Das Feuer Kabals
zeigen.«
Thanasis lächelte. Sie wusste, er würde nicht mit ihr diskutieren. Sie nahm einen Becher kaltes Wasser von einer Priesterin entgegen und setzte sich. Sie waren in der Halle des Feuers. Faunus lief unruhig auf und ab, Mehmood starrte auf seine Finger, Schweiß auf seiner Stirn. Er war erst seit heute Morgen wieder auf den Beinen und hatte immer noch Probleme, das Brennende Blut zu begreifen, dass Kassandra ihm injiziert hatte, um sein Leben zu retten. Er klagte zudem über starke Schmerzen in den Waden, doch die Heiler konnten nichts feststellen, außer einer Erschöpfung, die bald verschwunden sein sollte.
Es war mehr als eine Woche vergangen, seit Charna sie nach Idrak teleportiert hatte. Kassandra musste den Berichten der Krieger und Priesterinnen vertrauen, die ihr erzählt hatten, dass die Hohepriesterin sich in einen »Feuerdrachen« verwandelt hatte.
Irgendetwas ist da vorgefallen, nur was? Was ist mit Charna geschehen? Hat es mit ihrem Erbe zu tun? Ihr Vater Sarun war der letzte Drachenherrscher von Krain …
Niemand konnte sagen, wie es dazu gekommen war, dass der Rest der Delegation aus dem ehemaligen Sidaji-Reich plötzlich im Tempel erschienen war. Viele schrieben es dem Wirken des Feuerdrachen zu, in den sich Charna angeblich verwandelt hatte. Die Drachen hatten sich daraufhin überraschenderweise alle nach Krain zurückgezogen. Eine Kontaktaufnahme war bisher erfolglos geblieben. Der Orden war aufgebracht und viele Völker Iidrashs sandten jetzt ihre Botschafter nach Idrak, um die beunruhigenden Neuigkeiten dementieren oder bestätigen zu lassen. Die Sprecherinnen hatten bisher nur beruhigende und nichtssagende Aussagen von sich gegeben, doch der Zeitpunkt, an dem jemand für den Orden eine offizielle Erklärung abgeben musste, rückte immer näher. Kassandra hoffte, dass ihre telepathische Kontaktaufnahme gelungen war und Charna tatsächlich zurück nach Idrak kam. Die Präsenz, die sie gespürt hatte, war zwar die Hohepriesterin gewesen, doch etwas an ihr erschien Kassandra so vollkommen anders.
Faunus beugte sich zu ihr herüber. »Du siehst sehr nachdenklich aus.«
»Es ist Charna. Sie … fühlte sich seltsam an. Es war fast, als ob …«
»Sag nur!«, ermutigte Faunus sie und stützte sich auf den Steintisch.
»Es war beinahe, als wäre es nicht Charna, sondern …«
»Nun mach es nicht so spannend!«
»Es war, als würde ich mit Sarinaca kommunizieren.«
Thanasis grunzte und Mehmood sah auf.
Faunus schnaubte. »Möglicherweise solltest du dich wirklich wieder hinlegen.«
Thanasis schüttelte den Kopf. »Vielleicht hat Faunus recht.«
Kassandra sah ihm in die Augen.
Thanasis seufzte. »Schon gut.«
»Wie sieht es mit Seraphia aus?«, fragte Kassandra.
Faunus erstarrte einen Sekundenbruchteil und sie wusste, dass er sein Bewusstsein für einen Augenblick vollständig in die Verkörperung gelegt hatte, die ununterbrochen bei Seraphias Krankenbett verharrte.
Er stand auf. »Ihr Zustand ist unverändert. Die Einstiche, die wir an ihrem Körper finden konnten, enthielten Spuren eines Mittels, dass keiner der hiesigen Heiler je gesehen hat. Ihre Aura ist beeinträchtigt und ihr Blut zeigt große Mengen jener unbekannten Substanz. Bei meinen Untersuchungen habe ich herausgefunden, dass eine Frau, die sich als Heilerin ausgegeben hat, sowohl bei den Sidjai als auch hier im Tempel anwesend war. Niemand hat diese Frau je zuvor gesehen und kannte sie persönlich. Es muss sich um einen Eindringling handeln. Ich habe Zeichnungen nach ihrer Beschreibung anfertigen lassen und bei den Wachen im Tempel verteilt. Wenn ich sie in die Finger bekomme, dann …«
»Faunus! Beruhige dich endlich! Du bist seit Tagen ein nervliches Wrack. Es ist an der Zeit, dass du deine Aspekte vereinst und etwas Ruhe findest«, sagte Thanasis.
Faunus atmete tief durch und stemmte die Fäuste in die Hüften. Dann war er verschwunden.
Thanasis warf die Arme in die Luft. »Verdammt nochmal! Alle benehmen sich wie ein Haufen aufgeschreckter Hühner. Es wird Zeit, dass etwas Ordnung in den Orden kommt. Wir können so nicht weitermachen«, murmelte Thanasis.
Kassandra legte ihm eine Hand auf den mächtigen Arm und er seufzte. »Du solltest eine offizielle Stellungnahme vorbereiten.«
»Stellungnahme zu was?«
»Zu den Gerüchten um das Verschwinden der Sidaji. Das wäre ein Anfang. Cendrines Fortbleiben kann zwar nicht ewig geheim gehalten werde, aber das musst du ja nicht jetzt bekanntgeben«, sagte
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