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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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man
bekäme sicher bald wieder einen herein (so die Berlinerin).
    Also hatte sie doch recht gehabt —
dieser Hochstapler — , aber dem wollte sie es schon zeigen, der sollte sie
kennenlernen.
    Die Mädchen beschlossen, sich in
die Sonne zu legen, hier, in der Bergeseinsamkeit, tout à fait nu comme un
verge — um die negativen Schattenrisse ihrer Badeanzüge von ihrer Körperhaut zu
tilgen. Blanche wollte mit, aber die Heinzelfrau hielt sie — recht autoritativ —
zurück: »Tu reste.« Und die souveräne Femme fatale gehorchte wie ein
Schulmädchen.
    »Petite tricheuse«, raunte
Walentina ihr ins Ohr, »du bist gar keine fille diabolique, sondern eine kleine
Prinzessin Rührmichnichtan — aber du gefällst mir trotzdem, komm mit!«
    Sie führte sie in einen großen
Nebenraum, der nach Norden gelegen war, einem Studio mit Plastiken,
Schnitzereien, Bildern, Skizzen, Spannrahmen, wo es gut nach Farbe, Terpentin
und feuchtem Ton roch. Blanche schnupperte angeregt.
    »Ich werde dich modellieren...
zieh dich aus!« sagte die Prinzessin recht dezidiert, und Blancheneige folgte
gehorsam den Befehlen der Märchenhexe. Als sie aber das Kleid über den Kopf
streifte, erkannte sie, daß sie unten bereits im Freien stand. Und sie begriff,
daß ihr Schlüpfer, von ihrer Tante sorgsam mit gesticktem Monogramm versehen,
am Tatort ihrer kühnen Libertinage zurückgeblieben sein mußte und sicher als
Hauptindiz ihrer erfolgreichen Niederlage gedient hatte.
    »Delicieux... delicieux, cet corps
d’un garcon..., aber weg da mit diesem machin idiotique là... dieses
lächerliche Ding hast du doch gar nicht nötig, allez vite...« Sie wies auf
Blanches Büstenhalter, der letzten festen Bastion ihrer Tugend, der Reduite
ihrer schamhaften Standfestigkeit.
    Blanche versuchte ihre
soutien-gorge zu verteidigen, sich zur Wehr zu setzen, aber Walentina nestelte
ihr die »bêtise incroyable« ab, schleuderte sie in eine Atelierecke — wo sie
auch fürderhin vergessen blieb.
    Dann trat sie einige Schritte
zurück und betrachtete ihr verschüchtertes Modell.
    »Phantastique... phantastique...
cette têtons admirables... superb... quelle poitrine charmante«, sagte sie, und
diese offensichtliche Begeisterung war für Blanche völlig neu und verwirrend — bisher
hatte sie nur boshafte Bemerkungen von ihren Freundinnen gehört.
    »Aber ich bin doch gar nicht
hübsch hier herum«, wagte sie schüchtern einzuwenden.
    »Du bist ein cretino«, meinte die
Prinzessin, »zwei so reizende weiße Schäfchen, warm und fest — ich werde sie
Rosalinde und Paphnutia nennen — zwei weiße Lämmchen, junge Kaninchen mit rosa
Schnäuzchen, nicht hübsch? — Tu est fou!«
    Sie strich mit ihren vom
künstlerischen Handwerk aufgerauhten und doch so sensitiven Handflächen
zärtlich über die Knospen der jungen Brüste.
    »Aber es ist doch nicht Mode...«
Blanche sagte es ganz leise.
    »Mode, Mode, papperlapapp — ich
will dir etwas sagen, ma Cherie, die Männer haben im Kriege mit ihren
teuflischen coups du feu verlernt, wie Frauen sein müssen, sie sind entzückt
von ihrer Männerkameraderie und so müssen die Frauen mitspielen und so tun, als
seien sie Männer... Folgen einer Schützengrabenneurose... Leben und Tod hing
plötzlich vom Nebenmann ab, vom Camerade an seiner Seite, dieser guerre de
merde besiegte nur die Mütter, nahm ihnen Männer und Söhne..., aber das geht
vorüber, ca ne dure pas — dann wirst du froh sein, daß Gott dich so gemacht
hat, wie du bist... Die Mode, pah, mal ist es ein Hottentottensteiß, mal eine
Wespentaille, die sie verrückt macht, mal sollen wir dick, mal rachitisch dünn
sein, mal klein und zierlich und dann wieder voll Majestät... Schnickschnack,
alles Schnickschnack — aber pour revenir à nos moutons...«, sie zwirbelte die
Brustspitzen zwischen ihren Fingern, knetete fachkundig die hübschen Ballen,
als wären sie schon Ton in der Töpferin Hand. »Wenn ich je solche
Liebesäpfelchen unter meiner Bluse gehabt hätte, wäre ich eine große Kokotte
geworden, statt une princesse ridicule.«
    Und die geübten Hände nahmen Maß
und wogen ab und griffen zu, daß Blanche Hören und Sehen verging. Zum erstenmal
begann sie Zuneigung zu diesen lästigen Dingern zu hegen, war ihr doch, als
sprängen mit der Kraft einer unendlich zärtlichen Explosion zwei Knospen auf
und entfalteten eine Wolke von herrlicher Empfindung.
    »Voilà, notre pucelle wird heiß, n’est
pas?« meinte die Heinzelfrau und gab ihr ein paar

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