Das Feuer des Daemons
ich verzehre mich bereits danach. Und nach ihm.
Sie versuchte, den Teil ihres Gehirns, der es für eine gute Idee hielt, an einem Sonntagmorgen vor dem Kaffee Kauderwelsch zu reden, mit dem Lasso einzufangen. Viel Glück hatte sie nicht. Sie ließ sich in die Badewanne gleiten, wusch sich die Haare und seifte sich überall ein.
Alles
an ihr war so empfindlich, ihr Körper war hart rangenommen worden und hatte höchste Lust erlebt. Selbst auf dem Höhepunkt seiner Ekstase war Khalil so vorsichtig mit ihrem Knie gewesen, dass es nicht im Mindesten strapaziert worden war. Trotzdem wollte sie lieber für eine Weile ihre Schiene tragen, bis der Rest von ihr sich wieder daran gewöhnt hatte, sich aufrecht zu halten.
Ihre ganze Sommerkleidung befand sich jetzt unten im Erdgeschoss. In ein Handtuch gewickelt ging sie hinunter ins Büro, wo sie ein Tanktop und wieder eine kurze Hose aus weichem, glattem Stoff anzog. Dann schaltete sie die Klimaanlage in einem der Wohnzimmerfenster ein, um anschließend durchs Haus zu gehen und alle offenen Fenster zu schließen. Ein größeres Gerät befand sich im Erdgeschoss, zwei kleinere im ersten Stock. Wenn alle drei liefen, würde das große, alte Haus zum ersten Mal in diesem Sommer angenehm kühl sein. Jippie!
Als sie gerade das Fenster über der Küchenspüle geschlossen hatte, spürte sie, wie der Dschinn in die Küche kam.
Als Phaedra mitten im Raum Gestalt annahm, richteten sich ihre Nackenhaare auf.
Oh verdammt.
Auch wenn Khalil darauf bestanden hatte, dass sie ihn rief, war jeder Grund, der bei Phaedras erstem Erscheinen dagegengesprochen hatte, immer noch gültig. Aber sie hatte es versprochen.
Eigentlich hatte er nicht gesagt,
wann
sie ihn rufen sollte. Das war Haarspalterei, und offen gesagt war es eine pure Glücksfrage, ob diese Argumentation seinen Dschinn-Sensibilitäten genügen würde oder ob er stinksauer werden würde.
Wem wollte sie hier etwas vormachen? Er wäre auf jeden Fall stinksauer.
Aber sie tat es immer noch zu seinem Schutz, und er würde ihr einfach verzeihen müssen. Sie hielt den Austreibungszauber bereit, als sie sagte: »Hallo, abartiges Biest.«
Phaedra starrte sie an, in ihren schwarzen Augen brannte ein Feuer. »Wer ist es? Wer ist dieser Geist?«
Grace betrachtete sie mit unbewegtem Mund. »Okay«, sagte sie. »Aber nur, damit du Bescheid weißt: Wenn du je wieder uneingeladen in mein Haus kommst, oder wenn du den Kindern ohne Erlaubnis zu nahe kommst, dann prügle ich bei lebendigem Leib die Scheiße aus dir raus, darauf schwöre ich Stein und Bein.« Verdammt, war das ein gutes Gefühl, einen Verteidigungszauber zu besitzen, wenigstens einen, der bei dem abartigen Biest funktionierte.
Phaedra sah Grace an, als würde sie sie hassen.
»Zeig mir einfach, wer es ist.«
Grace rührte leicht an ihre Kraft und wurde von ihr überflutet. Es war wirklich so, als würde man ertrinken, dachte sie, als das dunkle Meer sie bis zum Rand ausfüllte und schließlich überquoll. Sie versuchte nicht mehr, sich davon fernzuhalten, denn das würde bedeuten, sie müsste sich von sich selbst fernhalten.
Komm schon,
flüsterte sie in das Meer.
Zeig dich noch mal.
Der Geist hörte sie und schoss auf sie zu. Grace hielt ihm die Hand hin, und der Geist ergriff sie. Seine Augen leuchteten wie die hellsten Sterne. Irgendwie hob Grace den Geist aus dem Meer, zog ihn in die Gegenwart, denn sie war eine Tür. Sie hatte gedacht, sie würde als eine Art Kanal dienen, doch stattdessen trat der Geist mit dankbarer Miene durch sie hindurch in die Küche.
Dann stand eine Phaedra aus weit entfernter Vergangenheit der Phaedra gegenüber, die aus ihr geworden war. Bestürzt starrte die gegenwärtige Phaedra ihr altes Ich an.
Der Geist der Frau, die sie einst gewesen war, starrte staunend zurück. Ihr Aussehen war identisch. Beide hatten ein königliches, elfenbeinfarbenes Gesicht und blutrotes Haar, trotzdem unterschieden sie sich stark. Die Phaedra aus der Vergangenheit war durchsichtig, aber sie trug ein Strahlen in ihrem Geist und ein Leuchten auf ihrem Gesicht. Sie wirkte klar und stark und schön, und Grace wusste: So war Phaedra gewesen, bevor Lethe sie eingesperrt hatte, bevor sie zur Dunkelheit geworden war.
Im Kontrast dazu wirkten die messerscharfen Kanten und der schwarze Kern der gegenwärtigen Phaedra besonders falsch. Die Dunkelheit an sich war nichts Schlimmes, überlegte Grace, als sie an das lebendige Meer in ihrem Inneren dachte. Dunkelheit kann
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