Das Feuer von Konstantinopel
Zimmer.
„Was tun wir jetzt?“, fragte Giacomo.
„Ich weiß es nicht!“, antwortete Felix und öffnete die Geheimtüre erneut.
Er ging zum Fenster und sah im Hof den Aufruhr, der dort noch immer herrschte. Aufgeregt liefen Polizisten und Soldaten durcheinander, als wäre der Krieg ausgebrochen. Die Flammen der Fackeln zauberten lange Schatten auf die Mauern.
Den längsten Schatten aber warf Sinan Khan, der den Oberbefehl über die Soldaten zu haben schien. Seine laute Stimme gab Kommandos und versuchte auf diese Weise, Ordnung unter die Männer zu bringen. In einer Hand hielt er schussbereit eine Pistole.
Felix wollte gerade einen Schritt zurück in das dunkle Zimmer treten, damit ihn der Militärattaché nicht entdecken konnte, da zerschnitt ein Flügelschlag die Luft. Der Schrei einer Krähe erklang.
„Suleika!“, rief Felix aus.
„Ich sollte es nicht tun! Beim Phönix, der niemals stirbt, der stets aus seiner Asche wiedergeboren wird, verdammt noch mal, ich sollte es nicht tun!“, krächzte Suleika, nachdem sie sicher auf dem Fenstersims gelandet war.
„Was redest du denn da für einen Unfug?“ Felix freute sich. Endlich war Suleika zurückgekehrt. Wenn auch in einem wirklich ungünstigen Moment.
„Ich sollte mich nicht einmischen, das sollte ich wirklich nicht tun. Es bringt ja doch nur Ärger! Nur so viel: Beeilt euch, rettet Baptist und den Prinzen! Bewegt eure Hintern!“, rief der Vogel.
„Suleika, wo warst du all die Zeit über...? Bleib, geh’ nicht wieder fort!“, bat Felix. Er musste aufpassen, dass er nicht vom Hof aus gesehen wurde.
„Mich siehst du erst in fünfhundert Jahren wieder, Felix, wenn du Glück hast!“, lachte die Krähe. „Jetzt aber los. Genug geschwafelt! Sie sind beim einäugigen Wolf! Der Kardinal hat ihn entdeckt!“ Suleika warf ihren Kopf zurück und streckte ihren Schnabel in die Höhe.
„Felix, bedenk’ doch! Das geht nicht!“, wimmerte Giacomo. „Lass uns die Sache abbrechen. Du wirst doch nicht auf eine Krähe hören, das ist doch völlig verrückt!“
Suleikas schwarze Augen glänzten gefährlich.
„Nimm’ den Clown und zieh’ ab!“, krähte sie beleidigt Felix zu. Der drängte Giacomo zurück in die Mauer.
„Bleib’, Suleika. Bitte bleib’! Warte auf mich! Versprich’ es mir! Ich habe dir noch so viel zu erzählen!“, beschwor Felix den Vogel, bevor auch er in der Wand verschwand. Die Geheimtüre schloss sich. Suleika blieb alleine auf dem Fenstersims zurück. Sie atmete tief durch.
„Mich wirst du nicht so schnell los, dummer Junge!“, brabbelte sie stolz vor sich hin und sortierte dabei mit dem Schnabel ihre schwarzen Federn. „Eher hörst du die Trompeten von Jericho, eher stehst du vor dem Jüngsten Gericht! – Teufel noch mal, ist da unten der Krieg ausgebrochen oder was?!?“, schimpfte die Krähe und blickte hinunter in den Hof.
„Diese Erde ist ein schrecklicher Planet!“, fand sie schließlich.
„Wir sitzen in der Falle!“, rief der Kardinal. Vom Fenster aus hatte jetzt auch er die Uniformierten mit ihren Fackeln entdeckt. „Und du hast mich nicht gewarnt, Baptist. Wir sitzen in der Falle!“
Der Kardinal starrte die beiden Jungen an. Mit seinen Händen umklammert er den Wolf, in dessen Augenhöhle immer noch der Rubin klebte.
„Womit hast du ihn festgemacht?“, schrie er den Prinzen an.
„Oh!“ Der Prinz war erstaunt, als hätte man ihn für eine gute Arbeit gelobt. „Ein Wundermittel, ein Kleber, den mir Sinan Khan aus Konstantinopel mitgebracht hat. Hier auf dem Etikett steht es.“
Er hielt dem Kardinal die Tube Klebstoff hin, zur freien Bewunderung.
„Aus dem Laden von Fridolin Flocke. Ich hätte es mir denken können. Nur einer kann so einen Unsinn erfinden!“ Er riss dem Prinzen die Tube aus der Hand und warf sie in die Ecke.
„Hast du denn kein Werkzeug hier, junger Prinz?“, fragte der Kardinal und lächelte tückisch.
„Bedaure, nein. Das ist mir leider nicht erlaubt. Ich habe ein seltene...“ Der Junge konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Ungeduldig unterbrach ihn der Kardinal.
„Schon gut! Schon gut! Wir haben jetzt keine Zeit für lange Erklärungen...!“ Er war bereits dabei, den Raum nach einem geeigneten Gegenstand für sein Vorhaben abzusuchen. Dabei hielt er den Wolf fest umklammert.
Sein Blick fiel auf einen ganz außergewöhnlichen Gegenstand.
„Eine Vase. Echtes venezianisches Glas“, erklärte der Prinz, als zeigte er einem lieben Gast das Schloss.
„Wie
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