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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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besetzt.
    Zweihundert Schritt waren sie an einem der Wälle vorbeigelaufen. Bei einem Angriff würde auf diesem Stück von beiden Seiten Flankenfeuer kommen. Aber im Nebel waren die Wälle kaum zu erkennen.
    Lilianne hatte sich das Gesicht mit Schmutz beschmiert. Sie hoffte, dass man sie einfach durchwinken würde. Wer wollte schon etwas von einem alten, nach Gänseschiss stinkendem Weib? Sie erreichte die Brücke. Vor den inneren Schanzen lag ein breiter Wassergraben. Sie kannte die Pläne der Stadt bis in die Einzelheiten, ihre Spitzel hatten sie ihr besorgt. Stunden um Stunden hatte sie in ihrer Kajüte darüber gebrütet. Dreißig Schritt breit war der Graben. Bei einer Belagerung hätten sie einen Kanal graben müssen, um ihn trockenzulegen.

    Ihre Holzschuhe klapperten auf den schweren Bohlen. Die Brücke war so konstruiert, dass eine Handvoll erfahrener Zimmerleute sie in zwei Stunden völlig zerstören konnten.
    Ein Wachtposten tauchte im Nebel auf. Eine Meerschaumpfeife mit langem, dünnem Stiel hing ihm aus dem Mundwinkel. Er trug eine dicke Wollmütze statt eines Helms. Den Umhang hatte er eng um die Schultern geschlungen. Zu eng! Er würde ihn behindern.
    Lilianne spähte an ihm vorbei. Da war nur Nebel. Die Brücke schien ins Nichts zu führen.
    Er sprach sie an.
    Lilianne duckte sich noch ein wenig tiefer unter ihrer Last.
    Wieder sagte er etwas. Seine Stimme klang fordernd. Die Ritterin tastete unter ihrer Schürze nach dem Messer. Sie drehte sich ein wenig. Dann stieß sie dem Mann das Reisigbündel ins Gesicht. Er taumelte zurück, zu verblüfft, um auch nur zu fluchen.
    Lilianne ließ ihre Last fallen. Das kleine Schälmesser beschrieb einen blitzenden Bogen. Blut spritzte über den Neuschnee. Der Soldat ging zu Boden. Seine Beine zuckten. Er sah sie an. Seine großen braunen Augen waren voller Entsetzen. Er wusste, dass er starb. Er wollte schreien, doch über seine Lippen kam nur ein Röcheln. Sein Blut schmolz sich einen Weg durch den Schnee und troff über den Brückenrand.
    Ihre beiden Kameraden hatten zu Lilianne aufgeschlossen. Keiner sagte ein Wort. Sie wussten, dass jetzt Eile geboten war.
    Abgesehen vom Klappern ihrer Holzschuhe war es totenstill.
    Etwas bewegte sich vor ihnen.

    Lilianne blieb stehen. Der Nebel schien feste Konturen anzunehmen. Was war da?
    Die beiden Ritter blieben ebenfalls stehen.
    Sie konnte jetzt das Blut in ihren Ohren rauschen hören. Die Gestalt im Nebel verursachte kein Geräusch, obwohl sie sich doch bewegte. Sie war unförmig …
    Plötzlich stand ein großer Ganter vor ihr, schneeweiß bis auf seinen Schnabel. Behäbig watschelnd zog er vorbei, ohne auch nur Notiz von ihr zu nehmen.
    Lilianne stöhnte auf vor Erleichterung.
    Ketten griffen von oben aus dem Nebel nach dem Brückengeländer. Wie ein Maul tauchte der Torgang vor ihr auf. Die Glut eines Feuers in einem Eisenkorb leuchtete die gewölbte Decke aus. Gerade noch konnte man eine Nische erkennen, die seitlich in den Wall führte.
    Beim Feuerkorb standen nur zwei Soldaten.
    Lilianne verlangsamte ihre Schritte, um mehr Zeit zu gewinnen. Sie starrte aus den Augenwinkeln, den Kopf unter ihrer Reisiglast gebeugt. Es waren tatsächlich nur zwei. Ihre Gebete waren erhört worden!
    Wieder wurde sie angesprochen. Oder hatten die Wachen ihre beiden Kameraden gemeint? Eine Hellebarde, die in einen langen, dreikantigen Dorn auslief, lehnte an der Wand neben dem Feuerkorb.
    Sie schlugen alle drei zur gleichen Zeit zu. Lilianne sprang den hinteren der beiden Wächter an. Sein Kopf schlug hart gegen die Mauer. Sie presste ihm eine Hand auf den Mund und schnitt ihm die Kehle durch. Sein Blut benetzte ihre Kleider. So würde sie nicht weiter in die Stadt vordringen können.
    Sie ließ den Wachposten zu Boden sinken und zog ihre Schürze aus. Dann schmierte sie sich Schlamm aus dem Torweg auf ihr fadenscheiniges Kittelkleid.

    Ein merkwürdiges Geräusch ließ sie innehalten. Ein Schnüffeln, wie von einem Jagdhund. Nur lauter.
    Aus der Wandnische trat eine riesige Gestalt. Ein Troll! Um Gottes willen! Wie konnte man einen Troll zur Wache abkommandieren?
    Der Hüne kam ihnen entgegen. Er trug eine Keule, die er leicht hin und her pendeln ließ.
    Lilianne schob ihr Messer zurück. Ob der Blutgeruch den Troll angelockt hatte? Und warum gab dieses Monstrum keinen Alarm? War es sich sicher, dass es sie ohne Hilfe besiegen würde?
    Lilianne wich ein Stück zurück. Natürlich würde der Troll siegen! Er war so groß, dass er

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