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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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dass sich der Orden vom Aschenbaum nach denselben Reglements richtete, die in der Neuen Ritterschaft gegolten hatten. Nach einem Angriff sollte ein Feldherr seinen Truppen zwei Tage der Ruhe gönnen.
    Sie machte sich zu den Schmieden auf. Der rhythmische Schlag der Hämmer wurde von Gelächter begleitet. Es stank nach verbranntem Horn. Dutzende Kentauren drängelten sich in der Schmiedegasse. Endlich fand sie Appanasios. Der Kentaurenfürst stand selbst an einem Amboss. Die Glut der Schmiedefeuer spiegelte sich auf seiner schweißnassen Brust. Geschickt schlug er auf ein glühendes Hufeisen ein. Mit einer langen Zange drehte und wendete er es, während das Eisen langsam dunkler wurde. Schließlich warf er es in einen Eimer mit Wasser, in dem es mit einem scharfen Zischen verschwand.
    »Werdet ihr fertig?«, fragte Gishild.
    Der Fürst griff nach dem Ziegenschlauch, der neben ihm an der Wand hing, und nahm einen tiefen Schluck. Er seufzte. »Nein, Herrin. Es ist keine einfache Arbeit, Eisen mit Eisdornen zu fertigen. Die meisten meiner Männer verstehen sich auf das Schmiedehandwerk, aber in dieser Stadt gibt es nur fünf Ambosse. An allen wird ohne Unterlass gearbeitet. Wenn wir einen Tag mehr hätten …«
    Gishild schüttelte den Kopf. »Es muss heute Nacht sein. Es ist Neumond. Das wird unsere Flucht begünstigen. Morgen ist es zu spät.«
    Appanasios fluchte leise. »Hast du einmal ein Pferd auf Eis
gesehen? Meine Männer werden sich an den Schlitten festhalten müssen. Wäre es nicht besser, hierzubleiben und zu kämpfen? Das Eis ist auch nicht sehr dick … Wie weit können wir darauf kommen?«
    »Ein Kampf ist aussichtslos. Ich muss auch an die Frauen und Kinder denken. Und was das Eis angeht, mach dir keine Gedanken. Es wird uns tragen. Firn selbst wird uns helfen.« Sie zögerte, doch dann entschied sie, ihm nichts zu verraten. Je weniger um ihr Geheimnis wussten, desto besser. Sie war sich gewiss, dass sie aus dem Hafen heraus und ein gutes Stück aufs Meer kamen. Dann mussten sie sich entlang der Küste nach Norden wenden. Wie weit das Eis reichen würde, konnte niemand sagen. Normalerweise gefror das Meer nicht so früh im Winter. Hinauszugehen war ein großes Risiko, aber sie konnte die Bewohner Aldarviks nicht zurücklassen. Selbst wenn sie zu Erilgar ging, ihm ihr Schwert vor die Füße legte und sich ergab, würde es dem Volk nicht helfen. Gewiss würde der Ordensmarschall vom Aschenbaum großmütige Versprechen machen. Aber die Katastrophe bei der Landung und die zu lange Belagerung in Schnee und Eis hatten die Soldaten verbittert. Ganz gleich, was ihr Befehlshaber anordnete, die Besetzung würde ebenso mit Feuer und Schwert geschehen wie die Erstürmung. Die Soldaten hatten zu lange gelitten. Sie würden Rache nehmen. Niemand könnte sie daran hindern.
    Der Kentaur hängte den Wasserschlauch zurück an den Haken und nahm ein neues Eisen aus der Esse. »Du bist die Königin. Du entscheidest.«
    Sie straffte sich. »Wenn wir angegriffen werden, dann werden es die Kentauren sein, die uns auf dem Eis retten müssen. Die Elfen sind zu wenige und die Drusnier und Fjordländer zu erschöpft.«
    »Du kannst auf uns zählen.« Die Luft um das glühende Eisen
zerrann zu glasigen Schlieren. Erneut begann das Lied des Schmiedehammers zu spielen. Gishild zögerte an der Tür. Was war richtig? Sich der ungewissen Gnade ihrer Feinde auszuliefern oder auf das Eis zu fliehen, das zu früh gekommen war und das nicht der Winter gebracht hatte?

VERTRAUTER FEIND

    Raffael nestelte nervös an der roten Bauchbinde mit den goldenen Troddeln, dem Symbol seines neuen Rangs. Dafür, dass er das Banner über der Bastion erbeutet hatte, war er zum Capitano befördert worden. Er vertrat Capitano Arturo Duarte, der während der Kämpfe vor zwei Tagen verwundet worden war. Damit befehligte Raffael das andalanische Regiment, mit dem sie einst in Valloncour das Kriegsspiel geübt hatten. Es waren Veteranen aus dem Krieg in Drusna, sie alle trugen die grüne Feder der Waldkämpfer. Harte Burschen, die ihn nicht sonderlich schätzten. Er hatte eine Gruppe seiner Ritterbrüder als Stab mit zu seinem neuen Kommando genommen.
    Raffael hatte die Ehrung für die erbeutete Fahne ablehnen wollen. Sie alle hatten sich in der Bastion tapfer geschlagen. Besonders als die Elfen wie Wölfe in eine Schafherde in ihre Reihen gebrochen waren. Raffael hatte sein halbes Leben lang fechten geübt, und doch war er sich im Vergleich zu ihnen wie ein

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