Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
mich hier herunter.« Er spuckte Blut. »Ich hab mir auf die Zunge gebissen.«
Gishild starrte auf seinen grässlich verdrehten Arm. Wie konnte man mit einer solchen Wunde darüber nachdenken, dass man sich auf die Zunge gebissen hatte?
»Sag nichts mehr«, befahl sie schroff. »Bewege dich so wenig wie möglich. Atme flach …«
»Bald atme ich gar nicht mehr«, grunzte er.
Gishild hielt ihr zerbrochenes Rapier hoch. »Ich weiß nicht, wie ich dich von diesem verfluchten Pfahl befreien soll. Ich muss Hilfe holen.« Die Grube war fast vier Schritt tief in den lehmigen, mit Kiesbändern durchsetzten Boden gegraben. Das Zelt, das in Fetzen hinabhing, hatte die Falle perfekt verborgen. Drei Dutzend der gut zwei Schritt hohen Pfähle
ragten vom Boden hoch. Keiner war mehr als eine Elle vom nächsten entfernt. Gishild konnte sich am Grund der Grube kaum bewegen, ohne mit ihrer Rüstung an den Pfählen entlangzuschrammen. Je länger sie die Pfähle betrachtete, desto klarer wurde ihr, wie viel Glück sie gehabt hatte, noch am Leben zu sein. Es war beinahe unmöglich, zwischen ihnen hindurchzufallen.
Der Boden der Grube war ein blutiger Morast. Gishild packte nach der zerfetzten Zeltleinwand, doch der Stoff riss, als sie versuchte, sich daran hochzuziehen. Fluchend stürzte sie zu Boden.
»Ich liebe dich wirklich. Weißt du das?« Erek sprach stockend.
Es brach Gishild das Herz, ihn so über sich hängen zu sehen. »Rede nicht, als würdest du auf dem Totenbett liegen«, sagte sie barsch. »Beiß die Zähne zusammen und stell dich nicht so an!« Das war ungerecht, aber es wirkte. Das Letzte, was sie jetzt hören wollte, waren Liebessschwüre.
Sie stach mit dem abgebrochenen Rapier auf die Wand der Grube ein, um sich einen Halt zu schaffen. Sie würde hier herauskommen!
»Heh, Heidenflittchen! Warum reitest du nicht auf einem Pfahl?« Ein Krieger mit breitem, sonnenverbranntem Gesicht war am Rand der Grube erschienen. Er trug den Kürass eines Pikeniers und eine verbeulte Sturmhaube, unter der blonde Locken hervorlugten.
Eine zweite Gestalt erschien, ein bulliger Kerl mit mehrfach gebrochener Nase und zu weit auseinanderstehenden Augen. Er hatte schmale Lippen. »Wieso lebst du noch?«
»Damit wir Spaß mit ihr haben«, sagte der Lockenkopf. »Komm, wir lassen sie ein bisschen tanzen.«
»Rührt sie nicht an!«, stöhnte Erek.
Der Kerl mit der eingeschlagenen Nase lachte. »Warum?
Weil du sonst von deinem Pfahl klettern und uns die Kehlen durchschneiden wirst?«
Gishild sah sich gehetzt um. Es gab keinen Weg hinaus. Und auf Hilfe sollte sie besser nicht hoffen. Nicht weit entfernt donnerten jetzt schwerere Geschütze als die Knochenklopfer. Und immer noch erklang Arkebusenfeuer. Ihre Mandriden waren wahrscheinlich schon allesamt niedergemetzelt, und ob es Appanasios und Tiranu überhaupt bis hierher schaffen würden, war mehr als zweifelhaft. Sie war auf sich allein gestellt.
Der Blonde erschien wieder am Rand der Grube und reichte seinem Gefährten eine lange Pike. Auch für sich hatte er eine Waffe mitgebracht.
Gishild stand mit dem Rücken zur Wand in der Grube, als sich die beiden stählernen Spitzen zu ihr hinabsenkten. Die Pfähle behinderten die Soldaten. Sie standen so dicht, dass die beiden Krieger ihre Piken nur ein kleines Stück weit schwenken konnten. Gishild drückte sich an der Lehmwand entlang.
»Vorsicht!«, rief Erek.
Gishild blickte hoch. Unmittelbar über ihr war ein dritter Kirchenkrieger am Grubenrand aufgetaucht. Er stieß die Pike senkrecht zu ihr herab. Gishild wollte sich zur Seite werfen, doch die Waffenspitze schrammte schon über ihren Reiterharnisch und verfing sich in der Stulpe ihres linken Stiefels.
Mit einem zufriedenen Brummen stemmte sich der neue Angreifer mit all seiner Kraft auf den Schaft der Pike. Das Stichblatt der Waffe schnitt Gishild in die Wade, durchstieß ihren Stiefel und bohrte sich tief in den Boden.
»Das war es dann wohl«, höhnte der Kerl mit der eingeschlagenen Nase. Seine funkelnde Pikenspitze schwenkte dicht vor Gishilds Gesicht hin und her. »Zieh dich aus, Heidenschlampe!
Weiber sollten nicht Ritter spielen, die taugen nur für eins.«
»Rühr sie nicht an!«, schrie Erek.
»Halt’s Maul!« Der Blonde versetzte ihm einen Stoß mit dem Pikenschaft, und Erek rutschte noch ein Stück tiefer auf dem Pfahl herab.
»Los, Flittchen, leg deinen Kürass ab, oder ich stech dir eines deiner hübschen Äuglein aus.«
Gishild hieb die Pikenspitze mit
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