dematerialisieren, hielt dann jedoch inne. »Fast hätte ich es vergessen, du solltest das Haus durch das Entlüftungsrohr des Wäschetrockners betreten. Sie hat alle Türen und Fenster mit Zaubern belegt. Ich weiß nicht genau, wer alarmiert wird, wenn die Zauber anschlagen, aber ich würde es vorziehen, unser Vorhaben nicht an die große Glocke zu hängen.«
»Verstanden«, sagte Ismat. »Viel Erfolg bei der Jagd.«
Die Suche nach Brandons Haus kostete Khalil mehr Zeit als die nach Thereses. Er rief seinen Dschinn-Kollegen, den mit der besonderen Gabe, Informationen aus dem Internet zu holen, und tat etwas, das er nur noch sehr selten machte: Er tauschte einen Gefallen gegen eine Information ein.
Schon nach kurzer Zeit meldete sich sein Kontakt wieder. Brandon wohnte nicht in der Stadt, sondern besaß ein zehn Hektar großes Grundstück, das etwa eine halbe Autostunde südlich des
Louisville International Airport
lag. Sobald Khalil die genauen Daten hatte, machte er sich auf den Weg.
Es war nicht ganz leicht, das Anwesen ausfindig zu machen. Während er suchte, wuchs Khalils Unbehagen. Grace zufolge glaubte Olivia, dass die anderen Hexen, die am Samstag dabei gewesen waren, sich untereinander sehr gut gekannt hatten. Was hätte es zu bedeuten, wenn Olivia damit recht hatte? Warum sollten sie alle zusammen auf Grace’ Grundstück arbeiten wollen?
Warum sollten sie die anderen Hexen nicht dabeihaben wollen?
Warum wollte Brandon wissen, ob sich Isalynn LeFevre mit Grace in Verbindung gesetzt hatte?
Endlich fand Khalil Brandons Grundstück, es wurde nicht einmal durch einen Briefkasten markiert. Eine lange, gekieste Auffahrt führte durch einen alten, überwucherten Wald. Inzwischen war es mitten am Nachmittag, und die feuchte Hitze lastete schwer wie dichter Nebel auf dem Land. Vorsichtig bewegte sich Khalil durch den Wald, dabei achtete er mit allen Sinnen auf Funken von magischer Energie, die eine Falle darstellen könnten.
Er fand viele davon. Das ganze Grundstück war dicht an dicht mit Fallen übersät. Es gab so viele magische und physische Fallen, dass er es aufgab, beim Anschleichen durch den Wald Informationen finden zu wollen. Stattdessen flog er über das Grundstück, bis er ein gutes Stück von der Straße entfernt eine kleine Ansammlung von Gebäuden entdeckte. Daneben lagen ein großer Gemüsegarten und ein Hühnerstall.
Sanft wie eine Schneeflocke ließ er sich hinabsinken und breitete seine Gegenwart so hauchdünn aus, dass ihn niemand mehr wahrnehmen konnte. Niemand außer seiner außergewöhnlichen Grace.
In der Nähe der Häuser standen drei ältere, verrostete Fahrzeuge, von denen allerdings keines einen fahrtüchtigen Eindruck machte. Das Hauptgebäude war das Wohnhaus. Khalil glitt nahe heran und lauschte, hörte jedoch keinerlei Regung. Wie es schien, war Brandon nicht zu Hause. Khalil umrundete das Haus und spähte durch die Fenster in das unaufgeräumte Innere. In einem Zimmer lehnten einige leuchtend bunte Schilder an der Wand, und auf einem Tisch lagen stapelweise Poster und Buttons. Auf all diesen Gegenständen wehte im Hintergrund die amerikanische Flagge im Wind. Auf manchen der Schilder war zu lesen: DIE HUMANISTENPARTEI . Auf anderen stand der Slogan: WÄHLT JAYDON GUTHRIE ZUM OBERHAUPT DER HEXEN .
Mehrere große Hunde schliefen auf einer überdachten Veranda. Khalil achtete darauf, sie nicht zu wecken – nur für den Fall, dass doch jemand im Haus war, den er noch nicht bemerkt hatte. Manche Hunde und andere Tiere hatten ein sehr empfindliches Gespür für die Gegenwart von Dschinn.
Er schlich sich davon und kundschaftete die
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