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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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übel.«
    »Das ist doch eine Kindergeschichte!«
    Der Betrunkene prustete. Ein Sprühnebel aus feinsten Apfelweintropfen traf das Gesicht seines Freundes. »Kindergeschichten, sagst du? Ich wär’ etwas vorsichtiger mit solchen
Reden. Ich bin mir sicher, dass es Gegenden gibt, wo man auch Trolle für verdammte Kindergeschichten hält. Hier ist das Fjordland. Unsere Sagen sind die Wirklichkeit. Unsere Kampfgefährten sind Kentauren und Kobolde. Und verdammte langohrige Elfen. Grünes Geisterlicht verzaubert unseren Himmel, wenn der Winter einzieht. Und wenn es richtig übel für uns aussieht, dann kommt Mandred Torgridson zurück, um uns mit seiner Axt aus der Scheiße zu holen. Wenn der rotbärtige Kerl wieder durch die Straßen stapft, dann wissen wir, dass es besser ist, das Maul zu halten, weil uns die verdammte Scheiße schon bis zur Unterlippe steht. Aber er wird das schon richten.«
    »Dein Mandred ist längst tot. Seit Jahrhunderten hat ihn niemand mehr gesehen.«
    Der Blonde lachte schallend. »Und was soll das beweisen? Doch nur, dass es uns gut geht! Seit Jahrhunderten hat kein Feind mehr unsere Grenzen überschritten. Also konnte der alte Bock sich amüsieren gehen.«
    »Niemand lebt so lange«, wandte sein Freund ein.
    »Kennst du die alten Geschichten nicht mehr? Er ist mit dem zaubermächtigen Nuredred und mit dem Schwertkönig Faredred auf einer großen Reise. Sie suchen die schönste aller Elfendamen, die von einem Unhold verschleppt wurde. Aber der alte Knabe hat nie vergessen, dass Blut dicker als Wasser ist. Und so lange er nicht oben in der Königshalle sitzt, um unseren König Erek unter den Tisch zu saufen, so lange sind wir nicht wirklich in Schwierigkeiten.«
    »Dummes Gerede. Warum sind denn die Elfen und all die anderen abgehauen? Ich sag dir, was los ist. Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Uns geht es an den Kragen. Und wir stehen verdammt noch mal ganz allein da, wenn man von den paar flohzerfressenen Drusniern absieht, die hierher geflohen sind, um uns auf der Tasche zu liegen.«

    »Du irrst dich! Keine Ahnung hast du. Mandred wird kommen, wenn es hart auf hart geht. Und die Elfen haben uns auch noch nie im Stich gelassen. König Alfadas hat mit seinem Blut einen Bund mit ihnen geschlossen. Seitdem haben wir in keiner großen Schlacht ohne sie gekämpft. Du wirst schon sehen!«
    Erek war sein Wein bitter geworden. Er stellte den Krug auf den Tisch und ging zur Tür. So sehr er den Blonden mochte, musste er doch dessen Kameraden zustimmen. Er hatte keine Ahnung, wie schlecht es um sie stand.

DAS GOTTESURTEIL

    Honoré fühlte sich schwindelig, obwohl er saß. Alles war seltsam weit weg. Er wusste, dass er Fieber hatte. Immer wieder sanken ihm die Augenlider zu. Der Schlaf war willkommen. Er löschte die Schmerzen aus.
    Der Primarch zwang sich, den Kopf aufzurichten. Die Sehnen seines Halses schienen zu glühen. Er hatte keine Kraft. Das Kinn sank ihm wieder auf die Brust.
    Er war sich bewusst, dass er nicht mehr im Kerker war. Vor ihm war eine Wand aus verschwommenen Farben. Ein grässliches, röchelndes Geräusch drang an seine Ohren. Der Tod war nahe. Er spürte es, tief in seinem Bauch. Dort wuchs eine kalte Angst, die das Feuer seines Fiebers löschte.
    Blinzelnd versuchte er zu begreifen, was um ihn herum geschah. Die Wochen im Kerker hatten seine Augen empfindlich
werden lassen. Roter Abendhimmel spannte sich über ihm. Die Wand aus Farben nahm Formen an. Da war eine Tribüne, besetzt mit kirchlichen Würdenträgern. Sie alle schienen ihn anzusehen.
    Honoré wollte zurückweichen. Er war auf einen hochlehnigen Stuhl gefesselt.
    Das Röcheln wurde leiser.
    Der Primarch drehte den Kopf. Er blickte in das Antlitz seines Kameraden Miguel. Die Augen des Ordensmarschalls waren so weit vorgequollen, als wollten sie jeden Moment aus ihren Höhlen treten. Rote Adern durchzogen das Weiß. Miguels Zunge zuckte unkontrolliert in seinem weit aufgerissenen Mund. Sein Kopf war rot wie ein überreifer Apfel.
    Todesangst packte Honoré. Er wollte nicht sterben. Seine Zeit war doch noch nicht gekommen! Tjured, hilf!, wollte er schreien, aber seine Zunge war nur ein wunder, unförmiger Klumpen, der keine Worte mehr zu formen vermochte.
    Der Primarch ballte die Fäuste und bäumte sich gegen die Fesseln auf. Es war sinnlos. Die breiten Lederbänder waren zu stark. Das Fieber hatte ihn verlassen, wahrscheinlich besiegt durch seine Todesangst. Er besann sich auf seine Gabe, das Geschenk, das

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