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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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erkennen. Er war nicht wirklich eingesperrt, redete er sich ein. Auch wenn er wie all die anderen Ordenssoldaten den Wagen nicht verlassen konnte.
    Drei Nächte mit wolkenverhangenem Himmel hatten es ihm erlaubt, seine Vorbereitungen in aller Heimlichkeit zu
treffen. Letzte Nacht war der falsche Wagenzug eingetroffen. Er hatte nicht Lebensmittel, sondern Soldaten gebracht. Hunderte von Soldaten! Die verdammten Rebellen und die Anderen würden in ihrem eigenen Blut ertrinken, wenn sie angriffen!
    Sein Leibwächter drehte das Stundenglas herum. Louis sah zu, wie der feine, gelbe Sand durch die Enge rieselte. Anderthalb Stunden noch bis zur Wachablösung! Also mussten sie noch mindestens eine Stunde warten. Das alles wäre nicht nötig gewesen, wenn die verdammte Neue Ritterschaft den Befehlen des Ordensmarschalls vom Aschenbaum nachgekommen wäre.
    Louis betrachtete die dicke, langsam schwelende Lunte eines der Arkebusiere. Sie steckte in einer Messinghülse an einem breiten Lederbandelier, das quer über dessen Brust lief. Daran würde er die Lunte seiner Arkebuse entzünden, sobald der Befehl kam, sich gefechtsbereit zu machen. Der kleine Glutfunken war durch die Luftlöcher der Messinghülse kaum zu sehen. Ein dünner Rauchfaden stieg davon auf.
    Louis schob sich einen Finger unter den Kragen. Auf seinem Hals stand der blanke Schweiß. Hämmernde Kopfschmerzen machten ihm zu schaffen. Er nahm seine Feldflasche und trank von dem leicht mit Essig versetzten Wasser. Es war warm und schmeckte metallisch. Er spürte, wie sein Herz schneller schlug. In diesem verdammten Wagen eingesperrt zu sein und den Himmel nicht richtig sehen zu können, das war nichts für ihn! Doch er musste seine Angst bekämpfen! Heute würde er siegen. Er durfte jetzt keinen Fehler machen. Nicht wie damals im Turm von Marcilla. Hätte er sich nur den Truppen des Komturs ergeben! Bei der Erinnerung daran, wie man ihn und die Überlebenden lebendig eingemauert hatte, wurde ihm die Kehle eng. Nicht daran denken!
    Er starrte hinauf zur Plane des Wagens, um sich zu vergewissern,
dass der matte gelbe Fleck noch durch das Leinen schien.
    Mit fahriger Geste strich er sich über die Stirn. Diesmal hatte die Neue Ritterschaft einen schweren Fehler gemacht. Sie hatten eine große Flotte im Norden versammelt. Auch wenn das in aller Heimlichkeit geschehen war, hatten sie nicht verhindern können, dass Gerüchte bis zu Tarquinon, dem Großmeister des Ordens vom Aschenbaum, vorgedrungen waren. Nachdem die Flotte des Ordens vom Aschenbaum durch eine Springflut überrascht worden war und etliche Schiffe an den trügerischen Küsten der Dvina-See zerschellt waren, hatte der Orden die Flotte der Neuen Ritterschaft zur Unterstützung aufgefordert. Mit ihrer Hilfe hätte man den Hafen von Haspal blockieren können. Dann hätten die letzten Drusnier und alle Fjordländer und Albenkinder, die sie unterstützten, in der Falle gesessen.
    Aber kein einziges Schiff war aufgetaucht. Stattdessen war die Flotte vom Blutbaum spurlos verschwunden! Diese Befehlsverweigerung würde der hochmütigen Ritterschaft endgültig das Genick brechen. Der Orden vom Aschenbaum führte den Oberbefehl in Drusna. Den Befehlen des Großmeisters Tarquinon nicht Folge zu leisten, war offene Rebellion. Und einen rebellischen Ritterorden würden die Heptarchen in Aniscans nicht dulden. Man würde die Neue Ritterschaft auflösen. Und ihre Truppen und Besitztümer würden an den Orden vom Aschenbaum übergehen.
    Louis’ Herzschlag ging nun wieder ruhiger. Ein ferner Donner erscholl, so als sei jenseits des Tals ein Gewitter aufgezogen. Der Komtur lauschte. Das Donnern schwoll weiter an, statt zu verebben. Das war kein Unwetter. Verwundert blickte er auf das Stundenglas.
    »Sie kommen«, sagte einer der Arkebusiere mit von der Hitze heiserer Stimme.

    Louis zog den Kantschlüssel aus seinem Gürtel und spannte die Feder seiner Radschlosspistole. Langsam und mit Bedacht drehte er den Schlüssel und lauschte auf das metallische Knacken.
    »Entzündet die Lunten«, befahl er mit ruhiger Stimme.
    Dann konnte er der Versuchung nicht länger widerstehen. Er schob die Pistole in seinen Gürtel, zog seinen Dolch und schnitt oberhalb der hölzernen Brustwehr durch das Leinen der Plane. Der Spalt war nicht länger als sein Mittelfinger. Vorsichtig zog er den Stoff auseinander.
    Die Mittelgasse zwischen den Zelten des Lagers war menschenleer. Nur am Tor zeigten sich ein paar Wachen. Sie öffneten die schwere,

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