Das Feuer und die Rose
noch Vorteile, die über die Benutzung der Forschungseinrichtung der Medizinischen Abteilung hinausgingen.
»Verzeihung«, sagte McCoy.
Die Frau blieb stehen und wartete, bis er sie erreicht hatte. Sie trug ein bezauberndes marineblaues Kleid, das perfekt zu ihrem silberfarbenen Haar passte. »Ja?«, fragte sie. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Ja, Ma’am, mein Name ist Leonard McCoy«, sagte er.
»Doktor
Leonard McCoy«, fügte er in der Hoffnung hinzu, dass der Titel ihm noch etwas mehr Glaubwürdigkeit verleihen würde. »Und Sie sind Botschafterin Alexandra Tremontaine?«
»Ja, das bin ich«, bestätigte sie. »Was kann ich für Sie tun, Doktor McCoy?« Sie wirkte ernst und selbstbewusst, aber gleichzeitig auch sehr offen und freundlich. McCoy mochte sie auf Anhieb.
»Botschafterin, ich bin ein Freund von Spock«, sagte er. Auf der Reise hierher hatte er so viele verschiedene Reden einstudiert, doch jetzt konnte er sich an keine von ihnen erinnern. »Er und ich dienten viele Jahre lang zusammen in der Sternenflotte …«
»Ich weiß, wer Sie sind«, unterbrach ihn die Botschafterin. Es klang nicht wie eine Herausforderung, sondern wie eine einfache Tatsache, mit der sie McCoy seine Nervosität nehmen wollte. Ihm wurde klar, dass sie natürlich wissen musste, wer er war. Als sie mit Spock zusammen war, hatten sie in die intimsten Gedanken und Gefühle des jeweils anderen geblickt. McCoy wollte das eigentlich gar nicht so genau wissen, aber diese Informationen waren eine Folge des
Lot-San-Kol
-Rituals, das er mit Spock durchgeführt hatte. Und was McCoy während ihrer Verbindungen erfahren hatte, war der Grund dafür, warum er überhaupt hergekommen war.
»Botschafterin …«, begann McCoy, doch dann wanderte sein Blick zu dem leeren Wartebereich. »Können wir uns vielleicht für einen Moment setzen?«
Sie gingen zu den Sofas und nahmen nebeneinander Platz. »Botschafterin«, versuchte McCoy es erneut, »was ich Ihnen mitteilen möchte, geht mich eigentlich nichts an, aber Spock ist mein Freund, daher wollte ich ihm den Gefallen tun. Er wäre vielleicht irgendwann von sich aus auf Sie zugekommen, aber ich weiß nicht wie lange das dauern würde. Mir ist schmerzlich bewusst, wie es ist, wertvolle Zeit zu verschwenden, und ich wollte ihm das wenn möglich ersparen. Ebenso wie ich es Ihnen ersparen möchte.«
»Ich schätze, ich sollte Ihnen wohl dafür danken«, sagte Tremontaine freundlich, »aber ich bin nicht ganz sicher, worauf Sie damit hinauswollen.«
»Zum einen hat Spock sich verändert«, erklärte McCoy. »Nun ja, nicht verändert, aber er ist endlich zu der Person geworden, die er ist, ohne Einschränkungen.«
»Ein Vulkanier mit vollkommener Kontrolle über seine Emotionen«, schloss die Botschafterin.
»Nein«, widersprach McCoy. »Ihm ist klar geworden, dass das
Kolinahr
nicht das Richtige für ihn war. Er hat es abgelegt, um wieder mit seinen Emotionen leben zu können.«
»Also gut«, sagte Tremontaine. »Und was hat das mit mir zu tun?«
McCoy holte tief Luft. Er wusste, dass er nun Spocks Vertrauen missbrauchen würde, doch er war sich sicher, dass ihm sein Freund letzten Endes dafür danken würde. »Botschafterin«, sagte er, hielt inne und setzte dann erneut an. »Alexandra, Spock liebt Sie immer noch.«
Und dann erzählte er ihr alles.
In dem glänzenden Turm in Pil Stornom auf Rigel IV, in dem sich das Hauptquartier der Abteilung für interplanetare Angelegenheiten befand, saß Spock am Schreibtisch in seinem Büro und las die Informationen auf seiner Datentafel. Er stellte fest, dass die Tzenkethi in letzter Zeit einige ihrer militärischen Kräfte auf eine Art und Weise umstrukturiert hatten, die als provokativ angesehen werden konnte. Er vermutete, dass sie kurz davorstanden, einen Versuch zur Ausweitung ihres Territoriums zu unternehmen. Es schien nicht so, als würden sie in naher Zukunft einen Einfall in den Föderationsraum planen, aber wenn die Tzenkethi sich erfolgreich weiter ausbreiteten, würde es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sie auch ein gieriges Auge auf die VFP warfen.
Er legte die Datentafel ab und dachte über seine Rückkehr zur AIA nach. Seit dem
Lot-San-Kol
mit Leonard, hatte Spock viele Aspekte seines Lebens neu bewertet, darunter auch seine Arbeit. Er war fünfzehn Jahre lang als Forscher an der Vulkanischen Akademie der Wissenschaften tätig gewesen. Und obwohl er seine Bemühungen im Bereich der temporalen Physik befriedigend gefunden hatte,
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