Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
auch in seinen Plänen berücksichtigt.
Stolz blickte der Elfenfürst die Reihe seiner Männer entlang. Sie waren die besten Krieger Albenmarks, ganz gleich, was man über Ollowains Elfenritter sagte. Und er hasste es, sie in eine so unnötige Schlacht zu führen. Jede Lücke, die die Menschenkinder in diese Reiterreihe schlugen, würde nicht mehr geschlossen werden können. Krieger wie seine Reiter brauchten ein Jahrhundert, um zu reifen. Und ein Jahrhundert würden die Kämpfe in der Welt der Menschen nicht mehr andauern.
ZWEI MÄRCHEN
Der Kerl mit der gebrochenen Nase hatte das Ölfass in die Grube entleert. Mit seinen kleinen Augen fixierte er Gishild. »Hast du schon einmal jemanden brennen sehen? Es dauert lange, bis man verreckt ist.«
Der Gestank des Lampenöls raubte ihr fast den Atem. Es war ein schlechtes, dickflüssiges Öl. Hinter den Pikenieren sah sie eine schwarze Rauchsäule aufsteigen. Dann hörte sie Schreie.
»In den Chor wirst du auch gleich einstimmen, Mädchen. «
Sie war versucht, ihm zu sagen, wer sie war. Würde er sie dann verschonen? Bei dem Kopfgeld, das auf sie ausgesetzt war, gewiss. Sie könnte sich in Gefangenschaft retten. Der Orden vom Aschenbaum würde sie wahrscheinlich nach Aniscans zum Sitz der Heptarchen schaffen lassen. Man würde versuchen, die Jarls des Fjordlands zu erpressen. Frieden und Bekehrung zum Tjuredglauben für das Leben der Königin. Einer Königin, die man gewiss nie mehr ins Fjordland zurückkehren lassen würde. Und wenn ihre Adeligen nicht mit sich verhandeln ließen? Dann würde die Kirche wahrscheinlich ein großes Spektakel daraus machen, sie öffentlich hinrichten zu lassen. Der Tod der letzten Heidenkönigin, diesen Triumph wollte sie der Kirche nicht gönnen. Und diese Schande wollte sie Luc ersparen. Wo er jetzt wohl war? Ob er an sie dachte? Er hatte versprochen, bei ihr zu sein und sie zu beschützen. Ihr wurde plötzlich die Kehle eng. Kinderschwüre! Wie dumm sie gewesen waren. Das Leben war kein Märchen.
Sie blickte zu Erek auf. Mit unnatürlich verdrehtem Arm
hing er auf dem Pfahl: ihr Mann, dem sie sich immer verweigert hatte. Er war ihr seit dem Tag, an dem sie miteinander vermählt worden waren, immer treu gewesen. Er hatte sich aufrichtig um sie bemüht. Und sie hatte es ihm mit beißendem Spott und Missachtung gelohnt. Und nun war er hier in ihrer schlimmsten Stunde. Er war es, der sie mit seinem Leben geschützt hatte, nicht ihr ferner Ritter Luc.
Gishild straffte sich.
Der Pikenier sah die Tränen in ihren Augen und missdeutete sie. »Tut es dir leid? Tränen helfen jetzt nicht mehr.« Er blies auf den Glutkopf einer dicken Zündschnur, die er aus einer Messinghülse geschoben hatte.
Gishild reckte ihr Kinn vor. »Ich habe keine Angst vor dir. Und ich werde dir nicht die Genugtuung bereiten, um mein Leben zu betteln oder zu schreien.«
Der Soldat sah sie kalt an. Dann deutete er auf seinen toten Kameraden, der in der Grube lag. »Das war der Sohn meines Bruders. Ich hatte versprochen, auf ihn achtzugeben. Ich weiß nicht, wie ich meinem Bruder erklären soll, dass er tot ist. Dass ich versagt habe … Aber ich werde ihm berichten können, dass die Heidenhure, die seinen einzigen Sohn getötet hat, einen jämmerlichen Tod gestorben ist. Ganz gleich, was du denkst, ich verspreche dir, du wirst schreien und um Gnade winseln, wenn die Flammen dich liebkosen.«
Gishild sah in den weiten blauen Himmel hinauf. Sie würde gar nichts mehr sagen. Ihren Henker keines Blickes mehr würdigen. Sie würde in Gedanken fliehen. In bessere Zeiten. Die unbeschwerten Tage ihrer Kindheit, als sie mit Silwyna durch die Wälder gestreift war oder der schönen Yulivee gelauscht hatte, wenn sie von den Abenteuern erzählte, die sie einst mit einem Dschinn erlebt hatte und mit Mandred, dem legendären Ahnherren der Königsfamilie des Fjordlands.
Mandred war sicher schon lange tot. Auch Yulivee hatte
zugeben müssen, dass Jahrhunderte vergangen waren, seit sie ihm das letzte Mal begegnet war. Aber in den Herzen der Fjordländer lebte er weiter. Für sie war er ihr erster König, obwohl es in Wirklichkeit erst sein Sohn Alfadas gewesen war, der ihrer Familie die Königskrone erobert hatte. Es hieß, Mandred würde zurückkehren, wenn das Fjordland ihn am dringendsten brauche. Gishild lächelte traurig. Noch ein Märchen so wie Lucs Schwüre, immer an ihrer Seite zu sein.
Wenn sie in dieser Grube verbrannte, dann würde von ihrer Leiche nicht genug
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