Das Feuer Kabals
ihren gesamten Willen zusammen und kroch zu einer niedrigen Mauer, die das Grundstück neben ihr begrenzte. Mit pumpendem Herz hob sie sich auf den Wall und setzte sich. Sie wurde so benommen, dass sie beinahe herunterfiel, und hatte gerade genug Kraft, um sich an den Steinen festzuhalten.
Ich muss zum Boot. Ich muss etwas essen, dringend! Und trinken …
Sie hörte ein lautes und hektisches Summen und schaute dumpf auf das verbliebene abgetrennte Bein. Ihr Blick fiel auf den linken großen Zeh.
Der Hund hat das rechte Bein gefressen. Guten Appetit.
Fliegen waren über das Glied hergefallen und sie schnaubte, als ihr der Verwesungsgeruch bewusst wurde.
Weg hier!
Sie ließ den Blick umherwandern und hoffte, einen Stock zu finden, den sie als Krücke nutzen konnte. Leider war nichts in der Nähe, was sie dazu gebrauchen konnte. Schwer stützte sie sich auf der Mauer ab und erhob sich mit zitternden Muskeln. Sie versuchte, etwas Kraft zu sammeln und tat einen wackeligen Schritt. Sofort stolperte sie und fiel der Länge nach hin. Das Pflaster riss ihre Ellenbogen auf. Ihr Kinn war auf dem Stein aufgeschlagen und sie hatte sich in die Zunge gebissen. Blut lief aus ihrem Mund. Der Geschmack lag schwer auf ihrem Gaumen.
Julana blieb liegen.
Sie schrie schwach auf und hieb kraftlos mit der Faust auf den kalten Stein. Sie weinte ohne Tränen, da ihr die Flüssigkeit fehlte, und schrie ihre Wut aus heiserer Kehle hinaus, kaum mehr als ein leises Krächzen hervorbringend. Sie dachte an Wira, die sie in dieses Land und diese Situation gebracht und ihr ganzes Leben ruiniert hatte. Sie verfluchte laut den Namen der Königin des Frostturms.
Du wirst mich nicht noch einmal am Boden sehen! Ich werde aufstehen!
Julana stützte sich auf ihre Arme und zog die Knie an. Sie stellte ihre Füße auf das Pflaster, einen nach dem anderen. Ihr ausgehungerter Leib machte die Verrenkung mühelos mit, sie hatte kaum noch Muskeln, die dabei im Weg sein konnten. Zitternd, mit leisem Aufschrei erhob sie sich. Sie brauchte fast ihre ganze Kraft dazu. Doch als sie stand, wusste sie, dass sie den Rückweg zum Boot schaffen würde. Sie setzte einen Fuß vor den anderen und konzentrierte sich auf jeden einzelnen Schritt. Als sie in einiger Entfernung ein Scharren hörte, sah sie ängstlich über ihre Schulter und hoffte, dass der Maschinenwächter nicht zurückkehrte. Die Furcht ließ sie mutiger werden. Sie verfiel in einen Stolperschritt und taumelte an den Häuserwänden entlang zum Fluss hinab. Mit großer Schwierigkeit hangelte sie sich von Wand zu Wand und hielt ein paar Mal inne, um Luft zu holen. In der Ferne jaulte ein Hund auf und sie verfluchte sich dafür, die Stadt aus Neugier betreten zu haben.
Eine halbe Stunde später erreichte sie den Fluss, einer neuerlichen Ohnmacht nahe. Schwarze Punkte flirrten in ihrer Sicht, als sie sich auf die Kaimauer hockte und sich schwach in das Boot sinken ließ. Mit letzter Kraft löste sie die Leine und stieß sich ab. Die Strömung trieb sie bald von der Stadt fort.
Weg hier, nur weg …
Nachdem sie etwas zu Atem gekommen war, aß sie aus ihren Vorräten und trank das Wasser aus dem Fluss. Nach einigen Stunden, in denen sie mit Mühe das Ruder gehalten hatte und wieder und wieder eingenickt war, steuerte sie auf eine natürliche Bucht zu. Mit großer Anstrengung drückte sie den Haken in die Uferböschung und wickelte das Seil darum, damit das Boot nicht von der Strömung abgetrieben wurde. Der Vorgang dauerte lächerlich lange und sie fiel danach für einige Stunden in einen tiefen Schlaf. Als sie später erwachte, ekelte sie sich vor ihrem Geruch. Mühevoll legte sie die schmutzige Kleidung ab und warf sie in den Fluss. Sie tauchte einen sauberen Lappen aus ihrem Gepäck in das Wasser und wischte das getrocknete Blut und alles andere, was ihr Körper in den letzten Tagen verloren hatte von ihrer Haut. Trotz der für das Sumpfland üblichen Wärme, zitterte sie vor Kälte. Sie schlüpfte schwach in den Umhang, den sie in der Herberge mitgenommen hatte, um sich vor den Stechfliegen und Mücken zu schützen und fiel von Neuem in einen tiefen Schlaf auf dem harten Boden des Segelbootes.
Am nächsten Tag erwachte sie mit verspannten Muskeln und einem Heißhunger. Sie fiel regelrecht über ihren Proviant her und aß ihren gesamten Vorrat an eingelegten Fischen und Trockenfleisch auf. Mit einem kleinen Krug schöpfte sie das Wasser aus dem Fluss und ließ es so lange in ihren Hals laufen, bis ihr
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