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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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Max, um ihn abzulenken.
    Chloe war offenbar der Ansicht, dass es beim nächsten erfreulichen Ereignis wieder um sie gehen sollte; sie rannte durchs Zimmer und schrie: »Geschichtenzeit! Geschichtenzeit!«
    Grace richtete sich auf und entzog sich Khalils Umarmung. Nach einem weiteren prüfenden Blick ließ er sie los. Behutsam nahm er Max aus ihren Armen. »Hol deine Bücher«, sagte er zu Chloe.
    Sie hörte auf, im Kreis zu rennen. »Würdest du mir als Pferdchen beim Lesen helfen?«
    »Nein«, sagte Khalil.
    »Als Hündchen oder Katze?«
    »Nein«, sagte er wieder.
    Chloe zog die Brauen zusammen. »Ich wüsste nicht, was dagegenspricht«, sagte sie trotzig.
    Oh-oh,
dachte Grace, während sie sich die Augen wischte. Chloe und Khalil maßen einander mit den Blicken wie zwei Duellanten in einem Westernfilm. Grace sah sie direkt vor sich, wie sie auf einer staubigen Straße standen, im Hintergrund ein weißer Kirchturm. In ihrem Kopf pfiff jemand die Titelmusik aus
Zwei glorreiche Halunken.
Sie hätte schwören können, einen Steppenläuferbusch vorbeirollen zu sehen. Es würde eine Schießerei am O . K. Corral geben, und es würde kein schöner Anblick werden.
    Aber Khalil erwies sich in diesem Wettstreit der Willenskraft als durchaus würdiger Gegner. Mit einem angelegentlichen Schulterzucken wandte er sich von Chloe ab und sagte: »Es ist schon in Ordnung, wenn du nicht möchtest, dass ich dir heute Abend beim Lesen helfe. Ich kann auch Max etwas vorlesen.«
    Vor Empörung stand Chloe der Mund offen. Die kleine Revolverheldin zog ihre Pistole und eröffnete das Feuer. »
Nein!
Das ist nicht fair! Er ist doch noch ein Baby!«
    »Du hast die Wahl«, sagte Khalil ruhig. Er setzte sich in den Sessel und platzierte Max auf einer Seite seines Schoßes. Dann sah er Chloe mit erhobenen Brauen an. »Holst du nun deine Bücher oder nicht?«
    Chloe ballte die Fäuste. Sie schien unter Khalils kühl herausforderndem Blick einen mächtigen inneren Kampf auszufechten; er währte ganze drei Sekunden. Dann knickte sie ein und lief ihre Bücher holen.
    Es war perfekt, dachte Grace. Mit einem einzigen Schuss zur rechten Zeit hatte er Chloe erledigt.
    Beinahe hätte Grace lachen müssen, als sie sah, wie sich Chloe auf der anderen Seite von Khalils Schoß zusammenrollte. Khalil sagte nichts weiter dazu, sondern suchte nur ein Buch aus dem Stapel aus, schlug die erste Seite auf und begann zu lesen.
    Grace ging in ihr Schlafzimmerbüro und setzte sich an den Schreibtisch. Ihre Erheiterung schwand.
    Erschrockene Erregung. Überraschung und Euphorie. Aufwallende Trauer und anschließend Lachen, und all das innerhalb von – sie sah auf die Uhr an ihrem Computer – einer Viertelstunde. Kein Wunder, dass sie benommen war.
    Im Laufe der Woche hatte sie ein paar Stellenausschreibungen gefunden, auf die sie sich bewerben sollte. Sie klickte auf den elektronischen Ordner mit ihren Bewerbungsunterlagen und öffnete den Entwurf für ein Anschreiben, doch der Versuch, sich auf die Details zu konzentrieren, erwies sich als Zeitverschwendung. Schließlich saß sie still im dunklen Zimmer, die Hände in den Schoß gelegt, blickte hinaus ins abendliche Zwielicht und hörte Khalil zu, während er den Kindern mit seiner vollkommenen Stimme vorlas.
    Dann verstummte er und sagte telepathisch zu Grace:
Die Kinder sind eingeschlafen.
    Okay. Vielen Dank.
Sie wollte aufstehen.
    Mach dir keine Umstände,
sagte er.
Ich kann sie ins Bett bringen.
    Die Sprungfedern im Sessel quietschten, dann waren seine Schritte zu hören, als er die Kinder in ihr Zimmer trug.
    Sie hätte sich bewegen oder irgendetwas tun sollen, aber ihr wollte einfach nicht einfallen, was das sein könnte, und wenn es um ihr Leben gegangen wäre.
    Dann spürte sie, wie sich Khalils Aufmerksamkeit auf sie richtete. Diesmal kam er nicht als formlose Energie ins Zimmer, sondern kam zu Fuß durch den Flur auf sie zu. Grace lauschte auf seine Schritte. Jetzt bog er um die Ecke zum Wohnzimmer. Jetzt betrat er das Büro, war nur noch fünf Meter entfernt, dann nur noch drei. Dann anderthalb. Sie strich sich den Pony aus der Stirn. Ihre Finger zitterten.
    Als sie sich auf dem Bürostuhl zu ihm umdrehte, hüllte seine Gegenwart sie ein. Über ihre Schulter hinweg warf er einen Blick auf das geöffnete Anschreiben auf dem Bildschirm. Er hielt inne und runzelte die Stirn. Sein Blick sprang zu dem Stapel rot eingefärbter Rechnungen in einer Ecke des Schreibtischs. Sie verspürte den Impuls, sich zu

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