Das Feuer Kabals
blockierten die Tür. Seraphia murmelte Worte der Entschuldigung und Faunus wurde auf ähnliche Weise mit Fragen bestürmt. Grond schrie über den Lärm der Menge und sorgte für Ruhe. Er führte Seraphia und Faunus in die Halle des Feuers und ließ seine Männer dafür sorgen, dass niemand sonst folgen konnte. Am Tisch saßen Thanasis, Kassandra, Mehmood und Charna. Mikar stand wie immer in der Nähe. Alle drehten sich zu ihnen um und Kassandra kam ihnen entgegen.
»Sera! Wie geht es dir?«
Seraphia nickte ihr zu und ging an ihr vorbei. Kassandra blieb mit einem versteinerten Ausdruck stehen.
»Meine Hohepriesterin! Ich möchte mit Euch sprechen. Allein.«
Charna sah vom Tisch auf und wirkte abwesend. Einen Lidschlag später waren alle außer ihr fort und Seraphia zuckte zusammen. Charna wies mit einer Hand auf einen Stuhl.
»Setz dich!«
Seraphia blieb stehen.
»Was habt Ihr mit mir gemacht?«
Charna lege den Kopf schief. »Ich muss gestehen, ich bin nicht völlig auf dem Laufenden. Was hat man mit dir gemacht?«
»Was hat Sarinaca mit Kujaan gemacht? Was ist die Macht der Dunklen Flamme und warum ist Kabal seit Jahrhunderten in Gefahr?«
Charna legte die Stirn in Falten und lehnte sich zurück. Sie starrte eine Weile in Seraphias Augen.
»Es scheint, ich weiß noch weniger, als ich geahnt habe. Ich habe erst vor kurzem erfahren, dass meine Mutter am Leben ist.«
Seraphia zuckte zusammen.
Die Göttin lebt?
»Ich frage noch einmal: Was habt Ihr mit mir gemacht?«
Charna stand auf und trat ihr gegenüber. Sie hob die Hand und wollte ihre Stirn berühren, doch Serpahia packte das Handgelenk der Hohepriesterin. Charna sah sie mit traurigen Augen an, bis Seraphia den Blick senkte. Sie ließ das Handgelenk der Hohepriesterin los und spürte ihre warme Hand auf der Stirn. Sie wusste nicht, was geschah, bis sie Charnas Gedanken hörte.
»Lass mich deine Gedanken lesen! Lass mich deine Gefühle spüren!«
Seraphia wehrte sich nur einen Augenblick lang, dann gab sie nach. »Ich habe geträumt …«
Charna begleitete sie nun zurück in die Erinnerung des Traums. Doch anders als bei ihrem ersten Erlebnis sah sie Kujaan diesmal mit eigenen Augen als unbeteiligte Beobachterin. Die Hohepriesterin war die ganze Zeit in ihrer Nähe. Sie spürte, dass Charna sie vor der Angst und den Emotionen schützte, die sie beim erstmaligen Durchleben des Traums erfahren hatte, aber dennoch drang ein Teil der Gefühle zu ihr durch. Sie betrachtete Kujaan aufgeregt. Die Hohepriesterin hielt ihre Hand fest und beruhigte sie.
»Begleite mich durch deinen Traum! Ich muss wissen, was du weißt!«
Sie folgten Kujaan hinaus in das Viertel der Handwerker und beobachteten sie schweigend. Als die Lippen der jungen Priesterin den Mund des Silberschmiedes berührten, fuhr sich Seraphia mit den Fingern über den Mund. Sie erinnerte sich lebhaft an die Berührung und die Gefühle, die damit einhergingen.
»Wir müssen vorsichtig sein! Ich weiß nicht, was mit mir passiert, wenn ich diesen Traum noch einmal durchstehen muss!«, sagte Seraphia leise.
»Du bist nicht allein! Ich bin jetzt bei dir und beschütze dich. Vertrau mir!«, sagte Charna. Ihre roten Augen und das Feuer darin zogen Seraphias Blick an. Sie nickte und atmete tief ein.
»Lass uns ihr folgen!«, sagte Seraphia. Die Intimität der Situation ließ sie vergessen, dass sie mit der Hohepriesterin ihres Ordens sprach.
Sie folgten Kujaan in das Innere Sanctum. Charna erstarrte sofort, als sie die Flammen am Eingang sah. »Sie ist hier!«
Seraphia nickte und hielt die Hand der Hohepriesterin hoch. Etwas war darin erschienen. Es war eine schwarze Perle. Charna starrte darauf und biss sich auf die bebende Unterlippe. Durch die innige Verbindung ihres Geistes mit dem der Hohepriesterin spürte sie das heftige Aufwallen der Gefühle in ihr. Sie hielt ihre Hand fester.
»Auch du bist nicht allein. Wir stehen das gemeinsam durch.«
Charna sah sie mit ängstlichen Augen an und nickte dann. Sie traten durch das Portal und folgten Kujaan, die den Kamm in ihren Haaren entdeckte und plötzlich unsicher wurde. Charna starrte an ihr vorbei zum Flammenthron, neben dem ihre Mutter sichtbar wurde. Sie unterhielt sich mit Cendrine. Sie traten näher und Charna streckte eine Hand aus, wollte ihre Mutter berühren. Die Göttin trat durch sie hindurch, als wäre sie aus Luft.
»Wir sind nur Beobachter hier. All dies ist bereits …«
»… Vergangenheit, ich weiß. Es ist nur … verzeih,
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