Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Dunkel. »Ich lebe schon viele Jahre hier in der Stadt. Ich kenne sie gut. Hinter dem Tor, durch das wir gekommen sind, lag der Fischmarkt. Einen Fisch, den man noch verkaufen will, schmeißt man nicht einmal nach einem Kinderschlächter. Da war es naheliegend, an das Gekröse zu denken. Im Übrigen habe ich mich an deiner Seite gehalten, damit du nicht zwischen den Reihen der Elfenritter reitest. Dort hätte man dich möglicherweise gar nicht bemerkt, und du wärst ungeschoren bis zum Königssitz gekommen.«
Luc traute seinen Ohren nicht. »Du hast dafür gesorgt, dass ich mit diesem Zeug beworfen werde?«
Brandax hob abwehrend die Hände. »Nein, jetzt werde nicht ungerecht. Ich habe lediglich die Wahrscheinlichkeit verbessert, dass man dir ein unerfreuliches Willkommen bereitet. Dafür zu sorgen, dass so etwas geschieht, blieb nicht die Zeit. Du musst es so sehen: Ich hatte eine Menge Silber gewettet. Und ich bin doch nur ein armer, kleiner Kobold.«
Luc war versucht, dem Dreckskerl einen Tritt zu verpassen, dass er quer über den Hof flog.
»Da du mir heute den Tag versilbert hast, Junge, hatte ich mir überlegt, dir einen kleinen Gefallen zu tun. Hast du einen Wunsch?«
Luc schnaubte verächtlich. »Lass mich einfach in Ruhe.«
Brandax zuckte leicht mit der Schulter. »Wie du meinst.« Er ging ein paar Schritt. Dann drehte er sich noch einmal um. »Du kennst schon die Märchen über Albenkinder, die Menschen einen Wunsch erfüllen.«
»Du meinst die Geschichten, in denen man einen zweiten
Wunsch braucht, um die katastrophalen Folgen des ersten Wunsches wieder ins Lot zu bringen?«
Der Kobold schüttelte den Kopf. »Dass wir so einen schlechten Ruf haben! Na, dann mach ich mich mal davon. Ich hatte ja gedacht, dass du alles dafür geben würdest, deine große Liebe wiederzusehen. Aber wer versteht schon Menschen?«
Luc zögerte. Trieb Brandax sein Spiel mit ihm? Oder meinte er es wirklich ernst? »Warte!«
Der Kobold winkte ab und ging weiter. »Nein, ist schon gut. Ich brauche mir nicht noch weitere Beleidigungen anzuhören. Glaubst du denn, ich hätte kein Herz? Deine Ablehnung trifft mich zutiefst. Was habe ich dir getan?«
Luc schluckte seinen Stolz hinunter und lief Brandax nach. »Es tut mir leid, wenn ich dich beleidigt habe. Ich hatte heute keinen versilberten Tag. Bitte entschuldige.«
»Ach, Junge. Sei doch nicht gleich so ernst. Das war nur ein Scherz.«
Das reichte jetzt! »Macht es dir Freude, mich zu quälen?«
Der Kobold drehte sich zu ihm um. »Den Weg zu Gishild kann ich dir wirklich zeigen. Die Frage ist allerdings: Was ist es dir wert? Die Zeit für Geschenke ist jetzt vorbei.«
Luc streckte hilflos die Hände vor. »Ich habe nichts.«
»Ich will kein Gold oder Silber. Ich will, dass du mir einen Wunsch erfüllst. Und du musst mir bei deiner Ehre schwören, dass du es ohne zu zögern tust, ganz gleich, was ich von dir will.«
»Ja, gut.« Er würde wahrhaftig alles tun, um Gishild endlich wiederzusehen. »Was verlangst du also?«
Der Kobold sah ihn abwägend an. Er wirkte plötzlich größer, ja bedrohlich. »Der Witz ist, dass du mir schwörst, mir meinen Wunsch zu erfüllen, und erst dann erfährst, was ich von dir fordere. Wenn deine Liebe so groß und bedingungslos ist, sollte das keine allzu schwere Bürde für dich sein.«
»Ich schwöre bei meiner Ehre, dass es so sein wird, wie du es willst.«
Brandax sah ihn jetzt fast mitleidig an. »Du liebst sie mehr als dein Leben, nicht wahr? Ich weiß nicht, ob es klug ist, aber ich werde dir helfen. Hol deinen Elfengaul. Wir müssen fort aus der Stadt.«
»Aber was ist mit Gishild? Du hast mir doch versprochen …«
»Sie ist nicht hier, Menschensohn. Was glaubst denn du, warum du sie noch nicht gesehen hast? Sie hat keine Ahnung, dass du noch lebst. Das Letzte, was sie über dich gehört hat, war, dass Emerelle dich hinrichten ließ. Seitdem ist sie nicht mehr sie selbst. Sie treibt sich hoch oben in den Bergen herum. An einem See, der ihrer Familie nur Unglück gebracht hat. Weiß der Henker, was sie da tut.«
»Und dein Wunsch?«
»Das ist eine andere Sache. Du stehst von nun an in meiner Schuld. Für einen Kerl wie mich ist es eine feine Sache, einen Ritter in der Hinterhand zu haben. Manchmal geraten wir Kobolde ganz unversehens in Schwierigkeiten. Das hat mit unserem Naturell zu tun.« Er lächelte verschlagen. »Da ist es gut, wenn man auf einen Kerl wie dich zurückgreifen kann.«
»Du wirst doch nicht etwa
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