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Das Feuer von Konstantinopel

Das Feuer von Konstantinopel

Titel: Das Feuer von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingmar Gregorzewski
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ein Mal die Königin der Nacht !“
    Wie eine riesige Puppe schleifte der Kutscher Erna Klimovskanowa zu den Stallungen hinüber.
    Der Kardinal sah derweil zu den Fenstern des Ballsaals hoch.
    ‚Dieser Polizist mit der Tuba. Warum hat er mich nur so komisch gemustert? Es wird höchste Zeit, dass ich hier wegkomme!’, dachte er und machte sich auf den Weg zurück ins Schloss.
     
    Felix öffnete den größer gewordenen Türspalt in der Wand mit der Palmetapete und trat in einen Geheimgang, der hinter der Türe seinen Anfang nahm.
    Der Junge befand sich mit einem Mal mitten in den Mauern des Schlosses. Er überlegte, ob er auf diesem Weg wohl durch das gesamte Gebäude käme, ohne dabei von jemandem bemerkt zu werden.
    Eine leise, quietschende Männerstimme unterbrach seine Gedanken.
    „Willkommen, Felix von Flocke. Es ist mir eine ungeheuere Ehre!“
    Felix drehte sich nach der Stimme um, und im Kerzenschein konnte er eine kugelrunde Gestalt erkennen. Das Gesicht war mehlweiß gepudert und lächelte ihm freundlich und verschmitzt zu. Der Mann trug den Anzug eines Harlekins und schwenkte einen Schlapphut zum Gruße.
    „Es tut mir leid... aber ich hatte keine Ahnung...!“, stammelte Felix.
    „Unnötig, mir auch nur die geringsten Erklärungen zu geben. Ich bin über alles bestens im Bilde. – Aber du scheinst richtig ratlos, lieber Felix. Daran möchte ich nicht weiter Schuld sein. Mein Name ist Giacomo, der Geist, der in den Mauern lebt“, sagte die Gestalt und deutete eine höfliche Verbeugung an.
    „Es gibt keine Geister. Sie sind ein echter Mensch“, widersprach Felix dem Mann.
    „Nun lösch’ dieses alberne Licht. Du hast genug von meiner absurden Verkleidung gesehen“, bat Giacomo.
    Gehorsam pustete Felix die Flamme der Kerze aus. Giacomo schien zufrieden.
    „Nun, womit soll ich beginnen? Seit vielen Jahren lebe ich in den Mauern des Schlosses“, erzählte er mit seiner quietschenden Stimme. Er räusperte sich.
    „Mama mia, merke gerade: lange kein Wort mehr gesprochen...! – Aber bitte, Felix, wir müssen äußerst leise sein. Es darf uns niemand hören. Mein Geheimnis muss gewahrt bleiben. Wenn mich jemand entdecken würde, das wäre schlimm für mich. Es ist eine Freude, dass ihr drei Kinder in den Palast gekommen seid. Ich bin so froh. Höre nur den Goldklang der Geige!“, schwärmte Giacomo und rollte mit den Augen. „Jeder Abend ist nun ein Hochgenuss für mich.“
    „Das ist Esther“, sagte Felix stolz. „Aber warum tragen Sie dieses Kostüm?“
    „Es gab doch nichts Passendes mehr für mich. Stell dir vor: Meister Simon und Meister Jakob hatten nur noch dieses ulkige Gewand mit den lustigen Troddeln in meiner Größe. Ich werde einfach zu füllig.“
    „Ich verstehe“, antwortete Felix, ohne wirklich verstanden zu haben.
    „Kurz und gut: Solange ich noch durch die Wände passe, will ich nicht klagen!“ Leise aber herzlich lachte Giacomo über sich selbst.
    „Aber woher kennen Sie mich?“, wollte Felix wissen.
    „Ich kenne jeden, der hier im Schloss wohnt. Ich habe dich durch ein kleines Loch in der Wand beobachtet. Bitte sei mir deshalb nicht böse“, bat Giacomo.
    „Schon vergeben!“ Felix lächelte.
    „Denk dir nur: Der Kaiser entließ mich eines Tages aus seinen Diensten. Mich, seinen besten Diener. Ich hatte wohl ein paar Flaschen Wein zu viel, als ich das Bankett für die rumänische Königin ausrichtete. Mama mia!“ Giacomo wurde ganz wehmütig. „Jedenfalls fiel ich kopfüber... nein, ich kann dir das nicht erzählen“, unterbrach er sich selbst. „Vielleicht ein anderes Mal.“
    „Bitte sprechen Sie offen. Ich bin Ihr Freund!“, versicherte ihm Felix aufrichtig.
    „Ehrlich?“, fragte Giacomo verwundert nach, als hätte er Freundschaft in diesem Leben nicht mehr verdient.
    „Ehrlich!“, antwortete Felix in fester Überzeugung.
    „Also gut. Aber sag’ hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt! – Nun: Ich verlor das Gleichgewicht und fiel mitsamt dem toskanischen Wildschweinragout auf die rumänische Königin. Dabei wollte ich es nur auf dem Tisch vor ihr platzieren!“
    „Grausam!“, entfuhr es Felix. Er wusste nicht, ob er über die Geschichte eher weinen oder lachen sollte.
    „Grausam!“, wiederholte Giacomo und drückte seinen Hut fest an sein schmerzendes Herz.
    „Es tut mir unendlich leid. Natürlich auch für die rumänische Königin“, versuchte Felix seinen neuen Freund zu trösten.
    „Der Kaiser höchstpersönlich war es, der mich

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