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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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schließlich kein Kötschenbroda.
    »Schneewittchen hat Karriere
gemacht«, sagte eine Stimme; es war der Prinz. Und sofort begann sie sich zu
ärgern. Sie wurde sardonisch, denn sardonisch zu werden fiel ihr leicht, wenn
sie die lange Zigarettenspitze in der Hand und die Beine übereinandergeschlagen
hatte. Also sagte sie sardonisch: »Ah, Durchlaucht, Albert Prinz von Buxtehude
oder Maghrebinien oder werweißwoher... die Schweizer Polizei...«
    »...hat viel zu tun«, fiel er ihr
ins Wort, »um die Ansammlung vor Ihrer Statuette, dem Wunderwerk der
Zwiegeschlechtlichkeit, in Schranken zu halten.«
    »Sie sind ein Hochstapler«, brach
es aus ihr heraus.
    »Und wenn ich es wäre?«
    »Sie — Sie...« die Sardonik hatte
sie leider im Stich gelassen.
    »Warum stellen Sie eigentlich
immer Ihre Stacheln auf, wenn Sie mich sehen, Blancheneige? Weil ich keiner
Ihrer Zwerge bin, sondern höchstens das Zeug zu einem Prinzen habe?«
    »Sie sind kein Prinz, sie geben
sich nur als einen solchen aus«, sagte sie wütend.
    »Sehen Sie, meine Beste, das ganze
Leid der Welt kommt nur daher, daß kein Mensch den anderen ausreden läßt. Unser
aggressives Zeitalter reißt allzu rasch die Streitaxt von der Wand und den
Degen aus der Scheide. Auch Kain hätte Abel nicht zu erschlagen brauchen,
hätten sie ihre Meinungsverschiedenheiten über Ackerbau und Viehzucht in Ruhe
ausdiskutiert — vom Weltkrieg ganz zu schweigen. Jetzt sind Sie brav und hören
artig zu, wenn junge Männer ernsthaft sprechen.« Und als sie den Mund öffnete,
um...
    »Halt, noch einen Augenblick — ich
habe nie gesagt: Albert, Komma, Prinz von Irgendwoher, sondern wollte, hätten
Sie mich aussprechen lassen, schlicht sagen, ich sei Albert Prinz von der
Berliner Illustrirten — ohne ie, bitte — , als Sie mir schnippisch den süßen
Seim meiner Rede vom Munde nahmen. Das war mindestens so barbarisch, wie wenn
Deutsche Spaghetti mit dem Messer schneiden.«
    Blanche blieb beeindruckt stumm.
    »Im übrigen komme ich nicht zu
meinem Vergnügen, sondern in einer Mission. Sie haben die höchste Sprosse der
schnöden Erfolgsleiter in Ascona erklommen — leider, möchte ich sagen — , der
große und reiche Herr M., der mächtige Pascha unzähliger Odalisken, lädt Sie
durch mich auf seine Trauminseln ein. Sie wissen, was das bedeutet. Ich
gratuliere, daß Sie auch das Monster zu Ihrem Zwerg gemacht haben. Willem, sein
Chauffeur, beziehungsweise der Admiral seiner Motorbootflotille, die die auserwählten
Schönsten im ganzen Land an das Gestade Cytherens bringt, hat den Auftrag, Sie
morgen elf Uhr vormittag abzuholen. — Da nun meine Mission als
außerordentlicher Gesandter erfüllt ist, darf ich mich vielleicht zu Ihnen
setzen, einen kurzen Augenblick nur, denn ich habe zu tun.«
    Und er tat es, ohne besonders
aufgefordert worden zu sein.
    »Übrigens, es bleibt natürlich
Ihnen überlassen, ob Sie auf Blaubarts legendäre Insel wollen — was für viele
Ihrer Kolleginnen die letzte Weihe bedeutet — , oder ob Sie es bleiben lassen
und diesem gräßlichen Voyeur einen Korb geben wollen.«
    »Was würden Sie tun?«
    »Nun — hingehen — aus Interesse
natürlich nur. ›Trinke, was die Wimper hält, von der Schönheit dieser Welt!‹
sagt schon Hölderlin...«
    »Werden Sie auch da sein?«
    »Ich weiß noch nicht... Eigentlich
haßt er Männer und liebt nur Frauen, ein bemerkenswerter Zug in einer so
verkehrten Welt, und der einzige, der mir an diesem mädchenfressenden Oger
einigermaßen sympathisch ist. Ob ich widerwillig eingeladen werde, erfahre ich
wohl erst, wenn ich ihm Ihre Zusage übermittelt habe.«
    Sie hatte von dem »Monster« schon
gehört, seine täglichen Feste waren in aller Munde.
    »Haben Sie denn etwas Passendes
anzuziehen?« forschte er grinsend.
    »Wieso? Ich denke, dort trägt man
nur Haut?« antwortete sie, und er konnte nicht feststellen, ob dies keck oder
naiv gemeint war.
    »Allerdings — er kann sich diesen
Garderobenzwang leisten — bei seinen Gästen und seinem Geld.«
    »Ich weiß nicht...«, meinte sie
zögernd und ließ sich Feuer geben, wobei ihm die Schachtel Fiammiferi aus den
Händen glitt.
    »Hemmungen?« fragte er spöttisch und
bückte sich. »Ich habe mit Vergnügen bemerkt, daß die gute WC Ihnen den
Büstenhalter abgewöhnt hat — verdienstlich, verdienstlich von der erlauchten
Dame. Was die südliche Hälfte Ihres Äquators betrifft... wissen Sie eigentlich,
daß man ein delikates Kleidungsstück mit Ihrem Monogramm

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