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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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winden, und rang ihn nieder. Sie hatte ihm schon gesagt, dass sie schwere Zeiten durchmachte, und nichts auf ihrem Schreibtisch brauchte ihr peinlich zu sein oder war ein Grund, sich zu schämen.
    Er ließ sich vor ihr auf ein Knie nieder, wodurch sie wieder auf Augenhöhe waren. Einen Arm legte er auf die Armlehne ihres Stuhls, mit der anderen Hand stützte er sich auf dem Schreibtisch ab. Er sah ihr tief in die Augen. Seine elfenbeinfarbenen Züge waren düster, die kristallinen Augen tiefernst.
    »Ich würde es sehr bedauern«, sagte er leise, »wenn ich es irgendwie geschafft habe, deinen Tag heute wieder schwieriger zu machen.«
    Sie war völlig überrascht. Fühlte er sich aus irgendeinem Grund dafür verantwortlich, wie nahe sie den Tränen vorhin gewesen war? Sie lächelte ihn an. »Du hast meinen Tag heute nicht schwieriger gemacht, Khalil«, sagte sie. »Du hast ihn schöner gemacht. Es war wirklich wunderbar zu sehen, wie Max heute seine ersten Schritte gemacht hat. Und es war so süß, wie er sich gefreut hat, dich zu sehen. Max und Chloe freuen sich so sehr über deine Besuche. Ich wünschte nur … ich wünschte, Petra und Niko …« Ihre Stimme versagte. Sie machte eine hilflose Handbewegung.
    Er sah sie prüfend an. Seine Nähe verunsicherte sie, und trotzdem wollte sie nicht, dass er wegging. Nach einem kurzen Moment sagte er: »Lethe war Phaedras Mutter – Phaedra ist meine Tochter. Lethe war ein Dschinn der ersten Generation, sie wurde geboren, als die Welt geboren wurde. Ich bin ein Dschinn der zweiten Generation, das heißt, ich bin alt und mächtig, aber nicht so alt und mächtig wie Lethe. Wir stammten beide aus dem Geschlecht der Marid. Ich fand heraus, dass sie ihren Eid gegenüber jemandem gebrochen hatte, der nicht über die nötigen magischen Kräfte verfügte, um sie zur Verantwortung zu ziehen. Ich habe ihre Ehrlosigkeit offengelegt und dafür gesorgt, dass sie aus unserem Hause verbannt wurde. Sie wurde also eine Ausgestoßene. Um es mir heimzuzahlen, hat sie Phaedra entführt und gefoltert.«
    Während sie Khalil lauschte, verspannte sich Grace immer mehr. Seine Worte waren ruhig und schlicht, was das Grauen, das sich in seiner Geschichte entwickelte, seltsamerweise noch verstärkte. »Wie konnte sie das nur tun? Ihr eigenes Kind foltern?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Khalil. »Für mich ist das geisteskrank, aber wenn wir Dschinn böse werden, dann werden wir sehr böse.«
    »Das gilt auch für Menschen«, flüsterte Grace.
    Er fuhr fort: »Ich war nicht stark genug, um gegen Lethe zu kämpfen, deshalb suchte ich mir so viele mächtige Verbündete, wie ich finden konnte. Unter ihnen war auch Carling. Das alles ist vor langer Zeit geschehen, als in Ägypten noch die Pharaonen herrschten.« Sein Gesicht war ernst und entrückt, als er an die uralte Schlacht zurückdachte. »Als ich neulich Nacht Carling und Rune zu dir brachte, habe ich meine Schuld Carling gegenüber endlich vollends beglichen.«
    »Deshalb warst du bei ihnen«, sagte Grace.
    »Ja«, erwiderte er.
    »Und du bist an diesem Abend hiergeblieben, weil es hätte gefährlich werden können«, sagte sie, als sie endlich alle Teile im Kopf zusammensetzen konnte. »Du bist wegen der Kinder geblieben.«
    Ein kleines Lächeln. »Ja.«
    Der Kloß in Grace’ Hals war wieder da. Natürlich hatte sie nichts von alldem wissen können, und Khalil hatte sich arrogant und grob verhalten. Es war nutzlos und dumm, jetzt zu bereuen, wie sie in jener Nacht aneinandergeraten waren. »Was ist dann passiert?«
    »Wir sind gegen Lethe in den Krieg gezogen.« Sein Gesicht nahm einen kämpferischen Ausdruck an. »Bei unserer letzten Schlacht wurde ein Gebirgszug niedergerissen und eine Übergangspassage in ein Anderland zerstört. Letzteres war nicht beabsichtigt, und es ist das Einzige, was ich bereue. Wer oder was in diesem Anderland gelebt hat, ist jetzt für immer vom Rest der Welt abgeschnitten.«
    Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. Die Geste kam ihr nutzlos vor, wo die Ereignisse doch schon so lange zurücklagen – wahrscheinlich genauso nutzlos, wie es ihre Umarmung gewesen war, und trotzdem konnte sie nicht anders. »Du hast gesagt, deine Tochter hätte überlebt?«
    Er blickte auf ihre Hand hinab, als wäre sie ein fremdartiges Phänomen, das er nicht begriff. Dann legte er seine Hand auf ihre. »Das hat sie«, sagte er. »Wir haben Lethe umstellt und vernichtet, dann haben wir Phaedra befreit, aber sie hat Schäden davongetragen.

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