Das Feuer Kabals
Vertrauen darauf, dass Sarinaca und Ihadrun zurückkehren würden. Im Norden erhoben sich die Nomadenvölker und Jenara musste den Streit mit ihnen allein ausfechten, weil der Orden mit dem Kampf gegen die Ugroth-Giganten beschäftigt war. Danach setzte der politische Konflikt ein, der bis heute weiterbesteht. Ich habe mir mehr als einmal gewünscht, dass Kabal wieder vereint ist …«
Seraphia kämpfte mit verschiedenen Gefühlen. Sie fühlte sich benutzt und manipuliert. Ein Zustand, der ihre Wut heraufbeschwor. Gleichzeitig wünschte sie sich Frieden und Ruhe für Kabal, für ihre Familie und ihre Freunde. Dem Chaos, das ihr Leben in den letzten Tagen zu ruinieren drohte, wollte sie nicht zum Opfer fallen. Sie wollte die Kontrolle zurückerlangen, ihr eigenes Schicksal formen.
»Komm!«, sagte die Hohepriesterin lächelnd und hielt Seraphia ihre Hand hin. Seraphia ergriff sie zögernd und gemeinsam traten sie vor das Portal. Dort bestaunte sie kurze Zeit später das Wirken der Göttin, als diese das Portal öffnete und dann sprang Charna mit ihr hinein. Ob es die Macht der Hohepriesterin war oder die Tatsache, dass es sich nur um einen Traum handelte, wusste Seraphia nicht, doch während alle anderen in Pein aufschrien oder gar in den Flammen des Tunnels umkamen, blieben sie unberührt. Sie beobachten Kujaans Furcht und sahen ihr in die verzweifelten Augen, als sie den Tod der Männer und Frauen um sie herum mit ansehen musste.
»Das ist schrecklich«, sagte Charna.
»Es ist erst der Anfang«, erwiderte Seraphia und Charna warf ihr einen besorgten Blick zu.
Sie landeten zusammen mit Cendrine und Kujaan auf Kitaun und beobachteten die Bemühungen um die Stabilisierung des Tunnels.
»Kujaan ist völlig überfordert. Wie konnten meine Mutter und Cendrine sie einfach so in diese Situation hineinwerfen? Haben sie jegliches Mitgefühl verloren gehabt? Wird man so, wenn man Jahrtausende mit der Macht von Göttern lebt? Verliert man jede Bindung an das Menschsein?«
Seraphia schüttelte den Kopf. »Dazu braucht es weder die Macht von Göttern noch Jahrtausende … Mitgefühl und Verantwortung sind vielen Menschen fremd.«
Charna und Seraphia traten neben Kujaan, als diese die Macht der Dunklen Flamme herbeirief. Seraphia hielt aufgeregt ihre Hände vor die Brust.
»Jetzt! Jetzt geschieht es zum ersten Mal! Ich … Kujaan spürt die Essenzen der Lebewesen. Sie giert nach deren Energie. Sie kann sich kaum zurückhalten … sie will die Lebenskraft aller Anwesenden aufsaugen!«, rief sie ängstlich aus.
Charna sah Seraphia erschrocken an. »Mish‘Ka‘Tan! Das verbotene Ritual! Ich fasse es nicht! Mutter, was hast du getan!«
Sie taumelte zurück, starrte mit blankem Entsetzen auf Kujaan.
Seraphia atmete schwer. »Mish‘Ka‘Tan?«
Charna schaute sie fassungslos an und drückte ihre Hände an die Schläfen. Sie schüttelte den Kopf langsam.
»Charna!«, rief Seraphia und die Hohepriesterin sah sie mit brennenden Tränen in den Augen an.
»Das darf nicht sein! Es ist verboten! Sie muss es wissen, sie hat es selbst niedergeschrieben. Wie kann sie sich gegen ihre eigenen Gesetze wenden?«
Seraphia versuchte, rational zu sein und beruhigte sich, bevor sie Charnas Hände ergriff. »Womöglich hatte sie einen guten Grund. Ich habe noch nie von diesem Mish‘Ka‘Tan gehört. Was ist das?«
Die Hohepriesterin sammelte sich. »Es gibt eine alte Schriftrolle, die meine Mutter verfasst hat. Auf ihr sind sämtliche Kräfte und ihre Eigenschaften aufgelistet, die die Flammengrube den Trägern des Brennenden Blutes gewährt. Das Mish‘Ka‘Tan verleiht dem Träger die Macht, die Lebensenergie anderer Wesen zu vereinnahmen. Die Macht der Dunklen Flamme muss das Mish‘Ka‘Tan sein! Es heißt, es verändert den Geist desjenigen, der es nutzt. Es hat irgendetwas mit der Veränderung des Bewusstseins zu tun. Das Ritual zur Erlangung dieser Macht ist verboten und es gibt keine Aufzeichnungen darüber, wie man es anwendet. Nein!«
Seraphia zitterte vor Anspannung. »Was ist?«
»Es war Cendrine, die mir von deiner Begabung erzählt hat. Sie muss das Ritual kennen und dafür verantwortlich sein, dass du die Macht der Dunklen Flamme erhalten hast.«
Seraphia erinnerte sich spontan und schluckte. »Da war diese eine Nacht. Die Äbtissin rief mich hinab die Grube, so nahe an die Flammen heran, dass sie mich mit ihrer Macht vor deren Hitze schützen musste. Ich … weiß nicht mehr, was damals wirklich geschah
Weitere Kostenlose Bücher