Das Feuer Kabals
…«
Seraphia erinnerte sich an ihre Kindheit und Jugend. Man hatte ihr früh mitgeteilt, welche Macht sie beizeiten empfangen sollte und ihre Eltern hatten sie voller Stolz der Obhut des Ordens überlassen. Ihr wurde klar, dass in all dieser Zeit nichts entschieden gewesen war. Erst in jener Nacht, als sie kurz vor ihrer Priesterinnenweihe stand, war ihr tatsächlich die Macht der Dunklen Flamme gegeben worden. Ein Vorhaben, von langer Hand geplant und ohne Skrupel umgesetzt.
Charna und Seraphia sahen sich lange in die Augen.
Die Hohepriesterin ergriff schließlich das Wort, leise. »Wir werden Cendrine aus Wiras Fängen befreien und dann werden wir herausfinden, was es mit dieser Angelegenheit auf sich hat. Sie wird sich dafür rechtfertigen und die volle Verantwortung tragen müssen. Das verspreche ich dir! Ich brauche dich Sera und ich verspreche dir außerdem, dass ich dich nicht im Stich lassen werde.«
Seraphia neigte das Haupt und ihr Herz schlug schnell, als sie ihre Antwort überlegte. Schließlich nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und sah der Hohepriesterin in die Augen. Ihre Stimme zitterte. »Ich vertraue dir Charna. Solltest du mich jedoch jemals hintergehen oder belügen … ich schwöre dir, dass du es bereuen würdest.«
»Dein Vertrauen ist berechtigt. Dein Misstrauen verstehe ich, aber ich werde dich nicht enttäuschen. Ich verspreche dir, dass ich dich niemals belügen oder hintergehen werde.«
Sera nickte und kämpfte gegen die Tränen an, die ihr in den Augen brannten.
Dieser verdammte Traum, ich habe kaum Kontrolle über mich!
Charna trat neben sie und sah in die Halle der Pyramide. Der Tross strebte einem Ausgang entgegen. Die Hohepriesterin reichte ihr erneut die Hand. »Komm!«
Seraphia bekämpfte ihre Wut und Enttäuschung mit einiger Anstrengung und ergriff zögernd Charnas Hand, die lächelte und ihr vertrauensvoll zunickte.
Sie versteht mich. Ich will ihr einfach vertrauen und wahrscheinlich kann ich es auch. Man hat sie in dieser Situation genauso wie ein unmündiges Kind behandelt, wie mich. Das ist falsch. Wir müssen unser Schicksal selbst in die Hand nehmen!
Sie folgten Kujaan hinaus in die Nacht Kitauns. Sie hörten einige Zeit später die Meldung eines Spähtrupps. Der Soldat sprach von verbrannten Leibern und toten Kindern.
»Das sind die Folgen des Einsatzes der Dunklen Flamme. Der Feind hat sie benutzt, um den Widerstand vor Ort zu bekämpfen«, sagte Seraphia.
»Wie kann es sein, dass ein Feind, der aus weiter Ferne kommt, die Macht der Flammengrube nutzt und das Mish‘Ka‘Tan kennt? Was steckt hinter dieser ganzen Sache in Wirklichkeit? Es muss eine Verbindung zwischen dem Orden, der Flammengrube und ihrer Macht und unserem unbekannten Feind geben. Ich sehe sie nur nicht.«
Seraphia schluckte. »Du musst erleben, was die Macht der Dunklen Flamme bewirken kann.«
Charna nickte entschlossen. Sie marschierten durch die Wüste dieser fremden Welt und Seraphia hing ihren Gedanken nach. Sie hatte mehr Fragen als Antworten, aber sie vertraute im Moment darauf, dass Charna ihr helfen würde. Sie war wütend auf Cendrine. Wütend und enttäuscht. Sie hatte der Äbtissin der Flammengrube eine große Achtung entgegengebracht. Doch mittlerweile stellte sich heraus, dass Cendrine sie manipuliert hatte. Alles wurde schlimmer, wenn sie bedachte, dass die Äbtissin genau wusste, was mit Kujaan hier geschehen war. Sie wurde so wütend, dass sie die Stimme flüstern hörte. Die Worte waren zu leise, um verstanden zu werden, doch die Macht der Dunklen Flamme regte sich bereits in ihr.
Charna hielt inne und sah sich um. »Hast du das gehört? Seraphia? Was ist los mit dir?«
Seraphia blinzelte, als die Hohepriesterin ihre Schultern packte.
»Seraphia! Was war das?«
»Ich habe an Cendrine gedacht. Ich bin so wütend geworden, dass die Macht der Dunklen Flamme aufflackerte. Ihre Stimme spricht zu mir, wenn ich drohe, die Kontrolle zu verlieren.«
Charna sah sie ernst an. »Wir werden einen Weg für dich finden müssen, damit umzugehen. Ich werde darüber nachdenken, wenn wir zurück sind. Du solltest dich mit Kassandra beraten.«
Seraphia schüttelte widerwillig den Kopf. »Was, wenn sie mit Cendrine unter einer Decke steckt?«
»Das werde ich in Erfahrung bringen«, sagte Charna entschlossen.
Sie erreichten geraume Zeit später das Kloster der Flammenden Verkündung. Seraphia hielt Charna zurück.
»Hier entbrennt gleich eine Schlacht. Ich werde … Kujaan wird sich
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