Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
halten. Ebenso wenig, wie man den Wind halten konnte.
»Du magst den Jungen, nicht wahr?«
»Ich weiß nicht, ob man ihm trauen kann. Seine Lehrer haben ganze Arbeit geleistet. Er ist tief durchdrungen von seinem Glauben an Tjured. Allerdings hat er sich auch ganz den Idealen der Ritterlichkeit ergeben. Und er spürt, dass er in Widerstreit gerät. Aber ich kann nicht sagen, wie er sich entscheiden wird, wenn er gezwungen wird, sich für eine Seite zu bekennen.«
Emerelle lächelte. »So viele Worte und doch keine Antwort. Sag es ruhig. Du magst ihn.«
Der Schwertmeister breitete hilflos die Hände aus. »Ich fürchte, ich kann das nicht verneinen.«
Die Königin dachte an Aruna, die im Turm der mondbleichen Blüten über Lucs Träume gewacht hatte. Jeder, der einige Zeit mit dem Jungen verbracht hatte, mochte ihn. Selbst sie konnte sich eines Gefühls der Sympathie für ihn nicht entziehen. Und das trotz all dem, was sie in der Silberschale gesehen hatte. Er hatte den Feind nach Albenmark gebracht. Und er würde es wieder tun, wenn sie ihn am Leben ließ. Allerdings könnte sie Gishild zurückgewinnen, wenn sie ihn ins Fjordland schickte. Sein und Gishilds Schicksal waren untrennbar miteinander verwoben. Er durfte nicht zu früh sterben. Auch dann wäre Albenmark verloren.
»Was soll ich mit ihm tun? Sogar Yulivee liegt mir in den Ohren, ihn zu verschonen. Soll ich ihn ins Fjordland schicken? «
»Tust du Gishild damit wirklich einen Gefallen? Sie hat gerade begonnen, sich mit Erek zu arrangieren. Er erinnert
mich an Mandred. Vielleicht ist er nicht gerade der Hellste, aber er hat das Herz am rechten Fleck. Und er liebt die Königin wirklich. Manchmal ist es schwer zuzusehen, wie sie ihn behandelt.«
Mein romantischer Träumer, dachte Emerelle. Aber es kam hier nicht auf Gefühle an. »Es geht nicht darum, Gishild einen Gefallen zu tun. Wir brauchen das Fjordland. Bring Luc an den Königshof von Firnstayn. Wenn sie ihn sieht, dann wird Gishild sich wieder daran erinnern, wie sehr sie das Bündnis mit Albenmark braucht. Wir sind ihre letzte Hoffnung auf den Sieg.«
Ollowain sah sie ärgerlich an. »Sind wir das wirklich? Oder geht es nur darum, den Krieg so lange wie möglich von unserer Heimat fernzuhalten?«
»Du bist mein Feldherr, Ollowain. Mich interessiert deine Meinung, wenn es um Schlachten geht. Mehr wünsche ich von dir nicht zu hören. Alles, was wir brauchen, sind ein paar Monde Zeit. Dann werden wir den Menschenkindern für immer die Möglichkeit genommen haben, nach Albenmark vorzustoßen. Verschaffe mir diese Zeit! Halte die Heere der Ordensritter auf. Ganz gleich, was es kostet!«
MANDRED TORGRIDSON
Erek hielt den Kopf geneigt. Es war ein lausig kalter Herbsttag. Nieselregen hatte die Arbeit an den Schanzwällen der Stadt zu einem kräftezehrenden Herumstolpern in zähem
Schlamm gemacht. Er war so verdreckt, dass ihn vermutlich seine eigene Mutter nicht erkannt hätte, dennoch hielt er es für klüger, vorsichtig zu sein. Dies war kein Ort, an dem man sich als König herumtreiben sollte. Er schmunzelte. Genauso wenig wie Gräben voller Schlamm. Von dem, was er sich früher unter einem König vorgestellt hatte, war er ziemlich weit entfernt. Und das war auch gut so. Zum Samtkissenfurzer taugte er nicht.
Er nahm einen tiefen Schluck aus dem grauen Steingutkrug. Nur ein paar Tage noch bis zum Apfelfest. Hoffentlich war Gishild bis dahin zurück. Eigentlich sollte es den neuen Apfelwein erst zum Fest geben, aber der Wirt hielt es in dieser Hinsicht nicht so genau mit den alten Traditionen der Stadt.
»Ich sage dir, die Lage ist gar nicht so übel.« Ein großer, blonder Kerl am Nachbartisch hatte offensichtlich schon so viel getrunken, dass er seine Stimme nicht mehr unter Kontrolle hatte. Er sprach lallend und dabei so laut, dass ihn jeder ringsum gut verstehen konnte.
Um die Antwort seines Gefährten zu verstehen, musste Erek die Ohren spitzen. Die Stimme ging in der Lärmkulisse der belebten Schenke fast unter. Der Kerl redete von einem Bruder, der Kauffahrer war, jedoch fast ruiniert, weil er keinen Hafen mehr anlaufen konnte. Nur Schmuggelgeschäfte waren noch möglich, seit die Tjuredpriester vor einem Jahr jeglichen Handel mit Heiden verboten hatten.
»Der soll sich mal nicht so anstellen. Soll er den Gürtel halt enger schnallen. Uns geht es doch noch ganz gut. Ich sag dir mal, wann es uns schlimm geht. Wenn der alte Mandred Torgridson wieder auftaucht. Dann wird es
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