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Das Feuer von Konstantinopel

Das Feuer von Konstantinopel

Titel: Das Feuer von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingmar Gregorzewski
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an. Die machte auf dem Absatz kehrt und verschwand mit den Worten: „Grosse Güte, der Mann hat Nerven!“
    ‚Das also ist Otto Watzke!’, dachte sich Felix und kam hinter seiner Mauer vor. ‚Ist er auch der Brandstifter?’
    Er musste versuchen, in die ‘Neue Welt’ zu kommen. So unauffällig wie er konnte, schlenderte Felix von der anderen Straßenseite auf das Lokal zu. Otto Watzke schien ihn nicht zu bemerken. Felix wollte das ausnutzen und stieß gerade die Türe zu dem Ballhaus auf, da hielt ihn eine Pranke fest.
    „Verzieh’ dir!“, knurrte Watzke durch eine Tabakwolke.
    „Ich soll Vater holen, meine Mutter schickt mir! Das Kleine ist krank, es hat doll Fieber“, log Felix mit Aufregung und Unterwürfigkeit in der Stimme. „Bitte lassen Sie mich, ich bin auch gleich wieder draußen. Gnade, der Herr!“
    Aber Otto Watzke dachte nicht im Traum dran, sich von Felix bequatschen zu lassen.
    „Zisch’ ab! Geh’ woanders zum Restesaufen! Hier nicht!“, grunzte er und stieß mit seiner Bärenkraft Felix voller Wucht auf das blanke, harte Straßenpflaster. Beinahe wäre dies das Ende von Felix von Flocke gewesen. Denn wie aus dem Nichts rollte plötzlich die schwarze Kutsche auf ihn zu. Die Pferde scheuten und ihre Hufe hätten Felix fast zerquetscht. Um ein Haar wäre er buchstäblich unter die Räder gekommen. Im allerletzten Moment konnte er sich zur Seite rollen und war gerettet.
    Der Kutscher brachte den Wagen zum Stehen und ein greller Blitz zuckte durch die Nacht. Mit weit aufgerissenen Augen wieherten die Pferde und warfen vor Schreck immer wieder ihre Köpfe zurück. Der Kutscher versuchte, sie zu beruhigen.
    Wütend kam Otto Watzke dazu.
    „Der Rotzbengel, der verdammte...!“, polterte er los. Die Türe der Kutsche öffnete sich und die drei in Schwarz gekleideten Damen stiegen eine nach der anderen aus.
    Augenblicklich verstummte Watzke, wurde verlegen und trat zur Seite, um Platz zu machen für die hohen Herrschaften. Sein Walrossgesicht schwitzte. Er hatte das Wappen des Kaisers am Wagen entdeckt.
    Aber was passierte nun?
    Eine der Frauen in Schwarz beugte sich zu Felix. Sie ging in die Hocke und nahm seine Hand in die ihre. Sie trug zwar einen Handschuh, aber Felix spürte sofort die Wärme, die von der verschleierten Frau ausging. Vorsichtig hob sie einen Teil ihres Schleiers und Felix konnte ihre Augen sehen. Es waren traurige, gütige Augen.
    „Ist dir etwas zugestoßen, Junge?“, wollte sie von ihm wissen. Ihre Stimme klang leise und angenehm.
    „Es geht schon wieder, danke. Es ist alles meine Schuld...!“, antwortete Felix und überlegte, woher er dieses Gesicht kannte. Schlagartig fiel es ihm wieder ein.
    „Majestät...!“, Felix kniete jetzt vor ihr. Er konnte nicht glauben, dass das alles wahr war.
    „Bitte... psst!“, sagte die Kaiserin und legte ihren schwarzen Finger sanft auf ihre Lippen.
    Felix verstand: Sie wollte nicht erkannt werden. Er nickte ihr wissend zu und bedeutete ihr damit, er werde dichthalten, sie nicht verraten.
    Eine der beiden anderen Frauen hatte inzwischen aus ihrer Tasche eine Münze hervorgeholt, die sie der Kaiserin übergab. Die steckte das kostbare Stück rasch Felix zu.
    „Gott schütze den Kaiser und die Kaiserin!“, flüsterte Felix ergriffen. Er konnte sein Glück kaum fassen.
    Ein letztes Mal lächelte die Kaiserin, bevor sie wieder ihr Gesicht mit dem schwarzen Schleier bedeckte.
    Mit der Kaiserin in der Mitte, schlossen sich die drei Frauen zu einer untrennbaren Einheit zusammen. Voller Ergebenheit riss Otto Watzke die Schwingtüre zu seinem Tanzlokal auf, drängte mit Gewalt den Pöbel zur Seite und rief mit lauter Stimme, als wäre er der Hofmarschall:
    „Willkommen in die ‘Neue Welt’, bei Watzkes exquisites Ballhaus und viel Vergnügen auch!“
    Höllenlärm toste durch die offene Türe ins Freie und schlug den Frauen entgegen. Die drei Damen gaben sich einen Ruck, unterdrückten ihre Furcht und betraten untergehakt aber entschlossen die ‘Neue Welt’.
    Watzke vergaß Felix, drehte ihm den Rücken zu und folgte der neu angekommenen Kundschaft in das Innere seines Reiches.
    Felix war zufrieden. Endlich hatte er freie Bahn... und Geld. Aber was um alles in der Welt machte eine Kaiserin beim gemeinem Volk auf einem Tanzvergnügen? Darüber nachdenken wollte er später. Jetzt durfte er keine Zeit verlieren.
     
    Fräulein Romitschka erhob sich. Sie musste zwei Tage und zwei Nächte durchgeschlafen haben. Ihr Kopf war schwer wie

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