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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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noch in derselben
Nacht amerikanisch versteigert hat? Was mir gar nicht — aber wenigstens zu
wohltätigen Zwecken, was mir schon besser gefiel? Es scheint das einzige Stück
dieser Art Ihrer Garderobe zu sein, wie ich gerade feststellen durfte, als ich
dieses Schächtelchen vom Boden hob.«
    Blanche wurde sich plötzlich
bewußt, daß sie unter ihrem Kleidchen noch immer völlig nackt war, und der
lasterhafte Vamp begann vor Scham zu erröten. Unwillkürlich preßte sie ihre
Schenkel fester zusammen.
    »Machen Sie sich nichts daraus,
daß ich es wahrgenommen habe, Schneewittchen — andere Mädchen haben durchaus
ähnliches aufzuweisen... Behalten Sie ruhig die Schachtel, es sei denn, Sie
wollten sich stets nur von Männern befeuern lassen.« Da sie immer noch etwas
irritiert war, fuhr er fort: »Ein weiser Mann hat einmal gesagt, Scham sei Haß
auf sich selbst. Nun, ich nehme doch an, daß ein so kluges Mädchen nicht so
dumm ist, ein so hübsches Mädchen wie es selbst ist zu hassen — sei es nun nördlich
oder südlich ihres Äquators. — Übrigens, Sie gefielen mir mit Ihren
entzückenden Mikos...«
    »Mikos?«
    »...Minderwertigkeitskomplexen
besser denn als kaltschnäuzige Clara-Bow-Imitation...«
    »Hören Sie, Prinz...«, Blanche
begehrte endlich auf.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie
einmal unterbreche. Aber sagen Sie nicht Prinz zu mir, sonst fühle ich mich wie
ein Lakai oder ein Hund, sondern Herr Prinz, wenn Sie mich schon unbedingt
verletzen wollen, oder mein Prinz, damit ich sehe, daß Sie mich respektieren,
oder lieber Prinz, das klingt wenigstens freundschaftlich. Den Albert schenke
ich Ihnen, er ist mindestens ebenso albern wie Blanka, und ich bin kein
Prinzgemahl und Sie keine kurzbeinige, dickliche junge Queen Victoria, sondern...«
    »Mein lieber Herr Prinz« ,
sagte Blanche würdig, »was meine Scham betrifft...«
    »Nun — ich höre...«
    »...Was mein Schamgefühl betrifft,
so wollen wir uns darüber ebensowenig unterhalten, wie über meine entzückenden
Mikos, wie Sie es zu nennen belieben. Wenn Sie also schon kein Hochstapler
sind, leider, was mir besser gefallen hätte — ich habe da eine Novelle von
Robert Neumann gelesen — , was treiben Sie dann, wenn Sie nicht hochstapeln?«
    »Ich schreibe eine blödsinnige
Reportage für die Berliner Illustrirte — ohne ie — , ein namhaftes Blättchen,
wie Sie wissen dürften, mit dem Titel ›Adepten, Asketen, Asconesen‹ — man hat
es ja gerade mit der Alliteration — , aber das tue ich nur der Brötchen wegen,
die stimmen müssen, sonst arbeite ich...«
    »An einem großen, weltbewegenden,
revolutionären Werk«, sagte sie spöttisch.
    »...an einer kleinen Geschichte
des modernen Tanzes«, sagte er schlicht.
    Ein Engel ging durch Ascona.
    »So, und nun beeilen Sie sich«, er
blickte auf die Uhr, »und ziehen Sie sich untenrum das hier an.« Er zog ihr
Höschen aus der Tasche, säuberlich in Seidenpapier gewickelt. »Nicht wegen der
Moral, sondern weil es abends ziemlich kühl werden kann und ich nicht möchte,
daß Sie sich erkälten.«
    Und da sie wieder nach Luft
schnappte wie ein Goldfisch: »Los, machen Sie rasch, Sie kriegen eine prima
Lasagne und ein Glas — aber nur ein Glas Rotwein und hier — Ihre
Eintrittskarte: die Palucca tanzt heut’ abend... Naja, Sie kommen ja aus dem
Busch...«
    Da brauchte es keine Entgegnung
mehr, sie ergriff das Päckchen und stürzte an Mauro vorbei, dem sie einen
freudigen Klaps auf die Schulter gab, worauf er prompt drei leergetrunkene
Camparigläser samt dem Tablett fallen ließ.
5
    Die Palucca tanzte.
    Die Palucca tanzte und Blanche war
in allen Himmeln. Das sollte man können: so sich voll und ganz ausdrücken, so
erfüllt sein, so sich hingeben... Was konnte dagegen das alberne Gerangel in
Betten sein zwischen Männlein und Weiblein... zum Teufel der ganze Sex oder wie
das hieß... Hier war Selbstverwirklichung, gestaltgewordene Seelenkraft, die
Bewegung eines Unterarmes ward hier zum Ereignis und die unbeschreibliche Geste
in ihrer Vergänglichkeit unzerstörbar in alle Ewigkeit...
    Sie saß hochaufgerichtet wie eine
zierliche Puppe bewegungslos da und hatte kleine silbrige Schweißtropfen auf
ihrer Stirn. Sie hörte nicht die Bemerkungen, die der »Prinz« ihr zuflüsterte,
spürte nur, daß er sie gelegentlich von der Seite musterte — Gott sei dank, sie
saß rechts von ihm und das war ihre bessere Seite — , sie war auch in den
Pausen nicht ansprechbar — , aber der Tanzabend ging

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