Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
zweiflügelige Pforte. Louis konnte eine lange Kolonne aus Schwarzreitern sehen, die langsam auf das Lager zukamen. Über ihren Häuptern wehte das Banner vom Aschenbaum. Gelbgrauer Staub wirbelte hinter ihnen auf und versperrte die Sicht auf den Ort, an dem die Straße in den Wald mündete.
Louis’ Mund war jetzt ganz trocken. Gewiss sammelten sich dort hinten die Männer, die nachsetzen würden, sobald das Tor des Lagers besetzt war. Der Komtur lächelte. Hoffentlich hatte sie reichlich Verstärkung mitgebracht. Er war auf alles vorbereitet.
KNOCHENKLOPFER
»Hast du noch einmal über die Erde nachgedacht?« Erek musste fast schreien, um das Klappern der Rüstungen und den dröhnenden Hufschlag zu übertönen.
Gishild drehte ihm den Kopf zu. »Die Erde?«
»Ich hatte doch gesagt, dass die Wälle zu hoch sind. Höher, als es bei den Gräben davor sein kann.«
Sie sah ihn an wie ein einfältiges Kind, das zu viele dumme Fragen stellte. Dann wandte sie den Kopf wieder ab und blickte zum Tor des Lagers. Einer der Wachposten winkte ihnen zum Gruß.
Gishild hob den Arm und erwiderte den Gruß lässig. Sie war zu kaltblütig, dachte Erek bitter. Eine Frau sollte Feuer haben! Sie war eine kluge Anführerin und focht wie ein Elfenritter, dennoch hatte sie nicht verhindern können, dass sie Schritt um Schritt aus Drusna zurückgedrängt wurden. Spätestens im nächsten Frühjahr würden die verfluchten Ritter das Fjordland angreifen. Ihr Mut und ihre Kriegskunst hatten nicht ausgereicht, das zu verhindern. Zu groß war die Übermacht der Feinde. Niemand hätte sie aufhalten können.
Sie waren jetzt auf fast zweihundert Schritt an das Tor heran. Erek schüttelte den Kopf. Fast direkt neben dem Tor war der Erdwall noch unvollendet. Eine breite Lücke klaffte in der Verteidigung. Auch wenn dort Bronzeschlangen standen und Schanzkörbe eine niedrige Verteidigungslinie bildeten, war das für die Reiter so gut wie kein Hindernis. Zumal die Geschütze nicht bemannt waren.
Erek drehte sich um. Die Männer, die am wenigsten wie Schwarzreiter aussahen, hatten sie in die Mitte der Kolonne genommen. Es waren jene, die ihre Bärte nicht hatten
abschneiden wollen und an deren Sätteln trotz der Mittagsstunde Blendlaternen hingen. Weit hinter ihnen am Waldrand warteten die Kentauren und Tiranus Schnitter. Vielleicht ging ja alles gut, versuchte Erek sich einzureden. Aber woher, zum Henker, war die Erde gekommen?
Nur noch hundert Schritt bis zum Tor. Die Wache, die eben noch gewunken hatte, starrte sie an. Ein Kerl mit einem ärmellosen Lederwams. An seiner Seite hingen ein Rapier und eine Ochsenzunge, ein breiter, schwerer Dolch. Ein wahres Schlachtermesser, das man im dichten Handgemenge einsetzte, wenn die lange Klinge eines Rapiers nur hinderlich war.
War er misstrauisch geworden?
Erek blickte zu Gishild. Durch den breiten Schirm ihrer Sturmhaube lag ihr Gesicht halb im Schatten. Sie wirkte nicht angespannt. Erek bemerkte, wie er auf seiner Unterlippe kaute. Er war kein Feigling, aber die letzten Augenblicke vor einer Schlacht verfluchte er. Das war die Zeit, in der man an den Tod dachte. Wenn das Morden erst einmal begonnen hatte, waren solche Gedanken seltsamerweise verflogen. Dann dachte man nur noch an sein Überleben.
»Ich kenne euch nicht«, rief die Torwache sie an. »Wer seid ihr, Capitano?«
»Jeanette de Bries, Capitano der Zweiten equitanischen Pistoliere. Wir sind neu hier in Drusna. Aber verlass dich drauf, wenn sie uns endlich in eine verdammte Schlacht reiten lassen, dann wird uns hier bald jeder kennen. Meine Jungs brennen darauf, ein paar Trollen das Fell über die Ohren zu ziehen. Und da ich eine Dame bin, werde ich dir nicht sagen, woraus sie sich neue Tabaksbeutel machen wollen.«
Erek verstand die Sprache der verfluchten Ritter mehr schlecht als recht. Aber Gishild war so gut, dass sie sogar in
verschiedenen Dialekten sprechen konnte. Sie hatte ja auch lang genug unter diesen Bastarden gelebt.
Die Torwache lachte. »Ihr seid wirklich neu hier. Betet lieber, dass euch nie ein Troll über den Weg läuft. Ich wette, deine Jungs werden sich in ihre schmucken Stiefel scheißen, wenn sie einen Troll nur von Weitem sehen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.«
Erek wischte sich mit dem Lederhandschuh den Schweiß vom Gesicht. Gishild war jetzt auf einer Höhe mit der Torwache. Erek hielt sich dicht neben ihr. Eine Böe blähte das Aschenbaumbanner, das er trug. Der Wind zerrte an dem Seidentuch.
»Wo
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