Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
ihrem abgebrochenen Rapier zur Seite.
»Du glaubst mir wohl nicht.«
Der Blonde stieß Gishild mit dem Stichblatt vor den Brustpanzer. Sie schlug nach der Waffe, doch sofort war die zweite Pike wieder direkt vor ihrem Gesicht.
»Ich werd euch mit euren eigenen Eingeweiden erdrosseln! «, schrie Erek. Er bäumte sich auf dem Pfahl auf und trat gegen den Kadaver seines Hengstes.
Gishild wollte ihm befehlen, mit dem Unsinn aufzuhören, als sie begriff, was er bezweckte. Rasch duckte sie sich unter den Pikenspitzen hinweg.
Erek schrie vor Schmerzen, aber er trat noch einmal gegen das tote Pferd. Der Kadaver hing schräg auf den Pfahlspitzen. Jetzt bewegte er sich ruckend. Und eine der Sattelpistolen glitt aus dem Lederholster. Gishild streckte sich vor, so gut sie es mit dem festgenagelten Fuß vermochte.
Sie fing die schwere Pistole im Sturz, wirbelte sie in der Hand herum und richtete sie auf den Blonden, der ihr die Pike ins Gesicht stoßen wollte. Ihr Finger krümmte sich um den Abzug.
Der Rückschlag der Waffe riss ihren Arm nach hinten. Die Kugel löschte das Gesicht des Blonden aus. Er taumelte kurz, dann stürzte er kopfüber in die Grube und spießte sich auf den Pfählen auf.
Einige Herzschläge lang starrte sie der Waffenbruder des Toten an.
»Dich bring ich um!«, erklang eine Stimme unmittelbar über Gishild.
»Nein, Pietro. Keine Spielchen mehr. Mit dieser Heidenhexe machen wir, was Hexen bestimmt ist. Bleib hier und halte Wache!«
Gishild versuchte den Schaft der Pike zu lockern, der sie gefangen hielt, doch der Soldat, den der andere Pietro genannt hatte, hielt den Schaft der Pike fest umklammert. Schließlich gab Gishild auf. Sie sah zu Erek. Ihr Mann war ohnmächtig geworden. Wenigstens würde er nicht mehr erleben müssen, was immer jetzt kommen mochte.
Es dauerte nicht lange, bis der Wortführer zurück war. Er trug ein kleines Fässchen auf der Schulter. »Eigentlich sollten wir eure Leichen in den Gruben verbrennen«, sagte er mit tonloser Stimme. »Aber ich finde, Hexen brennen besser, wenn sie noch leben.« Mit diesen Worten zog er den Korken aus dem Fass und ließ gelbliches Öl in die Grube laufen.
EIN WALL AUS STAHL
Ein Klirren und ein Ruck, dann war alles vorbei. Hinter ihm erklangen Schreie. Appanasios jagte noch immer der Lücke im Wall entgegen. Er spürte keinen Schmerz. Seine Beine schienen noch alle dort zu sein. Er öffnete die Augen. Sein Schwert war fort!
Er schrie. All seine Angst und Erleichterung legte er in den wilden Schlachtruf. Die Kettenkugeln hatten ihn verfehlt. Sie hatten ihm das Schwert aus der Hand gerissen und hinter ihm eine blutige Schneise in die Schar seiner Freunde und Gefährten gerissen. Aber er lebte noch!
Er blickte über die Schulter, drehte sich aber sofort wieder um. Er wollte das nicht sehen. Einen kurzen Moment lang fühlte er sich schuldig. Er hatte sie in die Schlacht geführt, und sie mussten dafür bluten, ihm gefolgt zu sein. Das war nicht gerecht. Aber auch er hätte dort mit zerfetzten Gliedern liegen können.
Er löste eine der Radschlosspistolen von seinem Bandelier und spannte die Feder mit einem Schlüssel. Dann drang er in den dichten Pulverrauch ein, der die Geschütze umgab. Es war völlig windstill. Der Qualm stand wie eine Mauer um die Kanonen. Appanasios malte sich aus, wie er eines der Menschenkinder, das seine Gefährten getötet hatte, unter seinen Hufen zermalmte. Er hatte sein Tempo verlangsamt. Seine rechte Flanke schrammte an einem Schanzkorb vorbei. Neben dem schwefeligen Pulverqualm war da noch ein zweiter Geruch. Schweinefett!
Der Kentaur trat aus dem stehenden Pulverqualm und sah sich einem stählernen Wall gegenüber. Pikeniere! Es waren mindestens dreihundert. Fünf Reihen gestaffelter Stichblätter waren ihm entgegengereckt. Die ersten Pikeniere standen mehr als drei Schritt hinter den vordersten Stahlspitzen.
Jedes Pferd hätte vor diesem Hindernis gescheut. Kein Tier rannte gegen eine Mauer an.
Neben Appanasios trabten andere Kentauren aus dem Pulverrauch. Der Kentaurenfürst hob die schwere Pistole und feuerte. Die Menschenkinder hatten offensichtlich noch nie gegen Kentauren gekämpft. Sie wussten nicht, was es bedeutete, wenn Mann und Pferd eins waren!
EIN NEUER FEIND
Tiranu verfolgte den Verlauf der Schlacht durch sein Fernrohr. Der Feldherr der Menschen, der diese Falle gestellt hatte, war ein wahrer Künstler des Todes. Er hatte jeden ihrer Schritte vorausgesehen. Wahrscheinlich hatten seine
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