Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
sie mit ihrer Streitmacht die schiffbrüchigen Ordensritter überwältigen würde. Insgeheim hatte Sigurd sogar vermutet, dass es der Königin ganz recht war, in Aldarvik festzusitzen und so den Problemen bei Hof entgehen zu können.
»Nicht einmal meine Männer kämen in dem hohen Schnee über die Pässe«, gab Orgrim, der Herrscher der Trolle, zu bedenken. »Es ist unmöglich, ein Entsatzheer zu schicken.«
»Dann nehmen wir die Albenpfade. Es muss doch einen Weg nach Aldarvik geben!«
»Ich habe das bereits bedacht«, erklärte Ollowain. »Es ist keine Lösung. Es gibt keinen Albenstern nahe der Stadt. Alles, was wir erreichen würden, wäre, dass uns andere verschneite Pässe den Weg blockieren. Wir können Aldarvik nicht erreichen. «
»Und über See? Die Flotte in Gonthabu! Es kann doch nicht lange dauern, die Flotte wieder seetüchtig zu machen.«
»Nicht dass ich dir zu nahe treten möchte, König Erek«, sagte Tiranu in einem Tonfall, der das Gegenteil verhieß. »Die Flotte ist in einem schlechten Zustand. Mehr als die Hälfte der Schiffe ist für eine Fahrt während der Winterstürme untauglich. Sie würden in der schweren See sinken, noch bevor sie das offene Meer erreichen.«
»Und die Flotte Albenmarks?«
»Ist auf hoher See und nicht zu erreichen«, behauptete Tiranu.
Sigurd bemerkte, wie Ollowain den Fürsten von Langollion mit einem finsteren Blick bedachte.
»Weiß der Bote, wie stark die Ordensflotte vor Aldarvik ist?«, fragte der Schwertmeister.
Der Hauptmann der Mandriden musste sein Ohr bis fast an die Lippen des entkräfteten Mannes bringen, um dessen Worte zu verstehen. »Etwa fünfzig Kriegsschiffe aller Klassen. Die Galeeren und Galeassen wurden inzwischen auf den Strand gezogen. Sie machen den größeren Teil der Kampfflotte aus. Man hat die Geschütze von den Schiffen geholt, um die Belagerungsbatterien vor der Stadt zu verstärken.«
»Weiß jemand, wie stark die Festungswerke der Stadt sind?« Sigurd war vor vielen Jahren das letzte Mal in Aldarvik gewesen. Und er konnte sich an keine nennenswerten Festungswerke erinnern.
»Alte Steinmauern. Die werden schon in Trümmern liegen, wenn die Ordensritter sich nicht wie Idioten aufführen. Es gibt nur zwei oder drei Erdwerke und einige wenige Kanonen. « Brandax, der Kobold, der seit Jahren den Ausbau der Festungswerke von Firnstayn überwachte und auch sonst alle befestigten Plätze des Fjordlands besichtigt hatte, hob entschuldigend die Hände. »Wir haben nie mit einem Angriff auf Aldarvik gerechnet. Die Stadt ist völlig unbedeutend. Selbst bei besten Wetterbedingungen kann man von dort aus nur schwerlich ein Heer ins Herz des Landes führen. Wenn die Ritter versucht hätten, Gonthabu zu stürmen, das wäre eine harte Nuss gewesen. Aber Aldarvik? Das wird mehr durch Mut als durch Mauern verteidigt.«
»Ist der Bote sich sicher, dass nur fünfzig Kriegsschiffe vor der Stadt liegen?«, fragte Tiranu.
Langsam kochte auch Sigurd die Galle über. »Unter diesen Umständen sind fünfzig Schiffe doch wohl mehr als genug! « Er bemerkte, wie der Fürst von Langollion und Ollowain
Blicke tauschten. Beide wirkten besorgt. »Gibt es etwas, was der Rat wissen sollte?«
Tiranus Gesicht zeigte keinerlei Regung. Doch Ollowain konnte er ansehen, dass dieser sich unwohl fühlte.
»Ich dachte, der Streit mit der Königin sei aus der Welt. Verbündete sollten keine Geheimnisse voreinander haben!«
»Darum geht es nicht«, sagte Ollowain beschwichtigend.
Sigurd fiel erst jetzt auf, dass Menschen und Albenkinder in getrennten Gruppen im Saal standen. Früher war das nicht so gewesen. »Worum geht es dann?«
»Wir haben einen Angriff auf Albenmark befürchtet. Einen Angriff, wie sie ihn auf Vahan Calyd geführt haben. Deshalb ist unsere Flotte auf hoher See und erwartet die Ordensflotten. Wir haben die Häfen in Drusna beobachtet. Schon vor vierzig Tagen sind die ersten Schiffsverbände zusammengezogen worden. Sie haben eine riesige Flotte bei der Hafenfestung Rabenturm versammelt. Das war vor vier Wochen.«
»Vor vier Wochen!«, rief Erek empört.
Auch Sigurd war erschüttert, dass ihre Verbündeten ihnen das verschwiegen hatten. »Wann gedachtest du, den Kronrat darüber zu benachrichtigen?«
»Wir waren nicht der Auffassung, dass das Fjordland bedroht ist«, entgegnete Ollowain steif. »Vor allen Dingen, nachdem wir die Flotte aus den Augen verloren haben.«
Der Hauptmann der Mandriden traute seinen Ohren nicht. »Ihr habt eine Flotte
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