Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
Tjured ihm mitgegeben hatte. Die heilenden Hände.
    Er versuchte sich seine Zunge vorzustellen. Vorsichtig bewegte er sie. Sie war zu kurz. Und geschwollen. Wie war ihre Form gewesen, als er noch sprechen konnte?
    Er fühlte sich stärker. Sein wiedergeborener Wille zum Widerstand war eine Kraft, die ihn innerlich aufrichtete. Seine Zunge fühlte sich warm an. Etwas bewegte sich in seiner Wange. Es war ein Gefühl, als würden Holzsplitter durch sein Fleisch gezogen.
    Tränen rannen ihm über die Wangen.
    Miguel starb. Er sah seinem alten Kameraden in die Augen,
als der Tod kam. »Wir sehen uns bei den Türmen von Valloncour«, murmelte er leise.
    Es dauerte ein wenig, bis ihm bewusst wurde, dass er wirklich gesprochen und die Worte nicht nur in Gedanken geführt hatte. Unsicher strich er sich mit der Zunge über den Gaumen. Sie fühlte sich warm an und weniger geschwollen. Er wollte nach seiner Wange tasten, aber die lederne Fessel hielt seinen Arm gefangen.
    Sein Gesicht glühte, als habe er gerade eine heftige Ohrfeige bekommen. Er dachte daran, wie sein Antlitz im Spiegel ausgesehen hatte. Wie es wieder aussehen sollte! Etwas war hier, das ihm Kraft gab, obwohl Aniscans schon seit vielen Jahrhunderten alle Heilkraft verloren haben sollte.
    Waren es die Truhen? Die magischen Schätze der Elfen? Läuterte die reinigende Kraft Tjureds die verwunschenen Artefakte aus Vahan Calyd und heilte dabei zugleich sein geschundenes Fleisch?
    Er stöhnte vor Schmerz, als sich die gesplitterten Knochen in seiner Hand ausrichteten. Eine Kraft, glühend wie Feuer, floss durch die tote Hand.
    Er bemerkte, dass etwas im Publikum vor sich ging. Die Gaffer, die sich an der Hinrichtung ergötzt hatten, sprangen auf. Einige deuteten auf ihn. Selbst die Heptarchen wurden von der allgemeinen Unruhe ergriffen.
    »Seht doch, ein Wunder!«, rief ein alter Mann, der dicht bei den Kirchenfürsten saß. »Lob Tjured! Er hat uns ein Wunder geschenkt.«
    Honoré wurde bewusst, dass dies der Augenblick war, seinem Schicksal eine neue Wende zu geben. Er war der Letzte auf der Todesbühne, der noch lebte. »Ich wurde verleumdet, so wie alle, die heute an meiner Seite starben!«
    Es wurde schlagartig still unter den Kirchenfürsten. Tarquinon richtete sich in seinem Sessel auf. Honoré war klar, dass
er seinem Erzfeind keine Gelegenheit lassen durfte, das Blatt noch einmal zu wenden.
    »Der Großmeister vom Aschenbaum schoss mir in den Mund, damit ich den Lügen, die er über mich und die Neue Ritterschaft verbreitete, nicht widersprechen konnte. Es gab nie eine Verschwörung gegen die Heptarchen. Die Truhen, die hier vor mir stehen, waren ein Geschenk! Ich habe meine Ritter nach Albenmark geführt und die Königin der Elfen getötet. Ihre blutbenetzte Krone liegt in einer dieser Truhen. Weil die Ritter vom Aschenbaum meinem Orden diesen Ruhm nicht gönnten, mussten so viele tapfere Männer unschuldig sterben. Ich klage dich des Hochverrats an, Tarquinon. Und Tjured selbst gab mir meine Zunge zurück, damit dein Verrat an ihm und seiner Kirche gesühnt werden kann! Im Namen von Gottes Gerechtigkeit verlange ich, dass Tarquinon, Großmeister vom Aschenbaum, verhaftet wird!«
    Tarquinon hatte sich inzwischen zu voller Größe aufgerichtet. Sein Gesicht war ernst, aber sollte er erschrocken sein, so verbarg er es meisterlich. »Ich frage euch, Brüder, ist das Gottes Werk, dessen Zeuge wir hier sind? Seht genau hin!« Er wandte sich an die übrigen Heptarchen. »Bruder Gilles! Sag mir, was du siehst!«
    Der oberste Siegelverwahrer wirkte verärgert, aber nun blieb ihm keine andere Wahl, als sich auf Tarquinons Spiel einzulassen. »Ich sehe einen Mann, dessen Wunden sich vor meinen Augen auf wunderbare Weise geschlossen haben.«
    »Das ist es, was seine mit elfischer Tücke gesetzten Worte euch sehen lassen wollen. Aber ich sehe auch elf Verräter, die hingerichtet wurden. Warum sollte Tjured ein Wunder wirken und den zwölften erretten, wenn sie alle zu Unrecht angeklagt waren? Ja, es erscheint wie ein Wunder, wie sich die Wunden Bruder Honorés schlossen. Aber ist es Gottes Werk? Er selbst sagte, er sei in das Reich der Anderen vorgestoßen.
Warum erfahren wir erst jetzt davon? Welchen Grund gab es, eine solche Tat zu verbergen? Ist es am Ende vielleicht gar kein Wunder, sondern Zeugnis der Magie der Anderen, was wir sahen? Hat er einen Pakt mit ihnen geschlossen? Und was kann der Preis dafür gewesen sein, wenn nicht Verrat an unserer

Weitere Kostenlose Bücher