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Das Feuer von Konstantinopel

Das Feuer von Konstantinopel

Titel: Das Feuer von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingmar Gregorzewski
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schlugen dunkel und schwer vom Dom herüber. Baptist hatte sich unter das Bett verkrochen. Er sehnte sich auf das Dach der ‘Giraffe’ zurück. All das Gold und die Spiegel, die wuchtigen Stoffe und bunten Kissen, die kostbaren Teppiche und riesigen Gemälde – Baptist wollte fort von hier. Das war nicht seine Welt. Er hatte Heimweh nach dem Krätzeviertel. Das Einzige, was ihm hier vertraut war, war die Musik von Esther. Wenn man ihm die auch noch nahm, dann war er ganz alleine auf der Welt. Wo steckte Felix? War dieser Prinz jetzt sein neuer Freund?
    Ein Diener hatte einen Teller mit Honigbroten auf den Boden gestellt. Die sollten Baptist unter dem Bett hervorlocken. Baptist sah den Honig milde funkeln. Die Brote waren zu weit weg für ihn. Er war viel zu müde. Die Augen fielen ihm zu und er schlief ein.
     
    Die Geschichte vom einäugigen Wolf lässt den Prinzen nicht los. Nachts träumt ihm, wie der Wolf einsam durch den Wald streift. Sein Auge hat er beim Kampf mit einem anderen Wolf verloren. Daraufhin wird er von seinem Rudel verstoßen und jetzt droht ihm der Hungertod, denn alleine kann er nicht jagen. Er braucht die anderen dazu. Im Traum sieht der Prinz, wie dichter Schnee fällt und der einäugige Wolf von der Waldlichtung aus unten im Tal eine kleine Siedlung entdeckt. Er hört leise die Stimmen und den Gesang der Menschen aus den Häusern dringen. Warmes Licht erleuchtet die Fenster. Der Frost lässt den Rauch gerade wie einen Bleistiftstrich aus den Schornsteinen in den Himmel steigen. Nie zuvor in seinem Leben ist der einäugige Wolf so dicht zu den Menschen gegangen. Schuld ist der Hunger. Will er nicht sterben, muss er etwas zu Fressen finden...
    Der Prinz wälzt sich im Schlaf hin und her, denn auch er hört aus einem der kleinen Häuser eine Frauenstimme schimpfen. Sie klingt hart und böse. Der einäugige Wolf spitzt die Ohren. Die Haustüre knarrt und ein junges Mädchen mit einem Korb tritt vor die Türe ins Freie, den Kopf in einen Schal gewickelt, um sich gegen den Schneesturm zu schützen. Hinter dem Mädchen schlägt die Frau mit der bösen Stimme die Türe zu und ruft, es solle nicht eher wiederkommen, bevor es nicht genug Brennholz aus dem Wald geholt habe.
    Das Mädchen wandert los. Es geht nur langsam voran. Der Schneefall lässt nicht nach und es ist mühsam für das Kind, durch den hohen Schnee zu stapfen.
    Der Wolf hält sich hinter einem Baum versteckt. Er wartet ab, denn das Mädchen kommt direkt auf ihn zu. Im Traum versucht der Prinz zu rufen, um das Kind zu warnen. Doch in deinen Träumen kann dich niemand hören.
    Als das Mädchen ganz dicht bei ihm ist und er nur noch mit den Zähnen zuzuschnappen braucht, merkt der einäugige Wolf plötzlich, dass das Mädchen blind ist. Das aber spürt in diesem Augenblick den warmen Atem eines Lebewesens und fragt ängstlich, ob da jemand sei? Als Antwort knackst es leise im Geäst...
     
    Felix konnte in dieser Nacht einfach nicht einschlafen. Er fragte sich, wo wohl Esther und Baptist seien. Am liebsten hätte er nach ihnen gesucht. Aber er durfte sein prächtiges Schlafzimmer nicht verlassen, denn draußen vor seiner Türe waren zwei Wachen aufgezogen. Er glaubte, von irgendwoher Esthers Geige zu hören. Sie klang leise zu ihm ins Zimmer.
    Sie würden noch ein paar Tage im Schloss bleiben, hatte ihm der Kardinal gesagt. Die Kaiserin habe viele Fragen an Baptist und so sei genug Zeit, sich auf die Suche nach dem Rubin zu begeben. Er hatte bereits herausgefunden, in welchem Teil des Schlosses Sinan Khan residierte. Sobald er den Stein entdeckt hatte, müsse Felix ihn stehlen. Sollte er nicht gehorchen, würde er mit Baptist für immer abreisen und Felix seinem Schicksal überlassen...
    Felix stieg aus dem Bett und ging zum Fenster. Unten im Hof marschierten immer noch die Soldaten.
    Der Junge betrachtete den Himmel und sah einen Schwarm Krähen durch die mondhelle Nacht ziehen.
    Felix zog den Plan des Schlosses aus seiner Tasche und betrachtete ihn sorgfältig. Vielleicht fand er ja sein Zimmer auf dem angebissenen Papier? Auf den ersten Blick sah alles sehr verwirrend aus. Dünne Linien, dicke Linien, schräge Linien, gerade Linien und runde Linien. Es war ein Labyrinth... Das hier könnte sein Zimmer sein... Felix fuhr mit dem Finger über das Blatt.
    Leise öffnete sich die Zimmertüre und die Kaiserin trat ein. Sie war alleine. Schnell und geschickt ließ Felix den Plan unter der Bettdecke verschwinden.
    Er allerdings blieb vor der

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