Das Feuer Kabals
Bauch gluckernde Geräusche von sich gab. Danach fiel sie in einen dumpfen Schlummer, aus dem sie immerfort hochschreckte, weil sie glaubte, das Scharren metallener Schuppen auf Pflastersteinen zu hören. In den Minuten, die sie wach war, weinte sie leise und rieb sich die schmerzenden Beine.
In der Nacht erwachte sie erneut und musste dringend Wasser lassen. Im Zustand großer Müdigkeit verließ sie das Boot und kletterte an Land. Als sie zurück im Segelboot und etwas wacher war, erkannte sie mit einem Mal, dass es ihr besser ging.
Julana betastete in der Dunkelheit ängstlich ihren Körper und brach in Tränen aus. Sie war nur noch ein Skelett mit verschrumpelter Haut darüber. Ihr Haar fiel in Büscheln aus und zwei ihrer Fingernägel waren abgefallen, schmerzende Wunden offenlegend.
Hunger ließ ihren unersättlichen Magen empörte Geräusche von sich geben und sie aß, was von ihren Vorräten übrig war. Ein Lied aus ihrer Kindheit kam ihr in den Sinn. Sie sang es mit heiserer Stimme leise vor sich hin, um einzuschlafen und erwachte am nächsten Morgen mit einem Mordshunger, der ihr ganzes Denken beherrschte. Ihr Proviant war beinahe erschöpft, nur Mehl, Salz und etwas Brot waren verblieben. Sie verschlang das Brot und bedauerte den Verlust der Armbrust, mit ihr hätte sie ein kleines Tier erlegen können. Der Gedanke an Fleisch machte sie beinahe wahnsinnig. Dann fiel ihr die Angel ein und sie pulte einige Würmer aus dem feuchten Uferschlamm. Sie warf die Angel aus und nur der Gedanke an etwas Essbares hielt ihre Augen offen. Am Abend hatte sie mit Mühe zwei Fische gefangen. Sie hatte in den vorangegangen Tagen vorsorglich genug Brennstoff gesammelt, um jetzt ein kleines Feuer entfachen zu können. Aus Mehl, Wasser und Salz garte sie ein steinhartes Brot über der Glut, dass ihr wie ein Klumpen Lehm im Magen lag, aber das Hungergefühl verringerte, bis der Fisch fertig war. Die Anstrengungen des Tages hatten ihr das Letzte abgefordert, doch als die Dämmerung einsetzte, biss sie in einen leidlich durchgegarten Fisch, der so lang wie ihr Unterarm war und seufzte laut auf. Der Zweite war kaum größer als ihre Handfläche und sie aß ihn viel zu schnell auf. Die Gräten spuckte sie einfach aus und das Salz aus ihrem Vorrat besserte das bittere Aroma des ihr unbekannten Fisches kaum auf. Aber der Geschmack war ihr vollkommen gleichgültig. Julana hatte zuvor nur mit Mühe der Versuchung widerstanden, den Fisch roh zu verschlingen und es war ihr sogar egal, ob er giftig war. Sie wollte einfach nur essen.
Das Feuer ging bald aus und sie bereitete sich eine Schlafstätte im Boot. Der Nachthimmel hing voller kalter Sterne, als sie dumpf vor sich hin grübelte und den Hunger ignorierte, der sich neuerlich ankündigte.
Hört das denn nie auf!
Den Dolch und den Rucksack hatte sie zurückgelassen. Das Gold und die Edelsteine erschienen ihr vollkommen wertlos dagegen, dennoch hätte sie gerne über ein paar Zahlungsmittel verfügt. Sie fragte sich, warum ihr die Münzen so wichtig gewesen waren und wusste, dass es keine Habgier war. Das war ihr egal. Sie horchte tief in sich hinein und spürte, dass sie nur eine Weile allein bleiben wollte. Irgendwann würde sie unweigerlich Gesellschaft suchen. Schon jetzt ertappte sie sich dabei, wie sie laut mit sich selbst sprach. Das Gold hätte ihr geholfen …
… das Festland zu bereisen. Ich will Iidrash sehen! Ich will die Wüste sehen, das Tal Idrak und die goldenen Städte an der Küste. Ich könnte ein neues Leben anfangen …
Julana war hungrig nach Leben. Sie erfühlte ihren Körper mit zittrigen Fingern und spürte den Ansatz neuer Muskeln. Der Kurakpor würde sie heilen, doch es würde dauern. Noch war sie ein Klappergestell und schwach. Als sie mit einem Griff ins Haar ein dickes Büschel ihres roten Schopfes in der Hand hielt, kämpfte sie gegen Tränen. Sie hatte ein kleines scharfes Messer im Boot gefunden und wusch die Fischreste ab. Es war scharf genug für eine Rasur.
Sie ließ ihre roten Locken den Fluss hinabtreiben.
Später stieß sie das Segelboot hinaus auf den Si‘Zun und gelangte geraume Zeit danach an eine Gabelung. Sie folgte dem östlichen Lauf und erreichte am Abend das Meer. Sie setzte Segel und glitt an der Stadt vorbei, die am östlichen Ufer lag. Das Hungergefühl in ihrem Bauch war überwältigend, doch um keinen Preis wollte sie in nächster Zeit wieder eine Sidaji-Stadt betreten. Große Städte bedeuteten Maschinenwächter und nach
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