Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
gute Anführerin?«
»Sie ist bei ihrem Volk sehr beliebt.«
»Ich will ihre Taten nicht schmälern, Brandax. Aber so zu führen, hat sie an der Ordensschule gelernt. Sie weiß, wie man Herzen gewinnt.«
Der Kobold schnitt eine Grimasse. »Nein, nein. Ich glaube nicht, dass man all das lernen kann. Da ist ein Zauber um sie … Sie ist etwas Besonderes. Das war sie schon, bevor deine Ritter sie entführt haben.«
»Sie zu rauben, war eine schändliche Tat, wenn es auch letztlich aus edlen Motiven heraus geschah. Ich bin gewiss der Letzte, der Gishild ihren Zauber absprechen würde. Aber die Talente, die sie mitbrachte, wurden in Valloncour
geschult. Als sie kam, war sie, bildlich gesprochen, wie ein rostiges, altes Schlachtermesser. Unsere Lehrer haben sie zu einem eleganten und tödlichen Parierdolch umgeschmiedet. «
»Ein Dolch, dessen Spitze nun auf die Herzen ihrer ehemaligen Lehrer gerichtet ist«, bemerkte Brandax gallig.
»Wir reden nicht über richtig und falsch. Ich sage dir nur, was mit ihr in Valloncour geschehen ist.«
Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Luc hätte gern mehr über diesen seltsamen Kobold gewusst. Wer war er? Offensichtlich hatte er Gishild schon gekannt, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war.
Brandax führte ihn zu seinem Pferd nahe dem Steinkreis zurück. Der schneeweiße Hengst war das edelste Tier, das er je geritten hatte. Luc hatte viele Geschichten über Elfenpferde gehört, das meiste aber als versponnenen Unsinn abgetan. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher. Sein Hengst wirkte ausdauernd und wendig. Und klug. Wenn man ihm in die Augen sah, hatte man nicht das Gefühl, ein Tier vor sich zu haben. Er nahm Anteil. Und er hatte seinen eigenen Willen.
Luc hatte das Gefühl, dass sein Pferd nicht davon erbaut war, ihn wiederzusehen. Er zuckte mit den Schultern und grinste. »Ist Appanasios ein Verwandter von dir? Er wollte mir ein Stück aus dem Hintern schneiden, damit du mich künftig nicht mehr tragen musst.«
Der Hengst schnaubte. Luc hätte schwören mögen, in den wachsamen Augen den Schalk funkeln zu sehen. Aber er ließ es zu, dass sein Reiter in den Sattel stieg.
Ollowain hatte ihm verweigert, einen Schild mit seinem Wappen zu führen. Aber die Rüstung allein verriet ihn schon als Ordensritter. Und er trug das kleine emaillierte Wappen über seinem Herzen, mit dem Silberlöwen auf schwarzem Grund, der Bluteiche des Ordens, dem Ruder als Zeichen für
die Zeit auf der Windfänger und dem Nordstern, den er für Gishild in seinem Schild trug.
Brandax war auf einen Esel geklettert und hatte in einem geflochtenen Korb Platz genommen. Unritterlicher als er konnte man kaum aussehen.
»Hat man dich abgestellt, um auf mich aufzupassen, Kobold? «
»Nein, mir gibt hier keiner Befehle«, entgegnete Brandax gelassen. »Ich bin allein aus Neugier hergekommen. Ich wollte sehen, ob du nach deinem Abenteuer mit den Kentauren nun nach Höherem strebst und dich vielleicht mit der Horde Trolle dort hinten anlegst. Im Übrigen wäre ich gern Zeuge, wie ich meine Wette gewinne. Falls du es wissen willst, ich habe auf Fischabfälle gesetzt.«
Luc reckte das Kinn vor. Diese trotzige Geste hatte er von Gishild übernommen. »Ich glaube nicht, dass man irgendetwas nach mir werfen wird. Gishild wird mich empfangen.«
»Du erinnerst dich schon noch daran, dass sie eine verheiratete Frau ist?«
»Ja.« Er ließ den Kopf sinken. Daran hatte er tatsächlich nicht mehr gedacht … Wie würde es sein, vor ihr zu stehen und sie nicht berühren zu können? Und was für ein Mann war dieser Erek?
Flötenspiel erklang. Zwischen den stehenden Steinen war Yulivee erschienen. Sie trug Blumen im Haar und sah aus wie eine Frühlingsgöttin. Ein frischer Wind kam auf und zerriss die grauen Wolken. Breite Bahnen aus Licht fielen auf den Berghang. Auch wenn sie seine Feinde waren, musste Luc eingestehen, dass die Streitmacht, die sich versammelt hatte, eindrucksvoll aussah. Es fehlten Kanonen und die riesigen Blöcke marschierender Pikeniere. Das Heer Albenmarks war auch nicht sehr groß. Luc schätzte es auf wenig mehr als viertausend Mann. Aber so klein die Truppe auch war, sie
strahlte einen überirdischen Glanz aus. Wie ein Wirklichkeit gewordenes Märchen erschien die Schar unter den wehenden Seidenbannern der Elfen. Funkelnd brach sich das Licht auf Speeren und silbernen Rüstungen. Selbst die wilden Trolle und Kentauren wirkten erhaben in den breiten Lichtbahnen, die nun
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