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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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Geschlechtern schuldeten ihm Gefallen, und das Gleiche galt für zahlreiche andere Geschöpfe, die keine Dschinn waren.
    Er wählte eine der ältesten Verbindungen aus seinem Netz aus. Sie führte zu Mundir, einem Ältesten aus dem Hause Gul, der ihm schon seit Jahrtausenden einen Gefallen schuldig war. Höflich zupfte Khalil an diesem Strang. In der Ferne konnte er spüren, dass der andere Dschinn überrascht aufschreckte, doch sofort wehte Mundir auf ihn zu und materialisierte sich vor Khalil. Mundirs körperliche Gestalt sah aus wie die eines schlanken, männlichen Teenagers – mit blondem Haar und arroganten Sternaugen, die seine Unmenschlichkeit verrieten.
    Khalil konnte Mundir nicht leiden. Er fragte: »Bist du in der Lage, deine Schuld zu begleichen?«
    Mundir bleckte die Zähne. Die Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit. »Selbstverständlich.«
    Khalil lächelte den anderen Dschinn an. Diese Schuld war seit Langem eine Unannehmlichkeit für Mundir, und es war äußerst vergnüglich gewesen, sie gegen ihn in der Hand zu haben. Doch jetzt war es Zeit für ein anderes Vergnügen. »Du wirst diesen Küchenboden putzen, und zwar mit …« Er sah sich in diesem kleinen Nest menschlicher Vögel um, die den Neuankömmling mit offenem Mund anstarrten. Khalil fragte Grace: »Was benutzt man, um einen Küchenboden zu putzen?«
    Sie warf ihm und Mundir einen argwöhnischen Blick zu. »Eimer und Wischmopp?«
    Khalil hob die Hand und vollendete seinen Befehl an Mundir: »Für das, was du mir schuldig bist, wirst du diesen Küchenboden putzen, wie es bei den Menschen üblich ist, mit einem Wischmopp und einem Eimer. Und ich nehme an, das bedeutet auch mit Wasser und Seife.« Telepathisch fügte er hinzu:
Und du wirst dabei freundlich sein, Dschinn aus dem Hause Gul, denn hier leben wehrlose Kinder.
    Schon allein der angespannte, ungläubige Ausdruck auf dem Gesicht des anderen Dschinns war die Aufhebung seiner uralten Schuld wert. Mundirs Stimme bebte vor Wut, als er zischte: »Damit ist alles, was ich dir schuldig bin, vollständig abgegolten.«
    Khalil sah ihn mit großen Augen an. »Selbstverständlich.«
    Er sah, wie Grace mit staunendem Blick langsam den Kopf schüttelte, und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. Sich mit diesem jungen Orakel zu verbünden, erwies sich auf vielerlei Ebenen als nützlich. An diesem Morgen hatte er sich bereits der Großen Bestie in den Weg gestellt – eine Gelegenheit, die sich nicht sonderlich oft bot –, und darüber hinaus hatte er einem anderen Dschinn, den er seit unzähligen Jahren nicht leiden konnte, eine große Portion Ärger eingebracht. Jetzt stellte er fest, dass er das Orakel sprachlos gemacht hatte; was für ein Ausnahmezustand. Abgesehen von ihrer verstörenden und mysteriösen Vision, über die er mehr erfahren wollte, sobald die Kleinen außer Hörweite waren, wurde es ein richtig netter Vormittag.
    Das versetzte ihn in so freigiebige Laune, dass er Lust bekam, ein bisschen zu prassen. Ach, was soll’s. Er zupfte an einem anderen Verbindungsstrang, und ein weiterer überraschter Dschinn erschien. Diesmal war es Ismat aus dem Hause Shaytan. Der Körper, den sie wählte, war attraktiv gerundet, dunkelhäutig und hatte falkenartige Gesichtszüge.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie in der Lage war, ihre Schuld zu begleichen, sagte Khalil: »Du wirst in ein anständiges Restaurant gehen.« Er dachte nach. Er kannte nicht besonders viele Restaurants. Schließlich sagte er: »Der
Russian Tea Room
in New York wäre angemessen. Du wirst für diese Menschen Pancakes holen und dazu eine Auswahl weiterer Frühstücksgerichte. Außerdem wirst du einen hübschen Tisch eindecken, an dem sie speisen werden. Das kleine Mädchen wartet schon eine ganze Weile auf ihr Frühstück, also erledige das schnell.« Dann fiel sein nachdenklicher Blick auf den wütenden Mundir, der den Boden aufwischte, und er fügte hinzu: »Ach ja, und bring einen Kanister Milch mit, wenn du unterwegs bist.«
    Ismat sah sich in der Küche um und grinste, als sie Mundir mit Mopp und Eimer erblickte. Blinzelnd sagte sie zu Khalil: »Wie ich sehe, lockerst du endlich den eisernen Griff, mit dem du an deinen zahlreichen Schuldigkeiten festgehalten hast. Damit sind mit einem Mal alle Gefälligkeiten abgegolten, die ich dir schulde.«
    »Das sind sie definitiv«, sagte er.
    Ismat verschwand.
    Khalil wandte sich wieder seinem Publikum am Küchentisch zu. Aufgeregt von dem ganzen Kommen und Gehen,

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