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Das Feuer von Konstantinopel

Das Feuer von Konstantinopel

Titel: Das Feuer von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingmar Gregorzewski
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Grab gewünscht oder einen Stein nach den Hunden geworfen haben. Ja, ich kann grausam sein. Aber trotzdem würde es niemals einer von ihnen wagen, die Hand gegen mich zu erheben, um mich zu verjagen. Sie wissen, es wäre zwecklos. Denn ich komme wieder, immer wieder. Vor mir gibt es kein Entrinnen. Sie nennen mich das „Herz der Nacht“. Vielleicht, weil ich so schwarze Flügel habe...
     
    Mit eiligen Schritten lief der Kardinal durch die Gänge des Schlosses. Marmorpracht, Gold und Kristall, selbst die Schlacht um Jerusalem – alles flog an ihm vorbei wie bei einer Karussellfahrt.
    ‚Ich habe das Siegel der Kaiserin!’, hämmerte es in seinem Kopf. Alles andere war ihm egal. Auch die Kinder waren ihm egal. Er war sich jetzt nur auf sich konzentriert und auf den Rubin, der bald ihm gehören würde.
    Noch vergnügte sich der türkische Attaché auf dem Ball. Die Chancen, an den Stein heranzukommen, waren gut.
    Vor der Türe zu Sinan Khans Wohnräumen wurde er von den Wachen aufgehalten.
    „Die Kaiserin schickt mich. Es ist ein äußerst diskreter Auftrag, der mich hierher kommen lässt. Im Namen Ihrer Majestät: Bitte zu passieren!“, verlangte er selbstbewusst.
    Die Wachen berieten sich kurz.
    „Die Sache duldet keinen Aufschub. Gehen Sie mir aus dem Weg!“ Der Kardinal versuchte, sich an den Soldaten vorbeizudrängen. Doch die hielten ihn fest.
    „Nur seine Exzellenz Sinan Khan oder Angehörige der kaiserlichen Familie persönlich haben Zutritt zu den Gemächern!“, belehrte ihn der oberste Wachhabende.
    „Nun gut, ich werde mit der Kaiserin persönlich wiederkommen. Dann haben Sie sich alle hier zu verantworten. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte!“
    Der Kardinal wandte sich zum Gehen. Er wollte weiteres Aufsehen um jeden Preis vermeiden. Eine Chance sah er noch: Baptist! Der Junge sollte von außen über die Mauer in die Räume klettern und den Stein stehlen. Dazu brauchte er auch Esther. Sie sollte Baptist mit ihrem Geigenspiel in Trance versetzen, damit der Junge seine Angst verlor... Ja, so könnte es gelingen. Der Weg zurück kam dem Kardinal endlos vor.
     
    Baptist kroch unter dem Bett hervor. Er ging zum Fenster und öffnete es so weit es ging. Zu gerne wollte er auf das Dach des Schlosses gelangen. Vielleicht konnte er von dort bis zum ewigen Schnee von Tibet sehen? Doch das Dach war zwei Stockwerke über seinem Zimmer. Er müsste also die Fassade hochklettern. Eine schwindelerregende Sache. Auch wusste er nicht, ob er sich überhaupt bis ganz nach oben hangeln könnte. Gab es genug Mauervorsprünge, die ihm Halt geben würden?
    ‚Gott will nur das Beste für uns. Das muss er wollen, denn deshalb ist er Gott!’, dachte sich Baptist und kletterte auf das Fensterbrett.
    ‚Wie klein die schwarze Kutsche von hier oben aussieht’, überlegte er, als er in den Hof hinunter sah. Dann richtete er seinen Blick wieder in die Höhe. Er suchte weiter nach einem Weg, der ihn sicher auf das Dach führte.
     
    „Sieh’ nur, der Stein des Verderbens. Sieh’ ihn dir genau an!“, flüsterte Giacomo und überließ Felix den Blick durch das winzige Loch in der Wand.
    „Was ist, wenn uns jemand bemerkt?“, wollte Felix wissen.
    „Keine Angst“, flüsterte Giacomo. „Sinan Khan ist auf dem Ball.“
    Felix trat ganz nahe an den kleinen Lichtpunkt in der Wand. Durch den sah er den Rubin in der Vitrine schimmern. Friedlich lag der Stein da, kostbar und unerreichbar.
    „Wir müssen fort von hier bevor der Kardinal Baptist zwingt...!“ Felix kam nicht dazu, den Satz zu Ende zu sprechen. Ein Schatten hatte sich über den funkelnden Edelstein gelegt und ihn verdunkelt. Der Rubin sah nun aus wie ein Blutstropfen. Was ging da vor sich?
    „Leise...!“, zischte Felix. „Da ist jemand!“
    Giacomo bewegte sich nicht. Nur seine Augen weiteten sich vor Schreck.
    Felix sah, wie jemand nach dem Stein griff. Er erkannte die Hand. Er wusste ganz genau, wem sie gehörte.
    „Er stiehlt den Stein!“, hauchte Felix kaum hörbar.
    „Wer?“, fragte Giacomo zurück.
    „Der Prinz!“, flüsterte Felix fassungslos.
    Giacomo schlug erschrocken die Hände vors Gesicht, ohne dabei ein Geräusch zu machen.
    „Was hat er vor?“, fragte sich Felix und sah zu dem Harlekin. Der zuckte verzweifelt mit den Schultern.
    Felix legte erneut sein Auge an das Loch in der Wand. Er konnte nicht glauben, was sich soeben abspielt hatte. Aber es war wahr: Die Vitrine war leer, der Stein verschwunden. Der Prinz hatte ihn

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