Das Feuer des Daemons
und die angebaute Garage waren gut in Schuss, und die Blumen und Sträucher im Garten waren ganz bezaubernd und gut gepflegt.
Da. Aus einer der Außenwände ragte gut einen Meter über dem Boden ein kleines Entlüftungsrohr von einem Wäschetrockner. Es war mit einem Gitterrost und einer Aluminiumklappe abgedeckt, aber diese Hindernisse machten Khalil nicht das Geringste aus. Das Rohr war nicht verzaubert.
Vielleicht sollte jemand Therese davon in Kenntnis setzen,
dachte er.
Khalil dämpfte seine Präsenz und wehte durch den Lüftungsschacht und den Trockner, um sich dann in einer kleinen Waschküche zu materialisieren. Da sich nichts Lebendiges im Haus befand, schlenderte er aus der Waschküche und fand sich in einer Küche wieder, in der eine ganze Menge Zeug herumstand.
Die Wände waren mit Wandbehängen und gerahmten Bildern bedeckt. Es gab eine Uhr in Form eines Hahns und eine lächelnde Stofffigur mit Jeanskleidung, Strohhaaren und Knopfaugen. Dazwischen standen Cartoon-Kühe. Auf der rot-weiß-karierten Tischdecke saßen zwei kleine Keramikhühner, eins mit dem Buchstaben
S
, das andere mit einem
P
. Auf der Anrichte stand eine rosafarbene Dose in Form eines Schweins, auf dessen runden Bauch das Wort KEKSE gedruckt war. Khalil hob den Deckel an und sah hinein. Sie enthielt Kekse. Tatsächlich. Wie logisch. Er nahm einen, schnupperte daran und probierte vorsichtig ein kleines Stück. Er war braun, süß und hatte eine würzige Note.
Während er durchs Haus ging, aß er den Keks auf. Im Flur blieb er vor der Eingangstür stehen, um Thereses Post durchzublättern – Rechnungen, Postkarten, Modekataloge und ein Schreiben von einer politischen Gruppe mit dem Namen
Die Humanistenpartei
. Therese mochte stinkende bunte Blätter und getrocknete Blumen, die sie in einer Schale auf dem Flurtischchen aufbewahrte. In einer Ecke des Wohnzimmers befand sich ein kleiner Computerarbeitsplatz und in einer anderen ein großer Flachbildfernseher. Khalil schaltete den Laptop ein. Während das System hochfuhr, setzte er seine Suche fort.
Therese mochte außerdem viele Kissen, und sie hatte viele Puppen. Sie hatte wirklich viele Puppen. Puppen auf Regalen, Puppen in Glasvitrinen. Puppen mit blonden Locken und Rüschenkleidern, Stoffpuppen, Plastikpuppen, Babypuppen, Porzellanpuppen, alte und neue Puppen. Als er bei hundert angekommen war, verlor er das Interesse daran, sie zu zählen. Auf ihrem Bett im Schlafzimmer lagen zwanzig Kissen in verschiedenen Formen, Größen, Farben und Mustern, und davor waren mindestens dreißig Puppen drapiert. Einige dieser Puppen sprühten vor Magie.
Khalil war geneigt, das merkwürdig zu finden. Er war kurz davor, sich zu langweilen, und wollte lieber zurück zu Grace, um den Kindern beim Spielen in einem kleinen Planschbecken zuzusehen. Aber er war auch neugierig. Am Ende des kurzen Flurs fand er ein Badezimmer (auch im Badezimmer gab es Puppen, was Khalil vollkommen unbegreiflich fand), und eine angelehnte Tür, die zu einem abgedunkelten Zimmer führte. Hier hatte sich die meiste magische Energie im Haus angesammelt. Vorsichtig schob er die Tür weiter auf und blickte hinein.
So viele Puppen. An diesem Punkt überraschte ihn das nicht mehr. Da war eine Werkbank mit einem hohen Hocker und einer Lampe. Auf der Bank lagen Puppenteile, Ton, Behälter mit Puder und Flüssigkeiten, Schälchen und Messinstrumente, Mörser und Stößel, getrocknete Kräuter, Kerzen und eine verschmutzte Schale, in der etwas Halbverbranntes lag.
Aha. Kein Wunder, dass Therese es so mit Puppen hatte. Sie benutzte sympathetische Magie, und sie stellte Zauberpuppen her. Khalil trat näher an die Werkbank heran und sah sich alles genau an, ohne etwas anzufassen. Er war zwar kein Experte für menschliche Magie, aber es hatte den Anschein, als beherrschte Therese ihr Handwerk. Mit Puppenmagie konnte man großen Schaden anrichten, aber auch viel Gutes bewirken. Verschiedene menschliche Kulturen verfügten über Magiesysteme, in denen Puppen verwendet wurden, vom Alten Ägypten über die Fetische aus Westafrika bis hin zum New-Orleans-Voodoo.
Hatte Therese bei ihrer Schnüffelei etwas von Grace oder den Kindern mitgenommen, um es in einer Zauberpuppe zu verwenden? Allein beim Gedanken daran wollte Khalil ihr Haus niederreißen, und zwar so gründlich, dass nicht mal mehr ein Grundstein übrig blieb.
Draußen knirschten Reifen auf Kies. Khalil sauste noch rechtzeitig zum Fenster, das auf die Auffahrt hinausging, um
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