Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Stellen waren Fachwerkhäuser auf der Mauer errichtet, oder sie war durchbrochen worden, um Platz für neue Straßen zu schaffen.
Die Hafenanlagen erstreckten sich mehr als eine Meile entlang des Fjords. Das Ufer war unter wuchtigen, grauen Mauern verschwunden. Breite Anlegestellen griffen gleich riesigen Armen in den Fjord hinein. Auf einer künstlich aufgeschütteten Insel erhob sich ein Fort, hinter dessen Brustwehren bronzene Kanonenrohre schimmerten. Auch diese Festung war so angelegt, dass sich ihre Schusslinien mit denen der wuchtigen, nur wenige Schritt über das Wasser ragenden Kanonenbahnen der äußeren Festungsanlagen des
Hafens überschnitten. Nur eine Stelle, wo sich eine schroffe Klippe aus dem Wasser erhob, schien ein Schwachpunkt zu sein. Man konnte sehen, dass dort mit dem Bau von Verteidigungswerken begonnen worden war, doch ruhten die Arbeiten zurzeit.
Es würde viel Blut kosten, diese Stadt zu erobern. Aber Luc hatte keinen Zweifel daran, dass die vereinten Heere der Tjuredkirche letztlich siegen würden. Hoffentlich hatte Gishild ein Einsehen! Sie wusste doch, gegen welchen Feind sie antrat.
Auf dem Hof des Palasts liefen Leute zusammen. Auch vor den Toren der Stadt sammelten sich Einwohner. Ferner Hörnerklang hallte über den Fjord. Das Heer der Verbündeten war entdeckt worden.
Es war ein langer Weg, den Berg hinab, am Fjord entlang. Die Ersten, die sie grüßten, waren ein paar Waldarbeiter. Verwundert beobachtete Luc, wie freundlich die Kentauren willkommen geheißen wurden, während man den Elfen zwar respektvoll, aber doch mit Distanz begegnete. Zu unnahbar erschienen die Ritter Ollowains und die Elfenkrieger in den schwarzen Rüstungen.
Gespannt sah Luc immer wieder zur Stadt hinüber. Jeden Augenblick erwartete er, eine Reiterschar unter dem königlichen Banner aus einem der Tore hervorbrechen zu sehen. Warum ließ Gishild sich so viel Zeit? Wollte sie ihre Verbündeten vielleicht auf dem Hof ihres Königssitzes empfangen?
Sie erreichten ein Festungsvorwerk, das hinter einer Holzbrücke inmitten eines breiten Grabens lag. Einige Arbeiter in schmutzigen Hemden winkten ihnen zu. Ollowain, der an der Spitze der kleinen Armee ritt, zügelte sein Pferd und beugte sich zu einem bärtigen Mann hinab.
»Das ist ihr König«, sagte Brandax.
Luc wollte seinen Augen nicht trauen. Dieser bullige Kerl
mit dem schlammbespritzten Gesicht sollte Gishilds Mann sein?
»Starr ihn lieber nicht so an!« Die Stimme des Kobolds klang belustigt, so als habe er Gefallen an seinem Entsetzen. »Wenn er auf dich aufmerksam wird, dann wird er dir bestimmt nicht freundschaftlich auf die Schulter klopfen.«
Luc ignorierte den Rat. Er konnte nicht anders. Dies also war der Mann, den man Gishild ins Bett gestoßen hatte. Ein ungewaschener Bauernlümmel!
Die Kolonne zog über die Brücke. Als sie auf gleicher Höhe waren, sah der König ihn. Er runzelte die Stirn. Dann sagte er etwas zu dem Mann an seiner Seite.
»Du solltest ihn nicht für dumm halten, Luc.«
Er drehte sich im Sattel um. Ihre Blicke kreuzten sich. Er versuchte sich den Mann in einer Rüstung vorzustellen. Er würde in der Tat einen stattlichen Krieger abgeben.
Sie passierten ein Tor, und Erek verschwand aus seinem Blickfeld. Jubel brandete ihnen entgegen. Jenseits des Tores lag ein Marktplatz. Hunderte Firnstayner hatten sich dort versammelt. Plötzlich war die Luft erfüllt von schwebenden Blütenblättern. Ein Raunen ging durch die Menge. Es roch nach Frühling, nach jungem Gras und zarten Knospen.
»Yulivee übertreibt ein wenig, findest du nicht auch?« Brandax wedelte mit einer Hand vor dem Gesicht, als wolle er üblen Gestank vertreiben.
Vögel aus gleißendem Licht schwebten zwischen den Bannern der Elfen. Musik erklang, eine leise, sphärische Melodie. Fremd für menschliche Ohren und doch nicht unheimlich. Kinder lachten. Die Menschen entlang des Platzes schwenkten die Arme zum Gruß.
Luc betrachtete ihre Gesichter. Sie wirkten erleichtert.
»Seht nur, da ist einer der Schlächter!«
Er wandte den Kopf. Ein schlaksiger, älterer Mann mit grauen
Bartstoppeln deutete auf ihn. »Da, auf der Brust trägt er das Wappen der Mörder!«
Brandax duckte sich in seinen Korb.
Etwas traf Luc in den Rücken. Immer mehr Menschen deuteten auf ihn. Manche bückten sich jetzt. Andere buhten ihn aus.
Ein Trupp Elfenreiter ließ sich zurückfallen.
Wieder traf Luc etwas.
Brandax lachte feixend. »Schlamm und Fischeingeweide. Ich hab es dir
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