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Das Feuer von Konstantinopel

Das Feuer von Konstantinopel

Titel: Das Feuer von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingmar Gregorzewski
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verjagt aus Damaskus, den es nach Konstantinopel verschlagen hatte, hatte nicht die geringste Ahnung, welchen Wert dieses schmutzige Blatt darstellte. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern, wie der Bauplan überhaupt in seinen Laden gelangt war, geschweige denn verstand er die Sprache, in der das Dokument verfasst war, nämlich Deutsch.
    Für sieben Para verkaufte er es dem Kardinal , glücklich über den Handel. Von diesen sieben Para nahm der Händler einen, kaufte sich süße Datteln, die ihm aber böse Zahnschmerzen verursachten. Er nahm die restlichen sechs Para aus der Kasse und ging damit zu seinem Schwager Machmut, einem erfahrenen Zahnbehandler, dessen Ruf bis weit nach Üsküdar reichte. Machmut aber war in Wirklichkeit nichts weiter als ein eitler Narr in einem blauen Seidenrock. Sehr gepflegt, aber nicht gerade bescheiden. Prunkvolle Stickereien entlang der Knopfleiste. Er stotterte zwar, war ein Meister im Vortragen syrischer Lyrik. Aber bitte, das ist eine gänzlich andere Geschichte, von der ich euch besser ein anderes Mal berichten werde...
    Jedenfalls sah die Polizei den Kardinal aus dem kleinen Buchgeschäft treten und wollte wissen, was er wohl dort erstanden hatte. Denn sie beobachteten ihn schon seit einiger Zeit, häuften sich doch die Juwelenraube in den guten Vierteln der Stadt. Und der Kardinal stand unter Verdacht. Denn Bek ir, genannt das blauäugige Wiesel, wurde am Tag zuvor von der Polizei geschnappt, als er in den frühen Morgenstunden falsche Goldmünzen bei einem Armenier verkaufen wollte. Noch bevor der Ruf des Muezzin zum Mittagsgebet erscholl, packte das blauäugige Wiesel vor den Kommissaren willig aus, aus Angst vor den Stockhieben, die sie ihm androhten. Er nannte Namen – zitternd wie Wüstengras – sprach von Teufeln und Dämonen. Aber auch der Name ‘Kardinal’ kam über seine flehenden Lippen. Als der jetzt beim Verlassen des Buchladens unverhofft vor den Polizisten stand, schlug er die Kapuze seines Capes über den Kopf und verschwand einfach in dem Gewirr der Gassen. Das gefährliche Papier hatte er bei sich. Wie ein Gespenst löste er sich vor den Augen der beiden Schutzleute auf. Die liefen ihm zwar anfangs noch diensteifrig hinterher. Doch er entkam. Denn der Kardinal war unerkannt in den Zauberladen von Onkel Fidelius geflüchtet. Dort begegnete er Felix, der gerade dabei war, das Innenfutter seiner blauen Reisetasche auszubessern. Eine Situation, die er für sich ausnutzte.
     
    Schwer bepackt betrat Fräulein Romitschka eine Berliner Polizeistation. Die blaue Reisetasche, ein Baby und ihren Regenschirm – das alles hielt sie mit großer Geschicklichkeit in den Händen, ohne dass dabei etwas zu Boden fiel. Sie war von dem Gewitter im Freien überrascht worden und nun ziemlich nass.
    Kaum hatte sie die Wache betreten, eilten ihr gleich zwei Polizisten zu Hilfe und nahmen ihr ihre Last ab. Ein tiefer Seufzer entfuhr dem Kinderfräulein und sie hauchte erschöpft:
    „Danke vielmals. Vielen Dank auch!“
    Für einen Moment betrachtete sie ihre leeren Hände, denn es war das erste Mal, dass sie auf ihrer Reise überhaupt nichts festhielt. Ein wahrlich ungewohntes Gefühl.
    Als sie merkte, dass die Herren Wachtmeister sie fragend anblickten, holte sie tief Luft, denn es sollten wichtige Worte folgen:
    „Meine Herren...!“, eröffnete sie mit kämpferischer Stimme. „Ungeheuerliche Sachen gehen in dieser Stadt vor. Verbrechen, von denen Sie nicht einmal zu träumen wagen. Schandtaten, die in keinem Ihrer Lehrbücher verzeichnet sind...!“
    Weiter kam sie allerdings erst einmal nicht, denn einer der Polizisten drückte ihr das Baby wieder in den Arm. Er fühlte sich mit dem kleinen Lebewesen in seinen Händen ziemlich hilflos.
    In diesem Moment trat der Polizist auf, dem Fräulein Romitschka in dieser Geschichte schon mehrmals begegnet war. Mit lauter Stimme rief er aus:
    „Ja, Fräuleinchen, welcher Weg führt Sie denn diesmal zu uns?!“
    Als er allerdings den Säugling sah, veränderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig. Das Leuchten ging unter, wie eine Sonne.
    Er deutete verwirrt mit dem Finger auf das Bündel in Fräulein Romitschkas Arm.
    „Ein entzückendes Ding, mit Verlaub. Ganz die Frau Mama. Da kann der Herr Gatte aber stolz sein!“, sagte er nun in einem amtlichen Tonfall.
    „Erlauben Sie bitte...!“, antwortete Fräulein Romitschka und rang nach Luft. „Aber ich bin nicht verheiratet! Und das ist auch keinesfalls mein Kind. Ich verbitte

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